Neues Vattenfall-Kraftwerk in Wedel – Innovation Fehlanzeige

BUND Hamburg kritisiert neues Gaskraftwerk von Vattenfall: keineswegs Innovativ und wirtschaftlich riskant.

In der heutigen Ausgabe der Welt kritisiert der BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch die Pläne von Vattenfall, gemeinsam mit der Stadt Hamburg am Standort Wedel einen neues Gas und Dampfkraftwerk (GuD) zu errichten Das Kraftwerk soll künftig für die Fernwärmeversorgung in Hamburg dienen und das bisherige Kohlekraftwerk am gleichen Standort ab 2017 ersetzen. Vattenfall bezeichnet dieses Projekt als Innovationskraftwerk, obwohl es weitgehend Standardtechnik ist, die dort eingesetzt werden soll.

Das Projekt ist eine der ersten Maßnahmen, seit dem sich die Stadt Hamburg mit 25,1 Prozent am Strom- und Fernwärmenetz beteiligt hat, dass derzeit noch von Vattenfall dominiert wird. Im nächsten Jahr wird zeitgleich zur Bundestagswahl in Hamburg ein Volksentscheid stattfinden. Das Bündnis „Unser Hamburg unser Netz“ fordert die vollständige Übernahme der Netze (zusätzlich auch das von E.on Hanse betriebene Gasnetz).

In der Welt sagt Manfred Braasch unter der Überschrift: „Neues Kraftwerk in Wedel – Innovation Fehlanzeige“:  „Der Wirkungsgrad der Anlage ist zu gering, die Transportwege sind zu weit.“

Für ihn ist klar: „Hamburg braucht aber eine neue Fernwärmeversorgung, da das alte Kohlekraftwerk in Wedel in wenigen Jahren vom Netz gehen wird. Immerhin werden von dort rund 180.000 Wohneinheiten beliefert. Kommt das GuD-Kraftwerk wie geplant, kann dies nur bedeuten, dass die Endverbraucherpreise für Fernwärme deutlich steigen werden. Ob das unvermeidliche Schröpfen der Endkunden für einen wirtschaftlichen Betrieb tatsächlich reichen wird, bleibt aber ungewiss.“ Damit spielt er darauf an, dass unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen ein GuD-Kraftwerk kaum auf die erforderlichen Betriebsstunden kommen wird, die für einen wirtschaftlichen Betrieb erforderlich sind. Damit aber steigt das Risiko, dass wirtschaftliche Verluste auf die Wärmekunden abgewälzt werden.

Auch in Sachen Innovation sieht er in diesem Neubau wenig neues: „Innovationskraftwerk – das hört sich gut an, aber wie innovativ ist das Projekt tatsächlich? Der elektrische Wirkungsgrad soll laut Planunterlagen bei 55 Prozent liegen. In Düsseldorf wird derzeit dagegen ein Kraftwerk mit einem Wirkungsgrad von mehr als 60 Prozent geplant. Fünf Prozentpunkte mögen sich nicht viel anhören, in der Kraftwerkstechnik ist es aber ein Quantensprung. Eine möglichst effiziente Ausnutzung knapper fossiler Brennstoffe sollte das Gebot der Stunde sein. Auch der viel gelobte Speicher (Windstrom zu Wärme), der parallel zum GuD-Kraftwerk entstehen soll, entpuppt sich als konventioneller Tauchsieder.“

Den vollständigen Kommentar von Manfred Braasch, Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Hamburg, können sie hier lesen.

Dirk Seifert