Atom-Deal USA mit Saudi-Arabien auf dem Weg: Atomkraftwerke und eine Atomwaffen-Brennstoff-Fabrik
Schon seit längerem verhandeln die USA und Saudi-Arabien über einen Atomdeal, bei dem es nicht nur um möglicherweise bis zu 16 neue Atomkraftwerke geht. Saudi-Arabien drängt offenbar auch, dass eine Urananreicherungsanlage im eigenen Land gebaut werden soll. Immer mehr Informationen deuten darauf hin, dass ein Deal bevorsteht, der massive Folgen hinsichtlich einer nuklearen Aufrüstung inklusive der Möglichkeit zur Herstellung von Atomwaffen beinhalten könnte. Die USA sind seit Jahren dabei, eine neue Urananreicherungstechnik im eigenen Land zu etablieren. Nun berichtet die us-amerikanische „FDD“ (siehe unten) in einem FAQ mit Bezug auf weitere Medien: Die USA könnten im Rahmen des angestrebten Atomdeals eine solche Uranfabrik auf einer Militärbasis in Saudi-Arabien errichten. Eine Horrorvorstellung. Sollten die USA Saudi-Arabien in irgendeiner Weise Urananreicherungstechnologie verfügbar machen, wäre der Atomwaffensperrvertrag durchlöchert und Tür und Tor für eine weltweite nukleare Aufrüstung geöffnet. Und das angesichts der Kriegslagen im Nahen Osten und in der Ukraine.
Seit Trump verfolgt auch die Regierung Biden diesen Monster-Atom-Deal mit Saudi-Arabien, der seit vielen Jahren in Hinterzimmern und streng geheim vorbereitet wird. Noch einmal soll sich für die USA nicht wiederholen, was die Regierung Obama seinerzeit „versemmelt“ hatte. Jahrelang hatten die USA mit den Vereinigen Arabischen Emiraten (VAE) über den Bau von Atomreaktoren verhandelt und als Bedingung verlangt, dass die VAE weder Urananreicherung noch Plutonium-Anlagen aufbauen und betreiben sollten. Dazu wurden schließlich entsprechende Verträge gemacht. Unter keinen Umständen sollte es den VAE ermöglicht werden, neben dem Betrieb von Atomkraftwerken auch die Techniken zu bekommen, um unmittelbar Atomwaffen herzustellen. Gold-Standard der Nicht-Verbreitung von Atomwaffen im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags nennt sich das in Diplomaten-Kreisen.
Als „Strafe“ entschieden sich die VAE damals dann aber, nicht die USA, sondern Südkorea mit dem Bau der vier Atommeiler für das AKW Barakah zu beauftragen, die inzwischen alle in Betrieb sind. Ein Milliarden-Desaster für die USA. Das soll sich beim angestrebten Atomprogramm für Saudi-Arabien nicht wiederholen. Schon Trump hatte hier erste wichtige Schritte auf den Weg gebracht. Aber Saudi-Arabien ist kein einfacher „Partner“ in diesem Geschäftsfeld: Das Land hatte mehrfach mit Blick auf die nukleare Aufrüstung mit Urananreicherung und Plutoniumreaktor im Iran erklärt: Wenn der Iran die Atomwaffe hat, wird auch Saudi-Arabien eine bauen. Klar ist: Das könnte Saudi-Arabien notfalls auch mit Unterstützung von Pakistan erledigen. (Pakistan hat damals über Spionage bei URENCO das Know-how über die Urananreicherung gestohlen und damit wichtige Grundlagen, für den Bau von Atomwaffen erhalten.)
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Es geht um Geschäfte, die vermutlich weit über die 80 Mrd. Euro liegen dürften, die immer mal wieder für das Atomprogramm in Saudi-Arabien genannt wurden. Die USA sind derzeit dabei, die Urananreicherung im eigenen Land neu aufzubauen. Einen Atomforschungsreaktor hat das Saudi-Arabien inzwischen mit Unterstützung von Argentinien im Bau. Dieser Reaktor könnte das Plutonium erzeugte, was als zweiter Weg zu Atomwaffen dienen könnte. Die Foundation of Defence of Democracy (FDD) berichtet nun, dass die USA möglicherweise auf einer Militärbasis in Saudi-Arabien eine solche Urananreicherungsanlage bauen könnte.
Laut FDD habe Bloomberg am 14. Juni berichtet, dass „Beamte des Nationalen Sicherheitsrates Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses des Senats über die Konturen eines Abkommens über die nukleare Zusammenarbeit zwischen den USA und Saudis informiert haben.“ Offiziell liegen kaum Informationen vor, heißt es, aber über es gibt vereinzelte Hinweise: „Eine Version des Abkommens würde es Riad Berichten zufolge ermöglichen, eine von den USA betriebene Urananreicherungsanlage auf saudischem Territorium zu erhalten. Frühere Presseberichte stellten fest, dass die Vereinigten Staaten die Kontrolle über die Technologie und die Anlage behalten würden, und Saudi-Arabien hat den Bau der Anlage entweder auf langfristigen US-vermieteten Flächen oder auf einer von mehreren US-Militärbasen beantragt.“
Neben der Plutonium-Erzeugung und Wiederaufarbeitung ist die Kontrolle über die Urananreicherung der entscheidende Schlüssel für die Herstellung von Atomwaffen-Kernbrennstoff. Aus diesem Grund ist die Urananreicherung im Iran eine globale Bedrohung. “Die Urananreicherung ist ein klassischer Weg, um nuklearen Brennstoff herzustellen. Diese aufwendige Technologie ist aber auch der Schlüssel zu Atomwaffen”, schrieb 2007 der damalige Außenminister und heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) in einem Gastkommentar im Handelsblatt (2.Mai 2007). Steinmeier meinte den Iran. In der Bundesrepublik wird eine Urananreicherungsanlage von der URENCO in Gronau betrieben. Die Anlage ist vom Atomausstieg ausgenommen.
