Proteste wachsen: Neues Atommüllzentrum Würgassen im Weserbergland

Proteste wachsen: Neues Atommüllzentrum Würgassen im Weserbergland

Der Protest gegen ein neues bundesweites Zentrallager für leich- und mittelradioaktiven Atommüll am ehemaligen AKW Würgassen als Pufferung für das geplante Endlager im Schacht Konrad in Salzgitter wächst. Darüber berichten die taz und auch das Westfalen-Blatt. Am Freitag fand eine auch von überregionalen Initiativen organsierte Pressekonferenz statt, in der das Atommüll-Zwischenlager – von den zuständigen Stellen nur verharmlosend als Logistikzentrum benannt – kritisiert wird (Focus). Von „Intransparenz und Verschleierung“ ist die Rede denn auch z.B. bei der AG Schacht Konrad.

Dokumentation: Pressemitteilung zum 13.03.2020: Zentrales Bereitstellungslager in Würgassen

Wir sprechen ab jetzt nicht mehr von der Errichtung eines Logistikzentrums, sondern von einem zentralen Bereitstellungslager, atomares Endlager Schacht Konrad!

Das in Würgassen vorgesehene Lager ist mit einer Gesamtkapazität von ca. 60.000m3 extrem groß dimensioniert. Dies entspricht in etwa 1/5 der genehmigten Lagerkapazität des atomaren Endlagers Schacht Konrad. Die Menschen im Dreiländereck haben mehrheitlich unter dem Bau, dem Betrieb und den Auswirkungen des AKW Würgassen gelitten. Es hat seit jeher Widerstand gegeben. Viele Menschen haben aufgrund des AKW die Region und ihre Heimat verlassen.

Nach Auslobung der grünen Wiese als erklärtes Rückbauziel, sind viele von ihnen zurückgekehrt. Andere haben in den letzten Jahren in unserem schönen Weserbergland eine neue Heimat gefunden und viel investiert. Bereits vor 6 Jahren hat weitestgehend unbemerkt von der Bevölkerung, der Wandel weg von der grünen Wiese zum atomaren Zwischenlager stattgefunden. Aktuell lagern ca. 5.000t radioaktiver Müll am Standort.

Zur Zeit erleben wir eine inakzeptable Intransparenz und Verschleierung seitens der BGZ. Der weit fortgeschrittene Prozess zur Standortfindung und Planung des Objekts “zentrales Bereitstellungslager Schacht Konrad “ an der Bevölkerung und an der Politik vorbei, ist gegenüber den Menschen im Weserbergland im höchsten Maße verwerflich.

Die Entscheidung ist nicht nur intransparent getroffen, sondern auch inhaltlich nicht nach sachlichen Gesichtspunkten gefällt worden. Ausschlaggebend für den Standort Würgassen ist der Versuch, die Hindernisse im Genehmigungsverfahren am Schacht Konrad zu umgehen. In der Stellungnahme der Entsorgungskommission von 2018, gibt es die klare Aussage:  Zitat : “… technisch gesehen hätte ein Bereitstellungslager direkt am Standort des Endlagers Konrad offensichtliche Vorteile…” weiter “… dass es Hindernisse für eine Realisierung am Standort des Endlagers gibt.”

Ausschlusskriterien Standort Würgassen:

• Der Abstand zur nächstgelegenen Wohnbebauung beträgt keine 300m
• Das Gelände befindet sich im hochwassergefährdeten Gebiet (der nahgelegene zweite Weserarm, die durch Starkregen gefährdete Region)
• Das Areal befindet sich in einem der acht militärischen Tieffluggebiete von Deutschland
• Es ist nur eine eingleisige, für den Güterverkehr bedingt geeignete Bahnstrecke vorhanden
• Die Entfernung zur Autobahnanschlussstelle Hann-Münden beträgt 50km, Warburg 38km und Nörten-Hardenberg 48km
• Die jeweiligen Wegstrecken sind ebenso wie die Wegführung über die B64/B83 (Beverungen, Holzminden, Echershausen Richtung Seesen) für hochfrequente Schwerlast und Gefahrguttransporte ungeeignet. Neben dem schlechten WegeAusbau führen diese u.A. durch zahlreiche Ortschaften und weisen zum Teil stark abschüssige Streckenführungen auf

Das zur Einlagerung genehmigte Gesamtvolumen von Schacht Konrad beträgt 303.000m3. Bedingt durch die An- und Abfahrt verdoppelt sich das zu transportierende Volumen, die zurückzulegende Transportstrecke und damit auch die Gefährdung für die gesamte Bevölkerung.

Abschließend weisen wir darauf hin, dass es über den Lagerbetrieb hinaus, im Regelbetrieb der Anlage zu einer Behandlung der atomaren Abfälle kommt. Bei diesem Prozess wird zwangsläufig Radioaktivität freigesetzt, welche auch unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte gesundheitsschädlich ist.

Die Bürgerinitiative gegen atomaren Dreck im Dreiländereck lehnt die Errichtung eines zentralen Bereitstellungslagers ab und fordert die komplette Neubewertung der Abfallbehandlung und möglichen Endlagerung nach dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik.

Stand: 12.03.2020
Bürgerinitiative gegen atomaren Dreck im Dreiländereck i.G.

Dirk Seifert

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