Atomgefahren: Wiederholte Verstöße gegen Sicherheitsprotokolle – Teilweise deutsche URENCO wird von US-Atomaufsicht überprüft

Atomgefahren: Wiederholte Verstöße gegen Sicherheitsprotokolle – Teilweise deutsche URENCO wird von US-Atomaufsicht überprüft

Wiederholt hat der teilweise deutsche Urankonzern URENCO in seiner Anlage in New Mexico (USA) gegen Sicherheitsprotokolle verstoßen. In der Anlage wird gasförmiges Uran zur Herstellung von Brennstoff für Atomkraftwerke angereichert. Die Protokolle regeln Maßnahmen zum Schutz gegen Freisetzung radioaktiver und chemisch-toxischer Uranverbindungen. Sie sollen sicher stellen, dass nur autorisiertes Personal auf dem Gelände der Uranfabik in unmittelbare Nähe der Uranlager und Fertigungshallen Zugang haben und durch weitere Sicherungsmaßnahmen verhindert wirden, dass es durch äußere Einwirkungen zur Freisetzung des Uran-Gases kommt. Nach zwei Verstößen im letzten Jahr hatte die zuständige Atomaufsicht, die National Regulatory Commission (NRC), bereits eine Zivilstrafe in Höhe von 70.000 Dollar gegen die URENCO USA auf den Weg gebracht. Jetzt ist es zu einer weiteren Sonderinspektion durch die Kontrolleure der US-Atomaufsicht gekommen, nachdem am 21. April 2023 erneut gegen Sicherheitsauflagen verstoßen wurde: Ein Kran war in der Nähe von Gebäuden zur Verarbeitung von gefährlichem radioaktivem und chemo-toxischen Uranhexafluroid ohne die erforderlichen Sicherheitskontrollen eingesetzt worden. Das berichtet unter anderem Fox-News mit Bezug auf eine Meldung der US-Atomaufsicht. (Siehe die Dokumentation der NRC Meldungen unten)

  • Der Artikel „Nuclear Regulatory Commission begins inspecting New Mexico uranium facility following incident in April – NRC inspection was prompted by concerns over safety protocols at the NM uranium facility“ von Fox-News vom 9. Mai ist hier online. Auch NuclearEngerniering berichtet über die Vorfälle bei URENCO USA.
  • Alles über URENCO auf umweltFAIRaendern.de
  • URENCO ist ein Urankonzern im Eigentum der Niederlande und Großbritannien sowie in Deutschland RWE und E.on gehört. Im westfälischen Gronau, im niederländischen Almeo und in Capenhurst (GB) betreibt URENCO unter anderem Anlagen zur Herstellung von angereichertem Uran für konventionelle Leichtwasserreaktoren. Außerdem betreibt das dreistaatliche Unternehmen die Uran-Fabrik in New Mexico, USA. Weil bei der Urananreicherung der URENCO technisch auch ohne größere Probleme atomwaffenfähiges Uran hergestellt werden könnte, unterliegen die Anlagen besonderen internationalen Kontrollen, um den milititärischen Mißbrauch zu verhindern. Die Uranfabrik in Gronau, wie eine weitere Anlage zur Herstellung von Brennelementen in Lingen, ist vom Atomausstieg in Deutschland ausgenommen. Beide Anlagen sind im internationalen Uran-Geschäft weiterhin aktiv und versorgen Atommeiler in aller Welt mit nuklearem Brennstoff.