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- Über „Riads Atomprogramm – Saudi-Arabiens strahlende Zukunft“ hatte 2019 der Spiegel berichtet. Auch die Bundesregierung wurde über die nuklearen Aktivitäten in Saudi-Arabien hellhörig, wie dieser Vorgang auf einer Pressekonferenz des Auswärtigen Amts aus 2020 zeigt: „Medienberichte über die Entdeckung einer geheimen Atomanlage in Saudi-Arabien“ Und im Mai 2024 berichtete die DW: „USA und Saudi-Arabien: Atomabkommen in greifbarer Nähe„. Dort heißt es: „Riad und Washington wollen im Bereich der zivilen Kernenergie zusammenarbeiten. Beobachter fürchten, Riad könnte auch ein militärisches Atomprogramm vorantreiben – und damit ein Wettrüsten in der Region auslösen.“
DW berichtet im Mai 2024 – wie auch FDD – von einem angestrebten „Verteidigungsbündnis“ und schreibt über den brisanten Hintergrund des Atom-Deals: „Die Schwierigkeiten gründeten auf dem Umstand, dass Saudi-Arabien Uran auf eigenen Terrain anreichern wolle, sagt Kelsey Davenport, Direktor für Nichtverbreitungspolitik bei der Arms Control Association in Washington. Das Problem: Die Technologie zur Urananreicherung dient nicht nur der Herstellung von Brennstoff für zivile Kernreaktoren. Mit ihr lässt sich auch kernwaffenfähiges Uran herstellen.“ Weiter heißt es dort: „Saudi-Arabien ist in dieser Frage unnachgiebig“, sagt Davenport im DW-Interview. „Riad wird eher aus einem nuklearen Kooperationsabkommen mit Washington aussteigen, als dass es auf die Anreicherung verzichtet.“ Israel ist demnach bislang nicht davon angetan, dass Saudi-Arabien über die USA solche Fähigkeiten erhält.
- ChatGPT3.5 teilt auf Befragen mit: „Saudi-Arabien verfügt über einen Atomforschungsreaktor. Der King Abdulaziz City for Science and Technology (KACST) betreibt den ersten Forschungsreaktor des Landes. Dieser Reaktor, ein kleiner, niedriger Leistungsreaktor, wird für Forschungszwecke, Bildungsprogramme und die Entwicklung nuklearer Technologien genutzt.“ Und ergänzt: „Saudi-Arabien hat Pläne zur Entwicklung eines umfassenderen zivilen Nuklearprogramms angekündigt, um seinen Energiebedarf zu diversifizieren und weniger abhängig von fossilen Brennstoffen zu werden. Dies umfasst auch den Bau von kommerziellen Kernkraftwerken in der Zukunft.“ Dieser Reaktor soll eine Leistung von 30 KW haben und den LEU-Brennstoff ebenfalls aus Argentinien beziehen.
- Hubertus Zdebel, Bundestagsabgeordneter der Linksfraktion, hatte 2019 die Atom-Deals in den Emiraten und mit Saudi-Arabien 2019 zum Anlass genommen, die Bundesregierung zu befragen. Sie dazu: „Nachgefragt: US-Atomtechnik für Saudi-Arabien und Uran mit deutscher Beteiligung für die Vereinigten Arabischen Emirate“ und „URENCO-Uran und Atomgeschäfte im Nahen Osten„
FDD bringt auf den Punkt, was droht, wenn die USA einen Urananreicherungs-Deal mit Saudi-Arabien eingehen: „Für die internationale Gemeinschaft würde ein Urananreicherungsabkommen implizit bedeuten, dass Washington einem aufkeimenden saudischen Atomwaffenprogramm zugestimmt hat. Die Unterbringung einer Anreicherungsanlage auf einer US-Militärbasis würde außerdem die Anlage weiter militarisieren und Argumente untergraben, dass sie für einen zivilen Zweck ist. Selbst die Öffnung der Tür zur Anreicherung über die US-Zulassung in mehreren Jahren würde den Präzedenzfall gegen andere regionale Akteure, einschließlich der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), der Türkei und Ägypten, untergraben, der die Urananreicherung anstrebt. Sollten sie eine ungehinderte Anreicherung anstreben und erwerben, könnten mehrere Staaten in der Region an der Schwelle von Atomwaffen landen.“
umweltFAIRaendern wird weiter berichten …
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