Krieg in der Ukraine: Großbritannien liefert panzerbrechende Uran-Munition – Mediziner:innen warnen
Im Kampf der Ukraine gegen russische Truppen könnte künftig auch Uran-Munition zum Einsatz kommen. Das abgereicherte Uran ist extrem hart und kann daher gepanzerte oder verbunkerte Ziele besonders gut durchschlagen. Großbritannien hatte Lieferungen solcher Waffen an die Ukraine jetzt angekündigt. Als Folge eines Einsatzes derartiger Waffen werden über die kriegerischen Wirkungen hinaus radioaktive Partikel großflächig und dauerhaft in der Umwelt verteilt und könnten damit zu langanhaltenden Schädigungen für Mensch und Umwelt führen. Die mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Internationalen Ärzt:innen gegen Atomkriegsgefahren (IPPNW) warnen vor dem Einsatz derartiger Waffen.
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Abgereichertes Uran entsteht in großen Mengen bei der Anreicherung von Uran, damit es für die Kernspaltung genutzt werden kann. Einerseits braucht es auf 2 – 5 Prozent angereichertes Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken. Für den Einsatz von Atomwaffen wird das spaltbare Uran 235, welches nur zu 0,7 Prozent im Natururan enthalten ist, auf bis zu 90 Prozent angereichert. Die dabei enstehenden großen Mengen abgereichertes Uran werden aufgrund der enormen Härte und Durchschlagskraft teilweise zu panzerbrechenden Waffen verarbeitet und sind in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder in Kriegshandlungen eingesetzt worden. Siehe dazu auch unten die Informationen der IPPNW.
- Aktuell zur Uran-Munition siehe auch die Beratungen bei den Vereinten Nationen auf der Homepage der Internationalen Koalition zur Ächtung von Uranwaffen (ICBUW): Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet neue Resolution zu abgereichertem Uran (RES/77/49 vom 07.12.22)
- Siehe auch hier: https://gruenealternative.de/uranmunition-fuer-gb-panzer-in-der-ukraine/
Laut einer Meldung bei z.B. t-online hatte Großbritannien die Lieferung von so genannter Uran-Munition im Zusammenhang mit Panzerlieferungen angekündigt: „Am Montag hatte die britische Regierung mitgeteilt, dass sie zusätzlich zu den bereits versprochenen Kampfpanzern vom Typ Challenger 2 der Ukraine auch Munition liefern werde. Dazu gehöre panzerbrechende Munition aus abgereichertem Uran, entgegnete Verteidigungsstaatssekretärin Annabel Goldie auf eine Frage im Oberhaus. „Solche Geschosse sind sehr effektiv darin, moderne Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zu bezwingen“, betonte Goldie. Putin behauptete, es handele sich um „Waffen mit einer nuklearen Komponente“.“
- Siehe z.B. diese Meldung zum Thema auf N-TV hier.
- Alles zum Thema Uranmunition auf umweltFAIRaendern.de
Dokumentation IPPNW-Pressemitteilung vom 22. März 2023
Ärzt*innenorganisation fürchtet langfristige Gesundheits- und Umweltschäden für die Ukraine
Großbritannien liefert panzerbrechende Uranmunition
Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW verurteilt den Beschluss der britischen Regierung, panzerbrechende Uranmunition (Depleted Uranium, DU) in die Ukraine zu liefern. Durch den Einsatz von DU entstehen zusätzlich weitreichende und anhaltende Umwelt- und Gesundheitsschäden für die Menschen, die bereits unter dem Krieg leiden. Die Ärzt*innenorganisation appelliert an die Bundesregierung, auf Großbritannien und die Ukraine einzuwirken mit dem Ziel, auf die Ausfuhr von Uranmunition zu verzichten. Die IPPNW verurteilt zudem den Einsatz von Uranmunition durch die russische Armee, den das Genfer Internationale Zentrum für humanitäre Minenräumung in einem Fall bereits bestätigt hat.
DU schädigt das Leben auf zweifache Weise: Als Schwermetall ist es ein chemisches Zellgift, als Alphastrahler verursacht es radioaktive Schäden. Beide Wirkungen potenzieren sich. Der Einsatz dieser Munition führt zu toxischen und radiologischen Langzeitschäden. Italien hat im Jahr 2009 den kausalen Zusammenhang von DU-Munition und bestimmten Krebserkrankungen anerkannt und 30 Millionen Euro als Wiedergutmachungsfonds für kranke Soldaten bereitgestellt.
„Munition mit abgereicherten Uran wurde in den Balkan-Kriegen, im Kosovo-Krieg und in den beiden Irakkriegen 1991 und 2003 eingesetzt. Es kam zu einem Anstieg der Fehlbildungen, sowie Krebs bei Kindern und Erwachsenen. Die Ukraine sollte nicht zulassen, dass Soldaten und Zivilbevölkerung im eigenen Land durch den Einsatz von DU-Munition langfristigen Gesundheits- und Umweltschäden ausgesetzt werden“, so die IPPNW-Vorsitzende Dr. med. Angelika Claußen.
Abgereichertes Uran entsteht bei der Anreicherung von Kernbrennstoff für Atomkraftwerke und von waffenfähigem Uran für Atombomben. Weltweit nutzen Militär und Rüstungsfirmen Waffen mit Uranmunition, zum Beispiel um Panzer zu zerstören oder Bunker zu sprengen. Unter anderem besitzen die USA, Großbritannien, Frankreich, Russland, Griechenland, die Türkei, Israel, Pakistan, Saudi-Arabien und Thailand diese Waffen.
„Bei der Explosion von Uranmunition bildet sich ein Aerosol mit Partikelgrößen im Nano-Bereich. Diese Partikel gelangen durch Einatmen, durch Aufnahme mit dem Wasser oder Nahrungsmitteln, aber auch über Wunden in den menschlichen Körper. Das Uran-Aerosol kann durch den Wind weiträumig verteilt werden. Im Blut gelöstes DU wird in wenigen Tagen über die Nieren ausgeschieden, aber im Skelett eingelagerte Uranpartikel liegen dort jahrelang und bestrahlen die umliegenden Zellen mit Alpha-Teilchen. Das verursacht Knochentumore und Leukämie. Eingeatmete Uranpartikel werden in der Lunge abgekapselt oder in regionale Lymphknoten transportiert, wo sie dauerhaft verbleiben und Krebs erzeugen können“, erklärt Claußen.
Die gesundheitlichen Schädigungen durch Uranmunition für Zivilbevölkerung, Soldaten und Umwelt sind nach Ansicht der IPPNW so gravierend, dass sie international geächtet werden muss.
Den Report „Die gesundheitlichen Folgen von Uranmunition – Die gesellschaftliche Debatte um den Einsatz einer umstrittenen Waffe“ der internationalen Ärzt*innenorganisation IPPNW in Zusammenarbeit mit der International Coalition to Ban Uranium Weapons (ICBUW), finden Sie unter www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/IPPNW_ICBUW_Report_DU_Munition_2012.pdf
- Die Studie ist auch hier direkt zum download.
Kontakt:
Lara-Marie Krauße, IPPNW-Pressesprecherin, Tel. 030 / 69 80 74 15, Email: krausse@ippnw.de
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