Noch im Frühjahr soll hochradioaktiver Atommüll aus der britischen Plutoniumfabrik Sellafield in das Zwischenlager Biblis rollen. Die entsprechende Einlagerungsgenehmigung für diesen besonderen, in Glas eingeschmolzenen Atommüll ist vom zuständigen Bundesamt inzwischen erteilt und veröffentlicht. Genehmigt ist die „Aufbewahrung von Kernbrennstoffen in Form von verfestigten hochradioaktiven Abfällen (HAW-Glaskokillen) aus der Wiederaufarbeitung bestrahlter Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken bei der Sellafield Ltd. in bis zu sieben Transport- und Lagerbehältern der Bauart CASTOR®HAW28M“. Laut Mitteilung der GNS (siehe unten) werden aber nur sechs Behälter transportiert. Bereits im letzten September hatten die Verantwortlichen einen Testlauf für den Transport der Castor-Behälter durchgeführt. Außerdem wurde im September per Bahn über den Hafen Nordenham der letzte Behälter zur Beladung nach Sellafield transportiert. Die erforderliche Genehmigung für den Transport nach Biblis ist beantragt, aber offenbar noch nicht erteilt. Anti-Atom-Initiativen haben für den 2. Februar einen Aktions-Protesttag angekündigt.
UPDATE 16022020: Hochradioaktiver Atommüll zum Zwischenlager Biblis: Transportgenehmigung über deutschen Hafen erteilt
Zur Kalterprobung wurde das Hantieren mit einem Leerbehälter in Biblis erprobt. Nach der Verstaatlichung der Atommüll-Entsorgung ist die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) für das Zwischenlager in Biblis zuständig. Über die „Kalterprobung“ berichtet das Unternehmen hier. Im September ging außerdem über den niedersächsischen Hafen von Nordenham der letzte der erforderlichen Castor-Behälter mit dem Spezialschiff Pacific Grebe Richtung Sellafield. Dazu wurde mit einem mobilen Kran im Hafen der Behälter vom Bahnwaggon auf das Schiff umgeladen, teilte ein Sprecher der GNS mit. Inzwischen sind alle Behälter beladen, heißt es.
Der BUND Hessen, die Atommüllkonferenz der Anti-Atom-Initiaven und auch der MdB Hubertus Zdebel (Fraktion DIE LINKE) hatten an die Einlagerung von Atommüll aus der Wiederaufarbeitung in die Zwischenlager an den AKW-Standorten Bedingungen geknüpft:
- BUND Hessen „fordert Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung und Umweltprüfung – Sicherheitsrisiken der Einlagerung neuer Castoren in das Zwischenlager Biblis werden ignoriert!„
- Der BUND Bundesverband zu Problemen und Risiken der Zwischenlagerung hochradioktiver Abfälle. Dort auch weiterführende Informationen und Gutachten zu den Sicherheitsproblemen.
- Positionspapier der Atommüllkonferenz zur Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle.
- Atommüll: Bundestagsabgeordneter Zdebel fordert Nachrüstung „Heißer Zellen“ an den Castor-Zwischenlagern
Geplant ist, Atommüll aus der Wiederaufarbeitung in Frankreich und England in die Zwischenlager Biblis, Isar, Brokdorf und Philippsburg einzulagern. Biblis ist sozusagen das Pilotprojekt für diese Rücktransporte. Ehemals war vorgesehen, diesen Atommüll in das Zwischenlager nach Gorleben zu bringen. Bislang sind in Biblis und den anderen Standort-Lagern hochradioaktive Brennelemente aus dem jeweiligen AKW aufbewahrt. Mit den WAA-Abfällen kommt nun neuartiger, in Glas verpackter Atommüll hinzu. Sowohl der eingesetzte Castorbehälter als auch mangelhafte Reparaturmöglichkeiten im Falle von Undichtigkeiten der Behälter stehen in der Kritik. Außerdem gibt es Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Mängel gegen Terroranschläge, nachdem die Genehmigung für das baugleiche Zwischenlager am Standort Brunsbüttel vom Oberverwaltungsgericht Schleswig und einem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts wegen zahlreicher Mängel aufgehoben worden ist. Aus Gründen der Terrorabwehr muss in Lubmin bei Greifswald sogar ein neues Zwischenlager gebaut werden, bei dem z.B. erheblich dickere Beton-Mauern zum Schutz der hochradioaktiven Abfälle eingeplant werden.
Auf der Homepage des MdB Hubertus Zdebel zum Thema: