Zivile – Militärische Atomenergie: URENCO und wachsende Grauzonen
In der ARD-Dokumentation „Das Atomwaffen-Kartell – Ende der Abrüstung?“ warnt der Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel (Fraktion DIE LINKE) davor, dass die Grauzonen einer zivil-militärischen Nutzung der Atomenergie größer werden. In der Bundesrepublik ist hier vor allem die Urananreicherung der URENCO als Risiko zu nennen. Dazu tragen auch aktuelle Entwicklungen in den USA bei. Mit den Zentrifugen, in denen Uran für die Nutzung in AKWs (3- 5 Prozent) angereichert wird, könnte grundsätzlich auch atomwaffenfähiges Material hergestellt werden. Auch die von URENCO für den US-Markt angekündigte Herstellung von angereichertem Uran auf knapp unter 20 Prozent spaltbaren Uran-235 (HALEU) würde beitragen, die Risiken eines militärischen Missbrauchs der vermeintlich zivilen Atomenergie weiter anwachsen zu lassen.
- Die Dokumentation ist in der Mediathek der ARD zu finden: Das Atomwaffen-Kartell – Ende der Abrüstung? 05.08.2019 | 45 Min. | UT | Verfügbar bis 05.08.2020 | Quelle: Das Erste, Das Jahr 2019 könnte zum Schicksalsjahr der nuklearen Abrüstung werden. Ausgerechnet zum 70. Jahrestag der Gründung der NATO stehen wichtige Abrüstungsverträge vor dem Aus.
- Mehr zum Thema URENCO auf dieser Seite. Hier mehr Informationen und Hintergrund über die im Bericht angesprochenen Probleme mit der Tritium-Herstellung. Hier gibt es Informationen zur Ankündigung von URENCO zur Herstellung von HALEU.
- Zur neuen Atom-Politik der USA siehe auch hier: Atomenergie first: Neue nukleare Offensive der USA
Die ARD hatte den Beitrag folgendermaßen angekündigt (Dokumentation):
Die Story: Das Atomwaffen-Kartell: Ende der Abrüstung?
Das Jahr 2019 könnte zum Schicksalsjahr der nuklearen Abrüstung werden. Ausgerechnet zum 70. Jahrestag der Gründung der NATO stehen wichtige Abrüstungsverträge vor dem Aus: Der INF-Vertrag zum Verbot nuklearer Mittelstreckenraketen und der NEW-START-Vertrag zur Begrenzung der Zahl strategischer Atomwaffen. Beides sind Grundpfeiler der atomaren Rüstungskontrolle. Nun droht ein neuer nuklearer Rüstungswettlauf.
Rückkehr zu Denkweisen aus dem Kalten Krieg
Der Film von Nick Golüke und Michael Müller macht sich in den USA, in Russland und in Europa auf die Suche nach den Hintergründen und Hintermännern dieses Rückfalls in die Denkweisen und Strategien des längst überwunden geglaubten kalten Krieges. Sie sprechen mit den Vordenkern einer neuen atomaren Abschreckungslogik, analysieren das Netzwerk von Denkfabriken und Unternehmen, die sich ein Milliardengeschäft erhoffen.
Mit dabei sind auch deutsche Banken, die Kredite an Rüstungs-Unternehmen wie zum Beispiel Airbus vergeben. Airbus baut gerade 48 neue Atomraketen für die U-Boote der französischen Marine. Jede Rakete trägt sechs bis zehn Sprengköpfe, und jeder Sprengkopf hat die zehnfache Zerstörungskraft der Hiroshima-Bombe.
Der Film deckt auf, dass US-amerikanische Rüstungskonzerne wie Honeywell, Northrop Grumman oder Bechtel die neue Nukleardoktrin der USA mitschreiben und sich dadurch Milliardengewinne sichern.
Anreicherungsanlage in Gronau
Die Autoren zeigen, dass Deutschland nicht nur militärstrategisch Teil der neuen globalen Nuklearstrategie ist, sondern dass in Deutschland auch die nukleare zivile wie rüstungstechnische Industrie miteinander verknüpft sind. Sie fahren ins westfälische Gronau an der niederländischen Grenze zum Unternehmen Urenco und hinterfragen, warum die BRD bis heute eine Anreicherungsanlage für Uran braucht.
Schließlich begleitet der Film diejenigen, vor allem junge Menschen, die glauben, dass der Kampf gegen die Atomwaffen heute wieder dringender geführt werden muss denn je. Und dass er immer noch gewonnen werden kann.
Ein Film von Michael Müller und Nick Golüke
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