Fox-News schreibt weiter, dass die NRC die Kontrollinspektion damit begründet, dass erneut ein Versagen der Kontrollen zur „Verhinderung chemischer, radiologischer und kritischer Gefahren“ bei URENCO US festzustellen ist. Die Inspektoren des NRC stammen dem Bericht zu Folge aus der Region II in Atlanta und werden sich für einige Tage vor Ort bei URENCO aufhalten. Dabei sollen nicht nur die Vorfälle vom April 2023 eingehend untersucht werden. Auch die Wirksamkeit der Maßnahmen, die nach den vorhergehenden Sicherheitsverstößen angeordnet wurden, sollen noch einmal überprüft und ggfls neu bewertet und verändert werden. Am Ende wird ein öffentlicher Bericht stehen,  in dem Feststellung und Schlussfolgerungen dargelegt werden. Der Bericht wird üblicherweise innerhalb von 45 Tagen nach Abschluss der Kontrollen veröffentlicht.

Laut Energy Monitor Worldwide* vom 08.04.2023 ereignete sich ein erster Vorfall im März 2022. Mitarbeiter hatten drei Baufahrzeuge beobachtet, die ohne weitere Barrieren in unmittelbarer Nähe eines Gebäudes geparkt waren, in dendn das gasförmige Uranhexafluorid verarbeitet wird. UF6, so die chemische Formel, ist eine extrem giftige Verbindung, radioaktiv und explosiv. Die NRC veranlasste umgehend eine Sonderinspektion und erstellte einen Bericht über den Vorfall. (Der Energy Monitor Worldwide ist über die Genios-Datenbank mit einem Zugang über die öffentlichen Bücherhallen recherchiebar, siehe Dokumentennummer 117429033)

Nur wenige Monate später, im Juni 2022 kam es zu einem weiteren Vorfall: Der Fahrer eines Lastwagens hielt die vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen nicht, die im Bereich Bereich eines Gebäudes mit Uranhexafluorid-Zylindern gelten. Eine Meldung des Unternehmens nahm die NRC zur einer Nachkontrolle im August 2022 zum Anlass. Laut Energy Monitor Worldwide stellten die NRC-Inspektoren mit ihren Inspektionen fest, „dass Urenco USA bei beiden Vorfällen keine angemessenen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen hatte.“

Laut EMW hätten die Versäumnisse und mangelnden Sicherheitsmaßnahmen zu Unfällen mit dem Uranhexafluorid führen können, die Risiken für Beschäftigte und Öffentlichkeit zur Folge hätten haben können. Über die Schlussfolgerungen der NRC-Untersuchungen seit Urenco USA im Dezember 2022 informiert worden. Das Unternehmen habe in einer schriftlichen Antwort die Verstöße zugegeben und Pläne für Abhilfemaßnahmen vorgelegt. Als Reaktion auf die Sicherheitsverstöße habe die NRC die Geldbuße vorgeschlagen. Das Unternehmen hat 30 Tage Zeit, die vorgeschlagene Strafe zu zahlen oder sie anzufechten, heißt es in dem Bericht. Unklar ist, ob die Strafe von URENCO auch gezahlt wurde.

Zum Hintergrund der URENCO US schreibt EMW: Die Aktivitäten von Urenco US gehen auf das Jahr 1992 zurück, als der „Vertrag von Washington“  den Weg für den Einsatz seiner Uran-Zentrifugentechnologie in den Vereinigten Staaten ebnete. „Ursprünglich wollte das Unternehmen im Bundesstaat Louisiana tätig werden, doch aufgrund der positiven Unterstützung durch die Bevölkerung wurde die National Enrichment Facility in Eunice, New Mexico, errichtet. Aufgrund des ursprünglichen Plans lautet der offizielle Lizenznehmer jedoch Louisiana Energy Services, während der Geschäftsname UUSA lautet.“ Der URENCO Neubau war das erste Nuklearprojekt „in den USA seit fast 30 Jahren“. Die Anlage habe 5 Milliarden Dollar gekostet und wäre eines der größten Bauprojekte im Bundesstaat New Mexico. Außerdem war URENOC US „das erste Projekt, für das die NRC eine kombinierte Bau- und Betriebsgenehmigung erteilte. Der Bau begann 2006 und wurde in drei Phasen abgeschlossen. Die Produktion von angereichertem Uran startete im Juni 2010, die erste Kundenlieferung erfolgte im März 2012. „Die Anlage hat derzeit 64 Kaskaden in Betrieb und produziert etwa 5 Mio. SWU pro Jahr, eine Kapazität, die ausreicht, um etwa ein Drittel des jährlichen US-Bedarfs zu decken.“

