Vattenfall-Krise: Gespräche mit Landesregierung und Statements, die nicht beruhigen können
„Wirtschafts- und Europaminister Ralf Christoffers hat an das Unternehmen Vattenfall appelliert, „durch eine transparente Informationspolitik dafür zu sorgen, dass für Spekulationen kein Raum bleibt““. So zitiert Niederlausitz Aktuell den Brandenburger Minister nach einem Gespräch mit der Geschäftsführung des angeschlagenen Vattenfall-Konzerns.
Laut dem Bericht, teilte Christoffers mit: „Es ist vom Unternehmen Vattenfall versichert worden, dass es über die öffentlich kommunizierte Aufteilung des Konzerns in die Unternehmenseinheiten Skandinavien und Kontinentaleuropa/Großbritannien bisher keinerlei weitere strategische Entscheidungen zur Unternehmensstruktur gebe, sagte Christoffers. Vertreter der Konzernleitung hätten betont, dass auf absehbare Zeit weder Entscheidungen bevorstünden, Unternehmensteile zu veräußern, noch werde derzeit mit potenziellen Partnern verhandelt. Vattenfall stehe weiter zu seiner Verantwortung für die Region.“
In ähnlicher Weise hat sich auch Vattenfall-Chef Hatakka nach einem Treffen mit Sigmar Gabriel (SPD) geäußert. Die Berliner Morgenpost berichtet: „Vattenfall bleibt auf absehbare Zeit Eigentümer seiner kontinentaleuropäischen Aktivitäten“, sagt Tuomo Hatakka. Der Finne beim schwedischen Konzern vermag das auch zu begründen. Deutschland brauche die Braunkohle noch länger für die Grundlast seiner Stromversorgung. Die ist besonders gefragt in Zeiten, in denen die stärkste Industrienation Europas zunehmend auf Wind- und Solarstrom umstellt. Der schwankt je nach Jahreszeit und Wetter und ist für die Grundlast nicht geeignet.“
Die Zeitung kommt aber auch selbst zu dem Fazit: „Eine Standortgarantie ist das nicht“ und titelt „Vattenfall bleibt – vorerst“. Was bedeutet es, wenn Hatakka von „absehbare Zeit“ spricht? Bei der für die Braunkohle von Vattenfall zuständigen Gewerkschaft IG BCE wird davon ausgegangen, dass sich Vattenfall bis Ende 2014 aus der Lausitz zurück ziehen wird. Siehe hier: Vattenfall Deutschland zerfällt: Verkauf der Braunkohle-Sparte bis Ende 2014.
Wenn Hatakka davon spricht, dass die Braunkohle für Deutschland weiter wichtig sei, spricht er nicht davon, dass Vattenfall diese auch weiter betreibt.
Auffällig ist: Vattenfall selbst, aber auch die Landesregierung in Brandenburg und die zuständige Gewerkschaft IG BCE sprechen gemeinsam schon deutlich darüber, dass die Braunkohle auch ohne Vattenfall weiter gehen wird. Der innere Abschied wird hier offenbar schon betrieben.
Vattenfall muss jetzt auf Beruhigung der Lage setzen und den Eindruck erzeugen, als habe man alles im Griff – trotz der mehr als drei Milliarden Euro Verlust-Abschreibungen, die das Unternehmen vor wenigen Wochen vorgenommen hat. Will Vattenfall den Ausstieg aus Deutschland nicht mit weiteren Verlusten bezahlen, dann muss der Konzern nun als gut aufgestellter Player erscheinen und die Sache in Ruhe angehen.
Bereits im Frühjahr hatte Vattenfall den Verkauf eines Kohlekraftwerks in der Nähe von Leipzig angekündigt und vor wenigen Tagen auch den Verkauf seiner Anteile am AKW Brokdorf. Erst – kleinere – Schritte, die in Richtung Ausstieg aus dem Stromgeschäft in Deutschland deuten.
Siehe auch: Vattenfall sucht Investoren für Komplettübernahme des Deutschland-Geschäfts