URENCO – Bundesregierung billigt neue Urangeschäfte
Die Bundesregierung hat keine Probleme damit, dass das dreistaatliche Urananreicherungsunternehmen URENCO, an dem RWE und E.on gemeinsam mit einem Drittel beteiligt sind, seine Urangeschäfte in den USA ausweiten und dabei Brennstoff liefern will, der mit 19,75 Prozent an die Grenze zur Waffenfähigkeit heranreicht. Das bestätigte die Bundesregierung in der Antwort auf eine Schriftliche Frage des Abgeordneten Hubertus Zdebel (DIE LINKE) und in der gestrigen Debatte zu einem Berichtsersuchen der Linksfraktion im Umweltausschuss (Frage und Antwort unten im Text).
- Siehe auch: Nachgefragt: Urankonzern URENCO – Neuer Brennstoff für Atomreaktoren mit deutscher Beteiligung?
Dieser neue Uranbrennstoff firmiert unter dem Namen: „High Assay Low Enriched Uranium“ und wird als HALEU abgekürzt.
Die URENCO betreibt in vier Staaten Urananreicherungsanlagen. Der deutsche Standort in Gronau ist bislang komplett vom Atomausstieg ausgenommen. Von hier aus werden AKWs in aller Welt mit Brennstoff versorgt, darunter auch marode Uralt-Meiler wie Tihange oder Fessenheim. Die Uranfabrik in Gronau und eine weitere in Lingen stillzulegen, lehnte der Bundestag in der letzten Woche ab.
Die Taz berichtet heute zu dem Thema an dieser Stelle. Dort ist zu lesen: „„Beunruhigend“ seien die neuen Urenco-Pläne, findet auch Hubertus Zdebel, Bundestagsabgeordneter der Linken aus Münster. Die Firma steuere in eine „militärische Richtung“. Die Bundesregierung als Kontrollbehörde dürfe „nichts zulassen, was den Ausbau der Atomenergie sogar noch fördert“.“
Mehr zum Hintergrund auch hier: Atomwaffen USA: Militärisches Tritium mit Unterstützung von URENCO?
Dokumentation: Schriftliche Frage des MdB Hubertus Zdebel an die Bundesregierung im Monat März 2019, (Drucksache 19/8806, Frage 82, PDF)
Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über die Hintergründe der angekündigten Aktivitäten des zu einem Drittel im Besitz der deutschen Konzerne RWE und E.on befindlichen Urananreicherungsunternehmens URENCO zur Herstellung von High assay low enriched uranium (HALEU), bei dem das spaltbare Uran nicht wie bislang lediglich auf bis zu 5 Prozent, sondern auf bis zu 19,75 Prozent Uran 235 angereichert werden soll, und in welcher Weise sind nach Kenntnis der Bundesregierung deutsche Standorte der URENCO in diese Planungen einbezogen (Urenco USA Inc. announces next-step HALEU activities)?
Antwort Andreas Feicht, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (18.März 2019):
„Der Bundesregierung ist bekannt, dass es in den USA Bestrebungen gibt, die kommerzielle Produktion von niedrig angereichertem Uran mit Anreicherungsgraden knapp unter 20 Prozent, sogenanntem „High Assay Low Enriched Uranium/HALEU“, längerfristig auszuweiten.
URENCO hat die im Gemeinsamen Regierungsausschuss vertretenen Troika-Staaten Vereinigtes Königreich, Niederlande und Deutschland im Rahmen seines routinemäßigen Geschäftsberichts darüber unterrichtet, dass der Aufbau entsprechender Kapazitäten zur Produktion von HALEU bei URENCO-USA Inc. geprüft werde. Nach Prüfung von Wirtschaftlichkeit, Marktumfeld und Bedarf könne URENCO auf dem US-Markt als Bieter auftreten.
Alle Evaluierungen des Unternehmens konzentrieren sich dabei auf die Anlage in
den USA.“
URENCO PM zum nachlesen:
Urenco USA Inc. announces next-step HALEU activities
05 February 2019
Urenco USA Inc., a US supplier of uranium enrichment services and nuclear fuel cycle products, today announces its capability in the provision of high assay low enriched uranium (HALEU). HALEU (U235 enriched up to 19.75 per cent) is a subcategory of LEU (U235 enriched up to no more than 20.00 per cent). It will be used for civil, peaceful applications in existing and new power plants as well as for research, test and medical isotopes facilities.
A new program at Urenco covers the production of HALEU. Urenco’s advanced gas centrifuge technology is capable of producing the full range of LEU enrichments, including HALEU.
Several Urenco enrichment facilities are already licensed to produce at enrichments above 5% U235 in line with today’s nuclear industry market requirements. Urenco is now exploring the construction of a dedicated HALEU unit at the UUSA facility. Urenco is progressing the design engineering and related licensing activities to support this project.
Further activity at UUSA is underway to support near-term delivery of slightly greater than 5% U235 enrichments for existing light water reactors interested in higher burn-up rates and/or extended operating cycles.
Thomas Haeberle, Chief Executive of Urenco, said:
“This work falls within the core expertise and technology of Urenco as a leader in the civil nuclear power industry for nearly 50 years, providing enrichment services for customers and meeting 100% of our deliveries.
We have proven enrichment technology which benefits from modular deployment. This was successfully demonstrated when we built the USA’s world scale commercial enrichment plant which can suitably accommodate a HALEU facility.
We are well placed to support operators in industry, medicine and research in order to meet the practical and logistical challenges of producing and transporting HALEU. This represents an exciting next stage in the civil nuclear power industry and we look forward to collaborating with existing and new customers on their requirements and using our expertise to provide a reliable fuel supply for the future demand.”