Vom Netze-Volksentscheid zur Rebellion: Die alten Mächte der Handelskammer Hamburg sind abgewählt
Was für ein Ergebnis und was für eine Ohrfeige. Die Wahlen zum Plenum der Hamburger Handelskammer endeten mit einem Erdbeben und totalen Machtverlust für die bisherige Führung. Von den 58 Sitzen im Plenum übernehmen nun KandidatInnen aus dem Bündnis „Kammer sind WIR“ 55 Plätze. Das Bündnis ist aus Empörung über das damalige Verhalten der Handelskammer gegen den Volksentscheid „Unser Hamburg – Unser Netz“, der sich gegen Vattenfall und E.on für die Rekomunalisierung und die Energiewende engagierte, entstanden.
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Für die Kammerspitze um den scheidenden Präses Melzheimer und Geschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz, aber auch für viele Vorstände in den größeren Hamburger Unternehmen, dürfte eine Welt zusammen brechen. Jens Meyer-Wellmann bringt es in seinem Kommentar im Abendblatt durchaus auf den Punkt, wenn er unter der Überschrift „Die Rache der Ignorierten“ von einem „Honecker-Effekt“ in den Führungskreisen der Kammer schreibt. Unruhe gab es schon lange vor allem unter den vielen kleinen Unternehmen, die zwangsweise Mitglieder der Kammer sein mussten, deren Politik aber oftmals rundweg ablehnten. Erst im Zuge des Volksentscheids zur Rekommunalisierung der Energienetze, bei der die Kammerspitze mit viel Geld und großer Kampagne ein Bündnis gegen die Initiatoren von BUND, Kirche, Verbraucherzentrale und Energiewende-Gruppen initierte, formierte sich Widerstand. Wenige Monate nach dem erfolgreichen Volksentscheid zogen die Rebellen von „Die Kammer sind WIR“ nach den Wahlen erstmals in das Plenum ein. Seitdem sorgten sie für jede Menge Debatten, um die alten Strukturen aufzubrechen, Transparenz und mehr demokratische Spielregeln einzuziehen.
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Das Duo Melzheimer/Schmidt-Trenz reagierte mit Ablehnung, Selbstherrlichkeit und Ignoranz – und verschärfte damit die Konflikte nur noch mehr, sorgte unfreiwillig dafür, dass die Sympathien für die Rebellion nur noch größer wurden. Dass sie derart groß sind, wie sich im jetzigen Wahlergebnis zeigt, dürfte selbst optimistische Geister überrascht haben.
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Im Zentrum der Kampagne von „Kammer sind Wir“ stand die Abschaffung der Mitgliedsbeiträge, die von den Unternehmen und Betrieben an die Kammer zu zahlen sind. Weil die Mitglieder der Kammer aufgrund gesetzlicher Regelungen zwangsweise dieser kollektiven Wirtschaftsvertretung beizutreten haben, sorgten diverse politische Initiativen der Kammer-Spitze immer wieder für Ärger, wurden doch ihre Beiträge eingesetzt für Dinge, die nicht wirklich Aufgaben der Kammer sein müssten und die nicht immer im Interesse der Mitglieder waren. Dabei dürften einige der grundlegenden Aufgaben der Kammer, wie z.B. bei der Ausbildung, nicht im Zweifel oder in der Kritik stehen. Aber es geht um die Rolle, die diese Kammer über ihre Grundaufgaben hinaus in der politischen Landschaft spielt, wie sie zu gemeinsamen Entscheidungen kommt und wie sie sich im gesellschaftlichen Umfeld selbst einordnet und agiert.
- Die Demokratie-Effekte nach dem Volksentscheid „Unser Hamburg – Unser Netz“ sind bis heute nicht zu unterschätzen. Nicht nur im Energiebereich hat der Volksentscheid neben einer Stärkung der Energiewende auch zu neuen demokratischen Möglichkeiten geführt. Entscheidungen im Bereich der Energiepolitik werden inzwischen wieder stärker auch in Hamburg und weniger in den Konzernzentralen von Vattenfall und E.on gemacht. Dazu trägt auch der neue Energienetzbeirat bei. Schon die letzten Plenumswahlen bei der Handelskammer zeigten mit der neuen Opposition „Kammer sind wir“ diesen Demokratisierungseffekt. Nun erfolgt mit dem Ergebnis 2017 quasi die Ablösung der alten Kammer-Mächte und wird weitere Demokratisierungsimpulse von Transparenz bis zu veränderten Mitbestimmungsformen in der Handelskammer Hamburg befördern. Nicht nur die Energiewende dürfte davon profitieren! Demokratie wirkt!
