Hamburger Linke macht Druck: Mehr Windstrom gegen die Klimakrise

Hamburger Linke macht Druck: Mehr Windstrom gegen die Klimakrise

Nicht nur beim Kohleausstieg kommt Hamburgs rot-grüner Senat nicht richtig voran. Auch bei der Windstrom-Erzeugung könnte für den Klimaschutz deutlich mehr passieren. Nach Angaben des Bundesverband Windenergie (BWE, LV Hamburg) könnte die Stromerzeugung aus Windanlagen in Hamburg deutlich erhöht werden, würde endlich die veraltete Höhenbegrenzung im Flächennutzungsplan abgeschafft. Der Bürgerschaftsabgeordnete Stephan Jersch von der Linksfraktion greift das Thema Ausbau der Windenergie in Hamburg jetzt mit einer Kleinen Anfrage auf. Eine Aufhebung der Begrenzung könnte bei den betroffenen Anlagen eine Verzehnfachung der erneuerbaren Stromerzeugung bringen.

Im Juni 2021 berichtete die Bergedorfer Zeitung – nicht zum ersten Mal – dass es trotzt der begrenzten Flächen im Stadtstaat Hamburg Möglichkeiten für den dringend notwendigen Ausbau der erneuerbaren Windenergie in Hamburg gäbe (Siehe auch hier bei Netwind). Immerhin gilt es angesichts der Klimakrise möglichst schnell und umfassend alle Potential für die erneuerbare Energiewende zu nutzen!

In Hamburg stehen derzeit 67 Windenergieanlagen (WEA) mit einer Leistung von insgesamt 121 MW. Nach Angaben des BWE LV Hamburg erzeugen diese Anlagen in einem durchschnittlichen Windjahr rund 300 Mio. kWh erneuerbaren Strom, die in das Hamburger Netz eingespeist werden und damit ca. 150 Tonnen CO2 gegenüber den Emissionen des deutschen Strommixes einsparen.

Eine Steigerung der erneuerbaren Stromerzeugung aus Wind wäre möglich, wenn die bis heute in einigen Bereichen im Flächennutzungsplan festgelegte Höhe von derzeit 150 Meter (mit Ausnahme der Fläche in Curslack mit 180 Metern) abgeschafft würde. Diese Begrenzung verhindert, dass mit modernen Windanlagen die erneuerbare Stromerzeugung deutlich gesteigert werden kann und dadurch ein wirtschaftlicher Betrieb möglich wird. Im Hafen sind Höhen bis 200 Meter zugelassen.

Würde die Höhenbegrenzung entsprechend angepasst und eine geringfügige Erweiterung des Flächennutzungsplanes durchgeführt, dann könnte eine Windenergiepotenzialsteigerung um immerhin 62 MW erreicht werden, so der BWE. Betroffen wären davon 19 Anlagen, von denen nach einem entsprechenden Repowering dann nur noch 15 Anlagen erforderlich wären. Diese würden dann ca. 140 Millionen kWh statt bislang nur 14 Millionen kWh liefern können. Das wäre eine Steigerung um das zehnfache! Im Ergebnis würden damit rund 70.000 Tonnen CO2-Emissionen gegenüber heute rund 7.000 Tonnen vermieden.

Handelt der Senat nicht, müssten die bisherigen Windanlagen nach Erreichen der Lebenszeit ersatzlos abgebaut werden (außer im Hafen). Es gibt nach Angaben des BEW LV Hamburg heute am Markt im Grunde keine Anlagen mit der geringen Höhe mehr und Banken würden derartig unwirtschatliche Anlage auch nicht mehr finanzieren. Statt Windenergie-Ausbau und mehr Klimaschutz wäre dann sogar einen Rückgang der regenerativen Stromerzeugung in Hamburg die Folge.

In der Schriftlichen Kleinen Anfrage, die der Bürgerschaftsabgeordnete Jersch jetzt auf den Weg bringt und die in etwa 10 Tagen beantwortet sein wird, spricht Jersch auch das Thema Natur- und Umweltschutz an: „Mit dem Ziel einer Intensivierung der Erzeugung erneuerbarer Energie zum Schutz des Klimas und zur Begrenzung der Folgen einer Klimakatastrophe wäre es dringend geboten, diese Potenziale beim Ausbau der Windenergie mit frühzeitiger Einbeziehung der Öffentlichkeit zu erschließen, sofern nicht andere wichtige Natur- und Umweltschutzgründe dagegen stehen.“

Dirk Seifert