Vattenfall, der Hausmüll und überteuerte Preise – Stadtreinigung Hamburg sagt Tschüss

vattenfall-03Vattenfall geht der Müll aus. Nicht der radioaktive Atomabfall, davon hat der Konzern mehr als genug. Es geht um den Hausmüll: Weil in Hamburg die Abfallmengen sinken, hat die Stadtreinigung nun eine für Vattenfall bittere Entscheidung getroffen: Der NDR meldet: „Ab März schickt sie keinen Müll mehr zur Anlage Borsigstraße in Billbrook, die Vattenfall gehört. Bisher liefert sie dort jährlich 320.000 Tonnen an, das entspricht etwa 30.000 Müllwagen. Vattenfall-Sprecherin Barbara Meyer-Buckow sagte NDR 90,3: „Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht.“ Man bewerbe sich für neue Müll-Lieferungen. In der Borsigstraße arbeiten derzeit 90 Mitarbeiter.“

Siehe auch: Atommüll im Ausnahmezustand – Politik muss handeln

Nicht nur aus der Borsigstraße will sich die Stadtreinigung zurückziehen. „Ende 2016 läuft auch der Vertrag mit der Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld aus. Reinhard Fiedler von der Stadtreinigung erklärte NDR 90,3, dass man dort jährlich 180.000 Tonnen anliefern müsse. Um das nicht verfallen zu lassen, kaufe man günstig Gewerbemüll und verbrenne ihn dort. Damit sei bald Schluss. Der Stadtreinigung reichen dann die eigenen Anlagen Stellinger Moor und Rugenberger Damm.“

Absurd: Angesichts der langfristigen Lieferverträge und sinkender Müllmengen muss die Stadtreinigung Gewerbemüll kaufen, um in der von Vattenfall und einer E.on-Tochter betriebenen Anlage in Stapelfeld Müll zu verbrennen.

Während die Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor zu 100 Prozent der Stadtreinigung gehört, wird die Anlage im Rugenberger Damm (MVR) zu 55 Prozent von Vattenfall, zu 25 Prozent von der Stadtreinigung und zu 20 Prozent von der EWE AG betrieben.

Die Anlage im Rugenberger Damm ist seit vielen Jahren umstritten. Neben Hamburger Hausmüll werden hier auch Abfälle aus umliegenden Landkreisen verbrannt. Dazu mussten sich die Kreise mit langfristigen Lieferverträgen an die MVR binden. Zu offenbar überteuerten Preisen. Die Zeche zahlen die GebührenzahlerInnen durch zu hohe Müllgebühren!

Im Frühjahr 2012 hatte Frontal21 über „Müllbetrug“ berichtet. In der HAN hieß es: Millionengewinne mit Müllverbrennung auf Kosten der Gebührenzahler! Die Müllverbrennungsanlage am Rugenberger Damm (MVR), in der auch der Landkreis seinen Müll entsorgt, fährt die mit Abstand höchsten Renditen aller Müllverbrennungsanlagen in Deutschland ein.“

Im Januar 2013 bekräftigte das NDR-Magazin Panorama3 diese Vorwürfe: „Vattenfall macht mit der Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm (MVR) in Hamburg-Altenwerder offenbar höhere Gewinne als bisher angenommen. Berechnungen von Wirtschaftsprüfern im Auftrag des NDR-Fernsehmagazins „Panorama 3″ haben ergeben, dass die Anlage bis 2019 bis zu 233 Millionen Euro Gewinn erzielt haben wird. Das entspricht einer langfristigen Umsatzrendite von durchschnittlich rund 20 Prozent, wenn die jetzige Entwicklung sich fortsetzt. Bislang hatte Mehrheitseigner Vattenfall Europe behauptet, die hohen Erträge seien eine Momentaufnahme – nachdem bekannt geworden war, dass die Anlage unter der Köhlbrandbrücke allein 2010 20 Millionen Euro Gewinn und eine Umsatzrendite von sagenhaften 42,5 Prozent erwirtschaftet hatte.“

Damit reagierte das NDR-Magazin offenbar auf eine im Dezember 2012 vorgelegte Studie des Landkreis Rotenburg, in der die Frontal21-Vorwürfe relativiert wurden.

Dirk Seifert

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