Atomenergie im Krieg: Kampfhandlungen um AKWs Saporischschja und Kursk – Ärztinnenorganisation IPPNW schlägt Alarm
Nachdem die ukrainischen AKWs in Tschernobyl und vor allem in Saporischschja unmittelbar in die Kriegshandlungen seitens Russlands in der Ukraine einbezogen waren und sind, rücken nun auch die grenznahen Atommeiler auf russischem Gebiet in den Focus der Kämpfe. Ukrainische Truppen sind auf russischem Gebiet Richtung Kursk vorgerückt. Verbunden mit der Drohung, dass das dortige AKW möglicherweise zur Zielscheibe werden könnte? Die internationale Ärzt*innen-Organisation IPPNW, wegen ihres Engagements gegen Atomgefahren mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, reagiert mit Sorge auf die Meldungen und warnt vor den drohenden Gefahren einer Eskalation rund um die Atommeiler. In Saporischschja ist es offenbar direkt am abgeschaltetem AKW mit sechs Reaktorblöcken zu einem Feuer gekommen – möglicherweise in Verbindung mit Angriffshandlungen. Dieses Feuer soll gelöscht sein. Aufgrund der Kämpfe, aber auch im Zusammenhang mit der Trockenheit brennen Wälder in der Umgebung des AKW. (Foto: Präsidialamt Ukraine, Feuer am AKW Saporischschja, inzwischen gelöscht.) Auch das für Atomenergie-Anlagen zuständige „Bundesamt für Atommüll“ BASE berichtet über die wachsende Gefahrenlage.
- IAEO und andere warnen ebenfalls über die wachsenden Gefahren. In der Taz gibt es unter der Überschrift „Atomare Erpressung“ von Bernhard Clasen weitere Informationen zu den Kämpfen in Richtung Kursk. Auf Heise berichtet Andreas Wilkens unter „Ukrainischer Vorstoß: Sorge um AKW Kursk„
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umweltFAIRaendern.de dokumentiert die PM der IPPNW von heute:
Drohende gesundheitliche Katastrophe: Ärzt*innenorganisation schlägt Alarm
Kampfhandlungen um AKWs Saporischschja und Kursk
Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW äußert sich sehr besorgt über den Brand auf dem Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja in der Ukraine und die anhaltenden Kampfhandlungen in der Nähe des AKW Kursk in Russland. Aufgrund des Risikos eines schweren AKW-Unfalls fordert die IPPNW eine sofortige Einrichtung einer entmilitarisierten Zone um die beiden Atomanlagen.
„Alle Angriffe müssen sofort aufhören. Diese menschengemachte nukleare Bedrohung im Krieg ist für die betroffene Zivilbevölkerung nicht länger hinnehmbar“, mahnt die IPPNW-Vorsitzende Dr. Angelika Claußen. „Ein beschädigtes Atomkraftwerk im Krieg kann auf diese Weise schnell zu einer Massenvernichtungswaffe werden. Die internationale Gemeinschaft muss endlich handeln und sich um eine entmilitarisierte Zone um AKWs in Kriegszonen bemühen“, so Claußen.
Die Ärzt*innen warnen vor möglichen Folgen der derzeitigen Kämpfe zwischen ukrainischen und russischen Truppen in der Nähe des AKW Kursk. Das AKW Kursk in der russischen Stadt Kurtschatow beherbergt vier Blöcke aus der Reaktorbaureihe, die in Tschernobyl verbaut wurde und besonders störungsanfällig ist. Zwei der Reaktoren sind bereits stillgelegt. Die beiden noch in Betrieb befindlichen sind deutlich weniger geschützt gegen externe Angriffe als das AKW Saporischschja. Der IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi rief am Wochenende beide Konfliktparteien dazu auf, sich an die Regeln für nukleare Sicherheit in Konfliktgebieten zu halten. In der Stadt Kurtschatow und dem Umland fiel wegen eines ukrainischen Drohnentreffers bereits der Strom aus, teilte der kommissarische Gouverneur von Kursk mit.
Die Internationale Atombehörde IAEA teilte am Sonntagabend mit, es habe auf dem Areal des AKW Saporischschja mehrere Explosionen gegeben. Das von russischen Truppen kontrollierte Atomkraftwerk Saporischschja gab bekannt, eine Drohne habe einen Kühlturm auf dem nördlichen Teil des Areals getroffen. Die IAEA sieht in ihrer Mitteilung zum AKW Saporischschja zwar keine unmittelbare Gefahr gegeben, allerdings berge jede Art von Feuer auf dem Gelände oder in seiner Nähe die Gefahr, dass es auch auf sicherheitsrelevante Einrichtungen übergreift.
Sollte ein Brand auch einen der Reaktoren erfassen, könnte im schlimmsten Fall eine Kernschmelze drohen. Die in diesem Fall austretende atomare Strahlung hätte verheerende Folgen für die Umwelt und Ernährungssicherheit sowie die Gesundheit der Bevölkerung, welche sich unter Kriegsbedingungen noch einmal verschärfen. Zudem würden sich die Folgen voraussichtlich nicht auf ukrainisches Staatsgebiet beschränken. Russland und die Ukraine machten sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich. Russischen Nachrichtenagenturen zufolge ist der Brand auf der Anlage inzwischen gelöscht.
Seit der russischen Invasion kommt es immer wieder zu Angriffen auf das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja. Im August 2022 kam es zu Luftangriffen. Zudem berichtete die IAEA im Juli 2023, Mitarbeiter*innen hätten auf dem Gelände Minen entdeckt.
Kontakt:
Lara-Marie Krauße (Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), E-mail: krausse@ippnw.de, Tel.: 030 698074 15
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