Nicht nur der Netze-Volksentscheid wäre hier zu nennen. Auch das Engagement für die Olympia-Bewerbung, wesentlich von der Handelskammer initiiert und gegenüber dem Senat durchgesetzt, dürfte in jüngster Zeit viele genervt haben. Das absurd hohe Gehalt des Geschäftsführers, auf Initiative der Kammer-Rebellen nach langem Kampf veröffentlicht, dürfte ein wichtiger Punkt gewesen sein, der bei vielen das Fass zum überlaufen brachte.
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Niemals und an keiner Stelle auch nur irgendein Wort der Nachdenklichkeit, der Entschuldigung, der Selbstkritik oder der Einsicht bei der Führungsriege! Selbst als serienweise Urteile das Agieren der HK-Spitze als rechtswidrig verurteilen, reagiert Melsheimer so, als hätten Richter die Straftatbestände der Majestätsbeleidigung gegen ihn erfüllt und das übergesetzlich-göttliche angegriffen. In unglaublicher Ignoranz stellte sich Melzheimer nach der im Referendum gescheiterten Olympia-Bewerbung hin, kritisierte Senat und Bürger-Demokratie, gab schlaue Empfehlungen. Aber nicht eine Silbe Kritik, was die Kammer als eigentlicher Initiator der dummen Bewerbung selbst falsch gemacht haben könnte.
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Die nackten Tatsachen des Wahlergebnisses: „Die Wahlbeteiligung betrug 17,6 Prozent und war damit fast doppelt so hoch wie 2014 (9,6 Prozent). Das ist die höchste Wahlbeteiligung im Vergleich zu den anderen großen deutschen Kammern (letzte Wahlbeteiligungen: IHK Berlin 6 Prozent, IHK Köln 8 Prozent, IHK für München und Oberbayern 6 Prozent, IHK Region Stuttgart 11 Prozent). Bei den etwa 74.000 ins Handelsregister eingetragenen Unternehmen fiel die Wahlbeteiligung mit 25,4 Prozent signifikant höher aus als bei den rund 85.000 nicht im Handelsregister eingetragenen Unternehmen (10,8 Prozent).“
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Und: Um die 58 urgewählten Sitze des Kammerplenums bewarben sich insgesamt 133 Kandidaten. Von 38 Kandidaten, die keinem Wahlbündnis angehören, wurden 1 gewählt, von 27 Kandidaten des Wahlbündnisses „#UnternehmerFürHamburg“ 1, von 57 Kandidaten des Wahlbündnisses „Zwangsbeiträge abschaffen. Die Kammer sind WIR!“ 55 und von 11 Kandidaten des Wahlbündnisses „Starke Kammer. Vorfahrt für Hamburg“ 1. Die Einzelstimmenergebnisse der Kandidaten sind gemäß der Wahlordnung unserer Handelskammer im Mitgliederbereich der Internetseite www.hk24.de für Mitgliedsunternehmen einsehbar.“
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Dokumentation der Verkündung des Wahlergebnisses der Handelskammer-Wahlen in Hamburg 2017:
Bekanntmachung des Ergebnisses der Kammer-Wahl 2017 durch Jens-Ulrich Kießling, Vorsitzender des Wahlausschusses der Handelskammer Hamburg, am 17. Februar 2017
- Wahlgruppe I Banken und Finanzinstitute (31,6 Prozent)
- Wahlgruppe II Beratung ( 21,4 Prozent)
- Wahlgruppe III Dienstleistungen (12,9 Prozent)
- Wahlgruppe IV Einzelhandel (12,9 Prozent)
- Wahlgruppe V Groß- und Außenhandel, Handelsvermittler (19,4 Prozent)
- Wahlgruppe VI Güterverkehr (32,4 Prozent)
- Wahlgruppe VII Hotel und Gaststättengewerbe (11 Prozent)
- Wahlgruppe VIII Immobilienwirtschaft (26,4 Prozent)
- Wahlgruppe IX Industrie (12,7 Prozent)
- Wahlgruppe X Informationstechnologie (19,9 Prozent)
