Atommüllkonferenz diskutiert Atomwaffentechnik und zivil-militärische Verbindungen
Nicht nur die unmittelbaren Risiken und Nebenwirkungen bei der Lagerung aller Arten radioaktiver Abfälle beschäftigt die Atommüllkonferenz (AMK) der Anti-Atom-Initiativen seit Jahren. Angesichts wachsender Terrorrisiken (Drohnen, Waffen, Flugzeugabsturz) und dem Krieg rund um Atomkraftwerke in der Ukraine (Saporischschja, Tschernobyl und andere) und Russland (Kursk) hat die AMK auch die militärischen Risiken der Atomenergie verstärkt in den Blick genommen. Zuletzt hat die Atomexpertin Sophie Kretzschmar auf der Konferenz im Oktober über „Atomwaffentechnik und zivil-militärische Verbindungen“ referiert und nicht nur den Atommüll als Quelle militärischer Interessen in den Blick genommen, sondern auch die Grauzone der Nuklearanlagen in Deutschland ausgeleuchtet. (Foto: Atomforschungsreaktor Garching, betrieben mit waffenfähig angereichertem Uran)
- Der Vortrag von Dr. Sophie Kretzschmar steht hier als PDF zum download bereit. Der Vortrag wurde am 18. Oktober auf der 27. Atommüllkonferenz in Göttingen gehalten und diskutiert.
- Dr. Kretzschmar hatte zuvor auf einer Fachtagung des Atommüllreports im Oktober 2024 in Hannover über zivil-militärische Dimensionen der Atomenergie referiert: Nuklearer Fall-out: Atommüllreport zivil-militärisch – Dokumente einer Fachtagung
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Als Themenstellung wird der Vortrag von Kretzschmar in der Einladung zur AMK so beworben: „Wie ist eine Atombombe aufgebaut? Was braucht es dafür? Könnte Deutschland morgen eine Atomwaffe bauen? Welche Infrastruktur bräuchte es? Welche Rolle könnten Gronau und Garching spielen? Wie verheerend wäre der Einsatz taktischer Atomwaffen? Physikerin Dr. Sophie Kretzschmar hat sich an der RWTH Aachen mit der Überprüfung nuklearer Rüstungskontrollverträge und Abrüstung befasst und informiert über die technischen Hintergründe und beantwortet die brennendsten Fragen – Referentin: Dr. Sophie Kretzschmar.“
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Vor allem in hoch radioaktiven Abfällen wie bestrahlten Brennelementen befinden sich immer noch Kernbrennstoffe. Darunter auch Plutonium. Dieses könnte bei militärischen Ambitionen in sogenannten Wiederaufarbeitungsanlagen chemisch abgetrennt werden und anschließend in heißen Zellen weiter verarbeitet werden. Die Wiederaufarbeitung im Ausland ist in Deutschland verboten. Die bestrahlten Brennstoffe sollen ohne weitere Behandlung „direkt endgelagert“ werden. Dazu werden die Brennstoffe in Castor-Behälter verpackt, zwischengelagert und sollen dann in ein geeignetes Endlager, wenn denn endlich eins gefunden ist.
- Siehe auch: Atommüllkonferenz fordert Atomwaffenverbot und Ausstieg, https://umweltfairaendern.de/2025/03/13/fukushima-radioaktiv-atommuellkonferenz-fordert-atomwaffenverbot-und-ausstieg/
Für atomwaffenfähiges Uran braucht es die sogenannte Urananreicherung mit Zentrifugen. Eine solche Technik ist in Gronau für die zivile Nutzung bei der URENCO unbefristet in Betrieb. Die Anlage der URENCO darf Uran nur bis rund 5 Prozent anreichern. Anreicherungen für militärische Zwecke bis zu mehr als 90% sind aufgrund internationaler Verträge völkerrechtlich untersagt. Auch der Atomwaffensperrvertrag untersagt der Bundesregierung entsprechende Handlungen. Internationale Entwicklungen zielen darauf ab, dass für neue Atomreaktoren auch neue Brennstoffe entwickelt werden, die allesamt von Urananreicherungen bis zu knapp 20 Prozent Uran235 abzielen. Auch diese Anreicherungen bringen erhebliche nukleare Risiken hinsichtlich der Kritikalität mit sich. Und schließlich setzt Deutschland im Forschungsreaktor München Garching Uran-Brennelemente mit über 90 Prozent angereichertem Uran ein. Der Brennstoff kommt aus Russland und wird in Frankreich zu den Brennelementen verarbeitet, die in Garching zum Einsatz kommen.
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Kretzschmar erwähnt in ihrem Vortrag auch ein Gespräch, das eine polnische Nachrichtenquelle mit Rafael Grossi, dem Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) geführt und dabei neben vielen anderen Fragen auch die nuklearen Möglichkeiten der Bundesrepublik Deutschland angesprochen hatte. Die Frage: „Wenn Deutschland eine solche Entscheidung getroffen hätte, wie lange würde es dauern, eine Atombombe zu bauen?“ Grossi antwortet darauf: „Sehr wenig. Vielleicht wäre es eine Frage von Monaten. Deutschland hat das Kernmaterial, das es braucht, es weiß, wie es geht. Sie haben die ganze Technologie. Aber das sind rein hypothetische Annahmen. Die europäischen Länder sind sich darüber im Klaren, dass sie die Bestimmungen der TNP verteidigen werden. In den internationalen Beziehungen wird kein Staat, insbesondere mächtig, vom Altruismus geleitet. Er tut es für sein eigenes Geschäft. Die europäischen Länder sind zu dem Schluss gekommen, dass eine Welt, in der jeder Atomwaffen haben kann, zu einer Katastrophe führen würde.“ Siehe hier die polnische Quelle hier, Text wurde automatisch per Firefox übersetzt.