Kein Export von hochradioaktivem Atommüll aus Jülich in die USA!
Die Betreiber der ehemaligen Atomforschungsanlage in Jülich beenden den seit Jahren andauernden Konflikt um den weiteren Umgang mit den hochradioaktiven Atomabfällen. In einem ersten Schritt wird die Variante eines vermutlich ohnehin rechtswidrigen Exports dieses strahlenden Atomerbes in die USA beendet. Das machte jetzt die Geschäftsführerin des Betreibers, der Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) klar. „Wir werden vorschlagen, die Option, die Castoren in die USA zu exportieren, aufzugeben“, sagte Beate Kallenbach-Herbert laut Aachener Zeitung vom 9. Juli. Kallenbach-Herbert kommt vom Öko-Institut Darmstadt und war im letzten Jahr von der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) zur JEN in die Geschäftsführung gewechselt. Ob es nun zu einem Neubau eines Zwischenlagers in Jülich selbst oder aber zu Atomtransporten in das Zwischenlager nach Ahaus kommt, ist noch offen. Der Umgang mit dem Atommüll in Jülich ist ein Trauerspiel bundesdeutscher Atommüllpolitik.
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Spätestens seit 2014 ist klar, dass die dortige Lagerhalle für den hochgefährlichen Atommüll nicht den Anforderungen des Atomrechts entspricht. Doch seit einer Räumungsanordnung ist nichts geschehen. Bundes- und Landesbehörden und zahlreiche Ministerien sowie Betreiber schieben sich jahrelang vermeintliche Varianten hin und her. Angeblich wäre der Betreiber in der Pflicht. Dabei hat das Land und der Bund natürlich umfassende Beteiligung im Verfahren, weil Bund und Land als Eigentümer im Verhältnis von ca. 70 zu 30 (je nachdem um welchen Atommüll-Posten es sich handelt) die Kosten sprich „Verluste“ zu Lasten der Steuerzahler:Innen teilen. Die in NRW trifft es eben zweimal). Bis jetzt ohne Ergebnisse um das entscheidende: Die Sicherheit bei der Lagerung von hochradioaktivem Atommüll.
Vor allem die Betreiberseite und Teile aus den NRW-Ministerien und dem Bundesforschungsministerium versuchten über Jahre den Atommüll in die USA zu verschieben, um dort weitere Forschungsarbeiten für diesen gefährliche Reaktorlinie, bei der dieser spezielle Müll entstanden ist, zu ermöglichen. Die Brennelemente sind Kugeln aus Grafit mit hochangereichertem Uran und entstammen der technisch gescheiterten Linie eines Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktors. Gleich um die Ecke in Hamm ist ein solcher Typ THTR als Nachfolger des Prototypen in Jülich maximal gescheitert. Totalschaden, mit Atommüll für die Ewigkeit. Noch heute liegt die AKW-Totalpanne unberührt in der Landschaft. Das strahlende Erbe ist derart brisant, dass mit heutiger Technik da niemand richtig ran will. Zu gefährlich, und deshalb viel zu teuer.
In Sachen Umgang mit dem Atommüllerbe bringt nun der neue Koalitionsvertrag in NRW, die neue Besetzung in der JEN und die anhaltenden Proteste von Bürger-Initiativen endlich Bewegung in die Sache. Der Neubau eines Zwischenlagers für hochradioaktiven Atommüll in Jülich bringt sicher weitere Konflikte, dürfte aber die geringsten nuklearen Risiken mit sich bringen. Auf Atomtransporte nach Ahaus sollte aus Sicherheitsgründen – so steht es im Grunde ja auch im Koalitionsvertrag – verzichtet werden.
Der Weiterbetrieb der Uranfabrik in Gronau (NRW), in der Uranbrennstoff für Atomkraftwerke in aller Welt hergestellt wird, wird im Koalitionsvertrag – trotzt vormaliger Grüner Versprechungen – nicht erwähnt, wenngleich auch hier viele Atomtransporte für den Betrieb erforderlich sind. Auch das Bundesumweltministerium schwiegt zu diesem Thema. Offen ist auch, ob es demnächst zu den Transporten von Atommüll aus München Garching kommen wird, deren Ziel ebenfalls das in NRW gelegene Zwischenlager Ahaus ist. Die Stadt Ahaus hat Klagen angekündigt, sollte die erforderlichen Genehmigungen erteilt werden.
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Gegenüber der Aachener Zeitung machte Kallenbach-Herbert deutlich, dass man, bezogen auf die beiden Optionen Neubau eines Zwischenlagers oder Atomtransporte nach Ahaus, „entscheidende Schritte vorangekommen“ sei. „Für die Atomtransporte haben wir inzwischen ein Konzept entwickelt, das aus meiner Sicht genehmigungsfähig ist – trotz der Verschärfung der Sicherheitsbestimmungen.“ Damit bezieht sich die Geschäftsführerin auf die Terrorschutzbestimmungen, die aufgrund der Gefahrenanalysen in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft werden musste. Aus Geheimhaltungsgründen erfährt die Öffentlichkeit fast nichts über diese Maßnahmen. Ob die für einen solchen Transport notwendigen Fahrzeugen inzwischen überhaupt vorhanden sind, erwähnte sie nicht. Befremdlich mag vor allem klingen, dass der Betreiber schon sicher glaubt zu wissen, was die Genehmigungsbehörden am Ende wollen? Eine transparente Kommunikation wäre wünschenswert. Dahinter aber wird klar, dass Konflikte „hinter den Kulissen“ abgebaut werden.
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Auch ein Neubau eines Zwischenlagers gibt sich die Atommüll-Managerin laut AZ optimistisch. Themen wie die Erdbebensicherheit – der fehlende Sicherheitsnachweis führte zur Räumungsanordnung – wäre „geklärt“. Eine Genehmigung hält sie demnach für „erteilbar“ – die Fertigstellung des Zwischenlagers könnte dann bis zum Jahr 2032 erfolgen. (Was laut AZ dann zwei Jahre später als geplant wäre (nur wer hat denn da bislang geplant, wenn alles unklar und offen war?)
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