- Wahlgruppe XI Medienwirtschaft (13,6 Prozent)
- Wahlgruppe XII Personenverkehr (21,3 Prozent)
- Wahlgruppe XIII Versicherungsgewerbe (26,1 Prozent)
- Wahlgruppe XIV Finanzvermittlung und –beratung (24,8 Prozent)
- Wahlgruppe XV Energie (32,6 Prozent)
- Wahlgruppe XVI Gesundheitswirtschaft (14,7 Prozent)
- Wahlgruppe XVII Existenzgründer (7,6 Prozent)
Geneon Vermögensmanagement AG,
Vorstand
P.A.M. Privates Anlage Management GmbH & Co.,
Geschäftsführender Gesellschafter
Lloyd Fonds AG,
Vorstand
Hamburger Sparkasse AG,
Vorstandssprecher
Nordlicht Management Consultants GmbH,
Geschäftsführer
PNOM Online Marketing GmbH,
Geschäftsführung
Teamgeist Nord GmbH,
Geschäftsführer
Siebold Hamburg Messebau GmbH,
Geschäftsführender Geschäftsführer
Intermediate Engineering GmbH,
Geschäftsführender Gesellschafter
Froschkönig e.K.,
Inhaberin
weinlust – Wolfgang Kaufholz e.K.,
Inhaber
Nack Büroeinrichtungen GmbH,
Geschäftsführende Gesellschafterin
Einzelunternehmer / Allein-Inhaber
cimono,
Inhaberin; Geschäftsführerin
Karl-Wilhelm Henn KG, Mess- und Regeltechnik,
Inhaber + Geschäftsführer
TTH – Techno Trade Hamburg GmbH,
Inhaber / Geschäftsführer
Peter Jensen GmbH,
Geschäftsführer
Leiterkontor UVM GmbH,
Geschäftsführer
Kälte- und Klimatechnische Industrievertretung Rainer Perleberg,
Inhaber
ASTRON COMMUNICATION GmbH,
Geschäftsführer
Die Weingaleristen GmbH & Co. KG,
Geschäftsführender Gesellschafter
Dirk Asmus Transporte,
Inhaber
ADK Systemgastronomie GmbH,
Geschäftsführerin
Buss Group GmbH & Co. KG,
Geschäftsführender Gesellschafter
Montan Shipping GmbH & Co. KG,
Geschäftsführender Gesellschafter
Beteiligungsgesellschaft Ernst Russ m.b.H,
Geschäftsführer
Café Chrysander,
Inhaberin
PFERDESTALL Kultur GmbH,
Geschäftsführender Gesellschafter
Wohnwarft, Genossenschaft für autofreies Wohnen e.G.,
Vorstand
STATTBAU HAMBURG Stadtentwicklungsgesellschaft mbH,
Geschäftsführer
Jakovlev Immobilien GmbH,
Alleingesellschafter und Geschäftsführer
Regine Rega-Lindner, Stefan Wendt-Reese, Dirk Brockmeyer, hamburger immobilienberater,
Inhaber
E.F. Elmendorf GmbH & Co. KG,
Geschäftsführender Gesellschafter
MTex Goetz + Goetz Warenhandelsgesellschaft mbH,
Geschäftsführender Gesellschafter
1337 und so GmbH,
Geschäftsführer
DeepGreen Development GmbH,
Geschäftsführer
Waterkant Kaffeegesellschaft mbH,
Geschäftsführerin
IT Service U. Montzka,
Geschäftsführung
Räber Kommunikationstechnik GmbH,
Geschäftsführer
net-activities gmbh,
Geschäftsführer
Channel Pilot Solutions GmbH,
Geschäftsführender Gesellschafter
wer-zu-wem GmbH,
Geschäftsführer
DSA youngstar GmbH,
Geschäftsführender Gesellschafter
DEDERICHS & REINECKE Public Relations GmbH & Co. KG,
Inhaber, Geschäftsführer
feinbrand Marketing GmbH,
Geschäftsführende Gesellschafterin
KT Taxenbetrieb Tasbilek,
Eigentümer
Roland Hellwig M.A. Managing Consultant MLP Hamburg XIV,
Geschäftsstellenleiter (Selbstständig) MLP Hamburg
Concordia Vros.,
Agentur – Inhaber
Haspa-DIREKT Servicegesellschaft für Direktvertrieb mbH,
Geschäftsführer
Selent – Consulting,
Inhaber
microsol Solarsysteme GmbH,
Prokuristin
Biomotor GmbH,
Geschäftsführer
EnergieNetz Hamburg eG,
Vorstand
Hamam Hafen Hamburg e.K.,
Geschäftsführer
Lorenzen Training KG,
Geschäftsführer
MTE-Food Courier,
Inhaber
Geschäftsführer
Geschäftsführer
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