Hamburg: Raus aus Kohle, Erdgas und Holz!
- Kohleausstieg durch Holzverbrennung? Nein Danke!
- NGOs fordern vom Entwicklungsminister Müller: Kein Namibia-Holz für Kohle-Ausstieg – Kein Greenwashing bei der Energiewende!
Die Hamburger Umweltbehörde will sich morgen bei einem Pressetermin zum Ausstieg des Heizkraftwerks Tiefstack aus der Verfeuerung von Steinkohle äußern. Für den 1. Juli wird zudem eine Stellungnahme des Aufsichtsrats der stadteigenen Hamburger Energiewerke (HEnW) zu diesem Thema erwartet. Die Unterzeichner*innen der Stellungnahme setzen sich für einen schnellen Kohleausstieg ein und warnen zugleich davor, die bisher in Tiefstack verbrannte Steinkohle durch Erdgas oder Holz zu ersetzen. Dies widerspräche Hamburgs Klimaverpflichtungen fundamental, denn beide Brennstoffe sind mindestens so klimaschädlich wie Steinkohle.
„Wenn die Stadt Hamburg die eigenen Klimaziele und die Selbstbeschreibung als fortschrittlich und weltoffen ernst nimmt, muss sie endlich ein wirklich zukunftsfähiges Wärmekonzept entwickeln. Dazu gehört die Förderung sozialverträglicher Gebäudesanierung und der Energiesuffizienz genauso wie der entschlossene Ausbau von erneuerbaren Wärmequellen. Die klimaschädliche und sozial ungerechte Verbrennung von Holz und Erdgas hat in der Wärmeversorgung der Zukunft hingegen keinen Platz“, sagt ROBIN WOOD-Energiereferentin Ronja Heise.
Erdgas ist aufgrund von Methan-Leckagen in der gesamten Lieferkette und je nach Art und Ort der Förderung ähnlich klimaschädlich wie Steinkohle. Angesichts der dramatischen Klimakrise und auch der sicherheitspolitischen Risiken ist ein Ausstieg aus sämtlichen fossilen Energien notwendig.
Auch Holz ist keine akzeptable Alternative: „Wissenschafler*innen haben wiederholt davor gewarnt, dass die Verbrennung von Holzbiomasse im Vergleich zur Verbrennung von fossilen Brennstoffen mehr Treibhausgasemissionen freisetzt und dass der Ausgleich dieser Treibhausgas-Belastung Jahrzehnte bis Jahrhundert dauert“, erklärt Mary S. Booth, Direktorin des US-amerikanischen Thinktanks PFPI und international anerkannte Expertin für das Thema Biomasseverbrennung. „Es hat keinen Sinn, neue Infrastrukturen für die Verbrennung von Waldholz zu schaffen, obwohl wir die Wälder für Klima- und Naturschutz dringend erhalten und wiederherstellen müssen. Dies auch noch als Klimaschutz zu verkaufen, ist ein Hohn. Wenn die Stadt Hamburg auf Holzverbrennung setzt, ist sie auf dem Weg in die Vergangenheit – ökologisch und wirtschaftlich.“
Die Nutzung industrieller Abwärme und der Einsatz von Großwärmepumpen, die mit Ökostrom angetrieben werden, wären hingegen tatsächlich ein Beitrag zur klimafreundlichen Energiewende.
Bislang ist öffentlich nicht bekannt, wie Hamburg künftig Wärme und Strom am Standort Tiefstack erzeugen will. Der von der Hamburger Umweltbehörde gestartete Beteiligungsprozess zu Tiefstack war so konzipiert, dass keine Transparenz – geschweige denn eine Partizipation der Zivilgesellschaft an Entscheidungen zur Umgestaltung der Wärmeversorgung in Hamburg – möglich war.
Der viel zu schleppende Kohleausstieg sowie bekannt gewordene Umrüstungspläne stoßen seit langem auf breite öffentliche Kritik. Bereits im Oktober 2020 gab es eine Stellungnahme gegen Pläne, am Standort Tiefstack künftig Buschholz aus Namibia zu verbrennen.
Links:
- Gemeinsame Stellungnahme v. 16. Juni 2022: https://www.robinwood.de/sites/default/files/Stellungnahme_HKW%20Tiefstack_2022-06-16.pdf
- ROBIN WOOD-PM zur ersten Tiefstack-Stellungnahme vom Oktober 2020: https://www.robinwood.de/pressemitteilungen/keine-verbrennung-von-buschholz-aus-namibia-hamburger-kraftwerken
- ROBIN WOOD-Kampagne „Wälder und Savannen nicht verfeuern“: https://www.robinwood.de/w%C3%A4lder-und-savannen-nicht-verfeuern
- Petition von ROBIN WOOD, Deutsche Umwelthilfe und Peter Wohlleben: https://bit.ly/3tz7uPi
Unterzeichner*innen
AG Saubere Luft bei KLUG e.V.
Anja Behrens, Sprecherin AG Saubere Luft
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz (ARA) e.V.
Wolfgang Kuhlmann, Director
Australian Forests and Climate Alliance
Meredith Stanton, Secretary
Biofuelwatch
Almuth Ernsting, Co-Director
BUND Hamburg
Lucas Schäfer, Landesgeschäftsführer
Comité Schone Lucht
Fenna Swart, Director
Denkhausbremen e.V.
Peter Gerhardt, Geschäftsführer
Deutsche Umwelthilfe
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
Dogwood Alliance
Rita Frost, Campaigns Director
Earthlife Namibia
Bertchen Kohrs, Coordinator
Ecology Action Centre
Raymond Plourde, Senior Wilderness Coordinator
Forests, Climate and Biomass Working Group
Peg Putt, Coordinator – Policy, Campaigns & Networking
Forum Ökologie & Papier
Evelyn Schönheit, Umweltwissenschaftlerin
Friends of Fertö Lake Association
Zoltan Kun, Secretary
Global Forest Coalition
Hamburger Energietisch e. V.
Bernd Liefke, Vorsitzender
Landelijk Netwerk Bossen- en Bomenbescherming, NL
Marjan Houpt
Leefmilieu, NL
Maarten Visschers, Board Member
Mobilisation for the Environment, NL
Johan Vollenbroek, Chair
NRDC (Natural Resources Defense Council), USA
Debbie Hammel, Deputy Director – Land Division
NABU-Bundesfachausschuss Wald und Wild
Heinz Kowalski
NABU Hamburg e.V.
Malte Siegert, Vorsitzender
NaturFreunde Hamburg e.V.
Helene Hohmeier,Vorsitzende
Parents for Future Hamburg
Maren Glueer, Delegierte
Partnership for Policy Integrity
Mary S. Booth, Director
Protect the Forest Sweden
Lina Burnelius, Project Leader and International Coordinator
Rettet den Regenwald e.V.
Klaus Schenck, Forest and Energy Campaign
Save Estonia’s Forests
Liina Steinberg, Member of Board
umweltFAIRaendern
Dirk Seifert, Energiewende-Blogger
ROBIN WOOD e. V.
Heike Schoon, Vorstand
Urgewald
Sonja Meister, Energy Campaigner
Wild Europe Foundation
Toby Aykroyd, Director