Lubmin ist überall: Hochradioaktive Zwischenlagerung von Atommüll – Nukleare Risiken und viele Sicherheitsfragen – Feuer auf AKW Gelände
Weil notwendiger Terrorschutz beim Atommüll-Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle baulich nicht nachgerüstet werden kann, muss in Lubmin – an der Ecke zu Nordstream – eine neue Lagerhalle errichtet werden. Auf dem Gelände des in Rückbau befindlichen Atomkomplexes in Lubmin bei Greifswald war es am letzten Donnerstag zu einem Feuer gekommen, wie die Ostsee-Zeitung berichtet.
Das atomrechtliche Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung für das neue Zwischenlager ist angelaufen. Im Zwischenlager Lubmin sollen die Sicherheitsfunktionen der Castorhalle wie auch der Schutz gegen Terror-Angriffe auf den neuesten Stand von Wissenschaft und Forschung gebracht werden. Allerdings: Viele der Maßnahmen bleiben geheim.
Nicht erst vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg – in dem Atommeiler und Atommüllhallen zur Kriegswaffe werden könnten – hat der BUND eine umfangreiche gesellschaftliche Diskussion über die Sicherheit der Atommülllagerung in Deutschland eingefordert. Standorte von alten Zwischenlagern wie in Gorleben oder Grafenrheinfeld werden sich daher in Lubmin mit Einwendungen beteiligen. „Dort (in Lubmin) ist eine Wandstärke von 1,85 m geplant – an den bayerischen Standorten beträgt diese lediglich 0,85 m“, heißt es in einer PM vom Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft (SWAB).
Frist für die Einwendungen ist entweder der 7.4. per Adresse BUND Mecklenburg-Vorpommern oder direkt bis 11. April das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BaSE).
Weil ein Endlager für die hochradioaktiven Abfälle nicht existiert, werden alle deutschen Zwischenlager in eine Laufzeitverlängerung müssen. Dafür sind die Anlagen aber bislang nicht ausgelegt.
- Alles was zur Einwendung gebraucht wird: Die Sammeleinwendung gegen den Neubau des Zwischenlagers in Lubmin ist hier als PDF zum download oder auch hier beim BUND Mecklenburg-Vorpommern.
- Eine detallierte Einwendung des BUND ist hier in einer Stellungnahme der Physikerin Oda Becker online.
- BUND erhebt Einwendungen: Hochradioaktive nukleare Terrorgefahren führen zu Neubau eines Atommülllagers in Lubmin
- Hochradioaktiv: Wachsende Risiken bei der Atommülllagerung – BUND mit neuer Sicherheitsstudie zur Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle
- Krieg und Krise: Wachsende atomare Risiken – Erzählungen über Stahl und Beton
- BI Lüchow-Dannenberg: Neue Mauern in Gorleben – Neubau in Lubmin
Auch die Sicherheit des Zwischenlagers Ahaus ist auf dem Prüfstand: Einige grüne Landtagsabgeordnete aus Bayern sind heute, am 1. April, in Ahaus zu Gast, um sich das Zwischenlager anzusehen. Dort sollen künftig zusätzlich auch hochradioaktive atomwaffenfähige Atomabfälle aus dem Forschungsreaktor München-Garching eingelagert werden. Über Garching hier weitere Infos: Atomforschungsreaktor Garching – Weiterbetrieb mit russischem atomwaffenfähigem Uran
Siehe außerdem: Atomare Risiken im Ukraine-Krieg – Atomanlagen sind Angriffsziele überall!
Zum Feuer auf dem Gelände des stillgelegten AKW Greifswald siehe auch diesen Pressebericht: „Bei EWN selbst war für Fragen zu dem Brand am Donnerstagnachmittag niemand zu erreichen. Im Zwischenlager Nord auf dem ehemaligen Gelände des DDR-Kernkraftwerks „Bruno Leuschner“ sind radioaktive Stoffe gelagert – darunter auch hochradioaktive Castoren.“
Dokumentation 30.3.2022: Gemeinsame Pressemitteilung von BN Schweinfurt und Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft (SWAB):
Appell an die BürgerInnen, Kommunen und KommunalpolitikerInnen – Sammeleinwendungen des BUND Mecklenburg-Vorpommern zum Neubau eines Zwischenlagers für hochradioaktiven Atommüll – ESTRAL – in Lubmin unterschreiben
BN Schweinfurt und das Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft (SWAB) weisen darauf hin, dass es wichtig ist, die Sammeleinwendungen des BUND Mecklenburg-Vorpommern, die bundesweit erhoben werden können, zu unterzeichnen. Das atomrechtliche Verfahren zum Neubau einer Zwischenlagerhalle für hochradioaktive Atommüll-Abfälle am AKW-Standort Lubmin kann Auswirkungen auf künftige Verfahren zur Verlängerung der Betriebsgenehmigungen für Zwischenlager an anderen Standorten haben – zum Beispiel für Grafenrheinfeld.
Das bisherige Atommüll-Lager in Lubmin kann nicht entsprechend der Anforderungen für den nuklearen Terrorschutz nachgerüstet werden, deshalb ist ein Neubau nötig.
In Lubmin sollen neue Maßstäbe umgesetzt werden, zum Beispiel sollen die Stahlbetonwände im Vergleich zu bereits bestehenden Atommüll-Hallen mit hochradioaktiven Abfällen deutlich verstärkt werden. Dort ist eine Wandstärke von 1,85 m geplant – an den bayerischen Standorten beträgt diese lediglich 0,85 m.
Aber wird das ausreichen? Vor dem Hintergrund der Kriegshandlungen in der Ukraine und den gezielten Angriffen gegen dortige Atomanlagen sind die Risiken der Atomenergie auch als militärische Angriffsziele erschreckend deutlich in den Focus gerückt. Die Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle ist zudem immer neuen Terrorgefahren ausgesetzt. Weil es noch sehr lange kein Endlager geben wird, wird der Atommüll viel länger in den Hallen und in den Castorbehältern bleiben müssen, als es bisher vorausgesagt wurde.
Das stellt erhebliche Fragen an die Sicherheit und Sicherung der Lagerhallen, der Behälter und der Abfälle in ihrem Inneren. Bis hin zu der Frage, ob die hochradioaktiven Abfälle in den Behältern erneut kritisch werden und explodieren könnten.
Der BUND will im Rahmen des jetzt angelaufenen atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens mit Betreibern und Behörden über die
Sicherheitsprobleme und -risiken der Atommüll-Lagerung und über die Anforderungen an Sicherheit und Sicherung bei der Genehmigung eines neuen Atommüll-Zwischenlagers diskutieren, deutliche Verbesserungen der Planungen einfordern und sich für Verbesserungen an allen betroffenen Standorten einsetzen.
Es geht nicht nur um Lubmin – es geht auch um Grafenrheinfeld!
Die unterschriebenen Einwendungslisten müssen schnell (Eingang spätestens 07.04.) an folgende Adressen abgeschickt werden:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, Wismarsche Straße 152, 19053 Schwerin oder
Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BaSE), Wegelystraße 8, 10623 Berlin.
Wir bitten – aufgrund des Zeitdrucks – um schnelle Veröffentlichung unserer Pressemitteilung.