UPDATE – „Fast 1000 heimliche Atomtransporte seit 2012“

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Urankonzentrat aus Namibia im Hamburger Hafen. Einer von vielen Atomtransporten, die in den Daten des Bundesamts für Strahlenschutz nicht auftauchen. Foto: Dirk Seifert

„In Deutschland haben zwischen Anfang 2012 und Ende Mai 2014 insgesamt 988 Atomtransporte stattgefunden, von denen die Bevölkerung in der Regel nichts erfuhr. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor, die unserer Redaktion vorliegt.“ Das berichtet die Rheinische Post (RP) in ihrer aktuellen Ausgabe. Zahlreiche Medien wie der Stern, das Hamburger Abendblatt, die Taz und die Welt berichten ebenfalls. Die Informationen beziehen sich auf eine erste Auswertung von Daten, die in der Antwort der Bundesregierung auf eine Schriftliche Kleine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel, Fraktion DIE LINKE enthalten sind (Drucksache 18/1851).

Update 14/07/2014: Hier ist die Pressemeldung des Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel (in der weitere Informationen und Hinweise enthalten sind), und hier jeweils als PDF: Die Anfrage und die Antworten – Transporte BFS – Einfuhr-Ausfuhr BAFADaten Bundesbahn.

Update13/07/2014: Der WDR hat einen TV-Beitrag in seiner Mediathek veröffentlicht.

Der Artikel informiert auch darüber, dass eine hohe Zahl der Atomtransporte mit der Uranfabrik in Gronau im Zusammenhang steht. Anders als bei den Atomkraftwerken ist deren Betriebszeit nicht befristet. Die Anlage versorgt weltweit etwa jedes zehnte AKW mit dem erforderlichen angereicherten Uran.

RP dazu: „Ein großer Anteil der Atomtransporte stand im Zusammenhang mit der Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau: Allein 186 Mal hätten auf deutschen Straßen und Schienen Atomtransporte von und zur Uranfabrik in Gronau stattgefunden, wie aus den Daten des Bundesamtes für Strahlenschutz und des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle hervorgeht.“

Wichtig an diesen Zahlen ist: Sie umfassen nur einen Teil der tatsächlich stattfindenden Atomtransporte. Die Angaben beziehen sich lediglich auf die vom Bundesamt für Strahlenschutz zu genehmigenden Transporte von so genannten Kernbrennstoffen, die angereichertes Uran enthalten. Natururan, abgereichertes Uran und andere Zwischenprodukute bei der Brennelementeherstellung sind in diesen Zahlen daher noch nicht einmal enthalten.

Die RP schreibt: „Auf geheim gehaltenen Routen durchfahren teilweise hochgefährliche Atomtransporte über Tausende von Kilometern täglich die Bundesrepublik“, kommentierte Linken-Politiker Hubertus Zdebel. „Ein Unfall vor allem mit den Transporten von Uranhexafluorid könnte verheerende Folgen bis zum Tod von Menschen haben“, warnte er. In Gronau solle demnächst eine Lagerhalle für 60 000 Tonnen dieses radioaktiven Abfalls in Betrieb gehen. Er forderte die Bundesregierung auf, die Bürger über die Atomtransporte und ihre Gefahren zu informieren.“

Neben dem Hinweis auf die Bedeutung der Uranfabrik in Gronau (NRW), berichtet die RP auch über die Urananlage der AREVA in Lingen (Niedersachsen). Auch deren Weiterbetrieb ist vom Atomausstieg ausgenommen. „Die Uranfabrik in Gronau und eine weitere Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen sind vom Atomausstieg ausgenommen. Beide Anlagen produzieren Kernbrennstoffe für Kunden in aller Welt. Dafür benötigen sie Uran aus dem Ausland, das zumeist über den Hamburger Hafen nach Deutschland gelangt. Bei den Atomtransporten geht es nicht um hochradioaktives Material. Allerdings kann etwa das in Tanks importierte Uranhexafluorid, mit dem spaltbares Uran angereichert wird, schwere gesundheitliche Schäden verursachen, wenn es zu Unfällen kommt.“

Dirk Seifert

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