Nukleare Risiken: Brennstab im AKW Brokdorf abgestürzt

Nukleare Risiken: Brennstab im AKW Brokdorf abgestürzt

Im endgültig abgeschalteten AKW Brokdorf ist es bei Arbeiten an einem hochradioaktiven Brennelement zu einem Störfall gekommen. Ein Brennstab sollte in ein Uran-Brennelement mit einem Greifarm eingesetzt werden. Dabei stürzte der Brennstab in das mit Wasser gefüllte Lagerbecken ab. Die zuständige Atomaufsicht in Schleswig-Holstein berichtete über diesen Störfall. Bei dem Absturz wurde der Brennstab verformt. Erste Untersuchungen ergaben keine Undichtigkeiten, so die Behörde. Auch das Lagerbecken, in dem sich die Brennelemente befinden, soll keinen Schaden genommen haben. Auf Nachfrage von umweltFAIRaendern teilte die zuständige Atomaufsicht mit: „Der Brennstab sollte aus einem Köcher in ein Brennelement mit freien Positionen eingesetzt werden. Um die Anforderungen an Zwischen- und Endlager zu erfüllen, dürfen Castorbehälter nur mit intakten Brennelementen beladen werden. Alle Brennstabpositionen müssen vollständig belegt sein. Hierzu können Brennelemente mit intakten Brennstäben oder Stäben ohne Kernbrennstoff (Dummystäbe) bestückt werden. Brennstäbe, die z. B. Undichtigkeiten oder Verformungen aufweisen, dürfen nicht ohne Weiteres in Castorbehälter eingebracht werden. Hierfür gibt es gesonderte Köcher.“ Ein Schädigung des Brennelements mit seinen 256 Brennstäben hätte zu einer Freisetzung von Radioaktivität führen können.

Weiter teilte das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur in der Nachfrage mit: „Brennstäbe können für Brennelementreparaturen aus den entsprechenden Brennelementen entnommen und in speziellen Gestellen (Köchern) in einem Lagerbecken aufbewahrt werden. Brennelementreparaturen wurden auch während der Betriebszeit des Kernkraftwerks durchgeführt. Für die Handhabung von Brennstäben sind im Kernkraftwerk Brokdorf gesonderte Einrichtungen (z.B. die Brennstabwechselvorrichtung) vorhanden.

Der hier in Rede stehende Brennstab enthielt als Kernbrennstoff Uran.

Die Handhabung von Brennstäben findet unter Wasser statt. Es werden Vorkehrungen getroffen, um die Brennelemente im Lagerbecken und die Auskleidung des Lagerbeckens für den unwahrscheinlichen Fall eines Lastabsturzes zu schützen. Der Boden des Lagerbeckens wird durch zusätzliche Stahlplatten geschützt. Brennstäbe werden nicht über gelagerte Brennelemente transportiert. Der Brennstabköcher und das zu ergänzende werden direkt nebeneinander aufgestellt, um den Transportweg möglichst kurz zu halten.

Der in Rede stehende Brennstab ist nach dem Herausrutschen auf den geschützten Boden des Lagerbeckens im Bereich zwischen dem zu bestückenden Brennelement und der Lagerbeckenwand gefallen.

Aktuell befindet sich die Anlage im Nachbetrieb. Alle Brennelemente wurden bereits Anfang 2022 aus dem Reaktor in das Brennelement-Lagerbecken ausgeladen. Es sind nach dem Abschalten der Anlage keine Castoren beladen und in das Zwischenlager verbracht worden. Die nächste Beladekampagne für Castorbehälter ist für 2023 vorgesehen.“

  • Das RedaktionsnetzwerkDeutschland berichtete hier.

Dokumenation: Die PM der Behörde zum Störfal: Kernkraftwerk Brokdorf: Absturz eines Brennstabes bei Brennelementreparatur 

BROKDORF/KIEL. Im Kernkraftwerk Brokdorf ist bei Reparaturarbeiten an einem Brennelement im mit Wasser gefüllten Lagerbecken ein Brennstab aus der Greifvorrichtung herausgefallen. Der Brennstab wurde geborgen und zeigte dabei eine Verformung. Durch radiologische Messungen und visuelle Inspektionen konnte die Dichtheit und Unversehrtheit der Brennstabhülle belegt werden. Kernbrennstoff ist nicht ausgetreten, radioaktive Aerosole wurden nicht freigesetzt. Schäden am Brennelement-Lagerbecken wurden ebenfalls nicht festgestellt.

Ein Brennelement besteht aus 256 Brennstäben. Die Brennelement-Reparaturen dienen der Vorbereitung zur Entsorgung der Brennelemente aus dem Kernkraftwerk Brokdorf.

Die PreussenElektra-Betreibergesellschaft hat das Ereignis der Kategorie „N“ (Normalmeldung) zugeordnet und der Reaktorsicherheitsbehörde fristgemäß gemeldet.

Die Reaktorsicherheitsbehörde hat zur Ursachenklärung Sachverständige hinzugezogen.

Hintergrund:

Orientiert an sicherheitstechnischer Bedeutung und Eilbedürftigkeit von Abhilfemaßnahmen werden Meldepflichtige Ereignisse in Deutschland in drei Kategorien eingeteilt: Normalmeldung (N) = Meldefrist fünf Arbeitstage, Eilmeldung (E) = Meldefrist 24 Stunden und Sofortmeldung (S).

Das Kernkraftwerk Brokdorf wurde am 31.12.2021 endgültig abgeschaltet und befindet sich seitdem im Nachbetrieb. Der Reaktor ist entladen, alle Brennelemente befinden sich im Brennelementlagerbecken.

Dirk Seifert