Dokumentation PM der National Regulatory Commission (NRC) als PDF. Siehe auch direkt hier als PDF

No: II-23-014 May 8, 2023
Contact:
Dave Gasperson, 404-997-4417

NRC Begins Special Inspection at Urenco USA Facility

The Nuclear Regulatory Commission has launched a special inspection at the Urenco USA
uranium enrichment facility in Eunice, New Mexico. The inspection follows an April 21
incident
involving the operation of a crane near a building that handles uranium hexafluoride without the
required safety controls present.

The facility is safe, but the event raises concerns about safety protocols at the site and
warrants additional NRC inspection as it involves a breakdown of controls designed to prevent
chemical, radiological, and criticality hazards – the primary concern at U.S. fuel cycle facilities.
Two similar events occurred in 2022, prompting the NRC to propose Urenco USA receive a
$70,000 civil penalty earlier this
month.

The inspection began today and inspectors from the NRC’s Region II office in Atlanta are at
the Urenco USA plant. Over several days, the inspectors will assess the effectiveness of previous
corrective actions taken by the facility to implement safety controls during construction activities
and evaluate the appropriateness of the company’s overall response.

“The recurrence of safety incidents at the Urenco USA fuel fabrication facility is
concerning, and we expect all our license holders to prioritize safety, strictly adhere to the highest
standards, and take prompt action to correct deficiencies,” said NRC Region II Administrator Laura
Dudes. “We’re committed to holding all NRC license holders accountable and taking appropriate
action to protect public health and safety.”

The inspection team will document their findings and conclusions in a public report
typically issued within 45 days of the completion of the inspection.

SIEHE auch NRC die Ankündigung über die 70.000 Dollar Strafe (PDF), und auch direkt hier

No: II-23-004 April 3, 2023
Contact:
Dave Gasperson 404-997-4417

NRC Proposes $70,000 Fine to Urenco USA Uranium Enrichment Facility

The Nuclear Regulatory Commission has proposed a $70,000 civil penalty for Urenco USA
for two violations of agency requirements related to improperly implementing safety controls at its
Eunice, New Mexico, plant.

The first violation occurred during a March 2022 event when plant staff found three
construction vehicles parked near a building that handles uranium hexafluoride without physical
barriers in place. The company notified the NRC as required and the agency launched a special
inspection in response and documented its findings in a May 10, 2022,
report.

The second violation occurred during a June 2022 event when plant management observed
an employee not following established safety procedures for trucks entering an area near a building
containing uranium hexafluoride cylinders. The company notified the NRC and the agency
conducted a follow-up inspection Aug. 24, 2022.

During that inspection, NRC inspectors found that Urenco USA failed to implement
adequate safety measures during both incidents. Specifically, the company did not take enough
precautions to prevent a potential accident sequence involving construction vehicles damaging the
facility or the uranium hexafluoride inside – increasing the risk to plant workers and the public.

Urenco USA was
notified of the apparent violations Dec. 8, 2022. The company submitted
a
written response to the NRC Feb. 8, 2023, admitted the violations, and discussed their plans for
corrective actions.

The NRC reviewed Urenco USA’s response and determined that while the incidents did not
result in the release of radioactive material, the potential safety consequences of the violations
warrant the proposed fine.

The company has 30 days to pay the proposed penalty or contest it. The NRC will consider
any response from the company before making a final determination on the matter.

Dirk Seifert

2 Gedanken zu “Atomgefahren: Wiederholte Verstöße gegen Sicherheitsprotokolle – Teilweise deutsche URENCO wird von US-Atomaufsicht überprüft

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