Belgisches Atom-Roulette in Tihange: Tausende demonstrieren in Aachen für Abschaltung

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Mehr als 1.500 – andere sprechen sogar von bis zu 4.000 – Menschen demonstrierten gestern Abend in Aachen für die sofortige Stilllegung der bei Lüttich gelegenen Atomreaktoren in Tihange (Belgien), nur rund 70 km von der Grenze entfernt. Foto: Facebook Stop Tihange.

Mehr als 1.500 – andere sprechen sogar von bis zu 4.000 – Menschen demonstrierten gestern Abend in Aachen für die sofortige Stilllegung der bei Lüttich gelegenen Atomreaktoren in Tihange (Belgien), nur rund 70 km von der Grenze entfernt. „Das Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie hatte zu der Demonstration aufgerufen. Sein Sprecher, Jörg Schellenberg, sagte, wenn Belgien die Bürger anderer Staaten durch das marode Kraftwerk Tihange so bewusst gefährde, müsse es in einem gemeinsamen Europa möglich sein, das zu stoppen. Auf allen politischen Ebenen müsse jetzt auf Belgien eingewirkt werden. Appelle allein reichten offensichtlich nicht aus.“ (WDR)

Die Demonstration wurde ausgelöst, nachdem es letzte Woche im Block 1 des AKW Tihange zu einem Brand mit einer Notabschaltung des Reaktors kam. Nähere Angaben, was genau gebrannt hat, hatte der Betreiber öffentlich nicht gemacht. Seit Monaten wächst der Widerstand nicht nur in der Grenzregion von NRW und Rheinland-Pfalz und Belgien. Beide rot-grünen Bundesländer haben sich bislang erfolglos an die belgische Regierung gewandt. Regionale Bürgermeister haben die belgische Regierung zum Abschalten aufgefordert und prüfen derzeit rechtliche Möglichkeiten. Auch Bundestagsabgeordnete der CDU, der Grünen und der Linken haben sich in unterschiedlicher Weise in den vergangenen Wochen für die Stilllegung des maroden AKW Tihange eingesetzt.

Erst vor wenigen Wochen hatte es im Umweltausschuss eine Befragung des Bundesumweltministeriums zur Sicherheitslage in Tihange gegeben. Das Ministerium hatte lediglich mitgeteilt, dass Mitte Januar eine internationale Tagung von der belgischen Atomaufsicht durchgeführt werde, auf der die Regierung mehr Informationen erhalten würde. Konkrete Maßnahmen seitens der Bundesregierung sind bislang nicht vorgesehen, Siehe dazu bei Hubertus Zdebel (*) von der Fraktion DIE LINKE: Bundesumweltministerium über die belgischen AKWs Doel und Tihange

In der Aachener Zeitung heißt es dazu seitens der Umweltministerin Barbara Hendricks: „Wir teilen die Sorgen der Bevölkerung im grenznahen Gebiet. Allerdings sind die Kompetenzen in Europa bei der Frage der Energieversorgung klar geregelt. Das sind Fragen, die in nationaler Souveränität entschieden werden“, sagte Hendricks in einem Interview mit der „Rheinischen Post“. Man werde aber „den Sicherheitszustand der belgischen AKW auch in Zukunft immer wieder ansprechen.““

Vor wenigen Wochen hatte die belgische Atomaufsicht grünes Licht für die Wiederinbetriebnahme des Block 2 von Tihange gegeben, in dessen Reaktordruckbehälter tausende von Rissen festgestellt wurden. Über 170.000 Menschen haben seitdem eine Petition für die Stilllegung unterschrieben.

Inzwischen ist auch der zweite Riss-Reaktor im belgischen Doel wieder am Netz. „Seit Montag ist nun auch der zweite Rissreaktor am Netz: Doel 3 bei Antwerpen wurde am Morgen angefahren. Um 8.30 Uhr lief der Meiler bereits mit einer Kapazität von 30 Prozent wie Anne-Sophie Hugé, Sprecherin des Betreibers Electrabel mitteilte.“

(*) Der Autor dieses Textes ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des MdB Hubertus Zdebel

Dirk Seifert

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