Atombrennstoff: Frankreich investiert mit Hilfe der EU in Erweiterung der Urananreicherung Georges-Besse-II

Atombrennstoff: Frankreich investiert mit Hilfe der EU in Erweiterung der Urananreicherung Georges-Besse-II

Der französische Atomkonzern Orano kann den Ausbau der Urananreicherung mit einem 400 Millionen Euro Kredit der Europäische Investitionsbank vorantreiben. Laut EIB basiert die Kredivergabe auf EU-Regelungen, die die Atomenergie als „CO2-arme Energiequelle“ einordnet. Der hochverschuldete Staatskonzern Orano will mit fast 1,7 Mrd. Euro die Kapazitäten seiner Urananreicherungsanlage in Tricastin um 30 Prozent steigern. Darüber hatte umweltFAIRaendern bereits mehrfach berichtet. Mit der Produktionserweiterung soll im Sinne der EU nicht nur Klimaschutz gestärkt werden, sondern angeblich auch ein Beitrag geleistet werden, um nukleare Abhängigkeiten von Russlands Atomgiganten Rosatom zu reduzieren. Gleichzeitig strebt Frankreich über seinen zweiten großen Atomplayer Framatome am bundesdeutschen Standort in Lingen an, künftig die Kooperation mit Rosatom sogar noch zu vertiefen. (FOTO: Orano)

Der Kredit der EU-Bank ist natürlich auch als Signal von Bedeutung, dass die EU weiter auf die Atomenergie setzt und bereit ist, dafür öffentliche Unterstützung bereitzustellen. Es hatte vor einigen Jahren massive Auseinandersetzungen in der EU um den weiteren Kurz in Europa in Sachen Energiewende und Klimaschutz gegeben. Dabei haben Staaten wie Frankreich, aber auch Ungarn und andere massiv drauf gepocht, dass die Atomenergie als vermeintlich „CO2-arme Energiequelle“ künftig auch finanziell weitere gefördert werden darf. Das wird auch gern als „Technologieoffen“ bezeichnet, ohne dass dabei die nuklearen Risiken von Unfällen und das ungelöste Problem der dauerhaften Atommülllagerung betrachtet wird. Auch spielt bei dieser Bewertung keine Rolle, dass die Atomenergie aufgrudn seiner Kostenstruktur grundsätzlich nicht ohne Steuergelder bzw. Staatsgelder funktionieren kann. Allerdings: Die zivile Atomenergienutzung ist für viele Staaten und Akteure auch ein wichtiges Instrument, um im Vorfeld der Atomwaffe in die Liga der Atomstaaten aufzurücken.

Zum Hintergrund dieser Meldung siehe auch bisherige Berichte auf umweltFAIRaendern:

Mehr zum Hintergrund Uran-Brennstoffe:

In Lingen sollen künftig Uran-Brennelemente für den Einsatz in Atomreaktoren der russischen Bauweise VVER gefertigt werden. Das Genehmigungsverfahren dazu läuft. Aktivitäten, die Urananreicherungskapazitäten zu erhöhen, laufen auch am bundesdeutschen Standort in Gronau in NRW. Die dafür verantwortliche, teilweise deutsche URENCO ist (auch als Folge des Krieges in der Ukraine) dabei, an weiteren Standorten in Almelo (NL), Großbritannien und USA die Fertigungskapazitäten für Uran zu erhöhen. Nicht nur die Menge angereicherten Uran wird erhöht. An Standorten in den USA und GB wird auch angestrebt, den Anteil des spaltbaren Uran235 von rund vier Prozent auf 10 oder mehr zu erhöhen. Dieses Uran wird dann als HALEU bezeichnet.

10 März 2025 
  • Orano will mit fast 1,7 Mrd. Euro die Kapazitäten seiner Urananreicherungsanlage in Tricastin um 30 Prozent steigern
  • Projekt stärkt Europas Versorgungssicherheit und steht in Einklang mit Energiefinanzierungsleitlinien der EIB und REPowerEU-Plan der Europäischen Kommission
  • Kredit fördert CO2-arme Energiequelle, die etwa 25 Prozent des Stroms in Europa und fast die Hälfte des CO2-armen Stroms liefert

Die Europäische Investitionsbank (EIB) und Orano haben einen Kredit über 400 Millionen Euro unterzeichnet. Die Mittel fließen in den Ausbau der Urananreicherungsanlage Georges Besse 2 am Standort Tricastin (französische Departements Drôme/Vaucluse).

Die Finanzierung fällt unter die Strategie der EU, von Öl- und Gasimporten unabhängiger zu werden und den Umstieg auf CO2-arme Energiequellen zu beschleunigen. Sie stärkt Europas Energieautarkie und strategische Autonomität sowie die Versorgungssicherheit.

Orano setzt sein Know-how auf dem Gebiet der Urananreicherung für eine CO2-arme Energieerzeugung in vollem Umfang für diese Ziele ein. Mit dem Ausbau der Anlage in Tricastin trägt die Orano-Gruppe den Forderungen der Versorgungsunternehmen nach mehr Energiesicherheit Rechnung. Eine teilweise Inbetriebnahme ist für 2028, die vollständige Inbetriebnahme für 2030 geplant.

Die Kapazitäten der Anlage zur Urananreicherung sollen um 30 Prozent, also um 2,5 Millionen UTA (Urantrennarbeiten, internationale Einheit zur Messung der Produktion aus Anreicherungsaktivitäten) gesteigert werden, um die Urananreicherungskapazitäten in Europa insgesamt zu erhöhen. Die vier neuen Module, die die 14 vorhandenen ergänzen, verwenden alle dieselbe anerkannte und bewährte Technologie, die bestmögliche Ergebnisse in puncto Sicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Energieeinsparungen garantiert und die Umwelt weniger belastet.

Mithilfe des Kredits der EIB investiert Orano insgesamt fast 1,7 Milliarden Euro in Anlagen, in denen europäische Technologien und fast ausschließlich französische Unternehmen zum Einsatz kommen. Die Arbeiten begannen am 10. Oktober 2024.

Das Projekt wurde gemäß Artikel 41 des EURATOM-Vertrags am 7. September 2023 angezeigt. Die Europäische Kommission gab am 9. Oktober 2024 eine positive Stellungnahme ab, in der sie die Einhaltung des EURATOM-Vertrags durch das Projekt sowie seinen Beitrag zu Europas Versorgungssicherheit unterstrich.

Die EIB verfolgt einen technologieneutralen Ansatz, der in Einklang steht mit dem Dekarbonisierungsziel der EU und dem Bestreben, die Wettbewerbsfähigkeit und die Energieversorgung auf ökologisch nachhaltige, effiziente, sichere, sozialverträgliche und kostengünstige Weise zu sichern.

Unter dem REPowerEU-Plan der Europäischen Kommission fördert die EIB-Gruppe aktiv Projekte, die die Energiewende voranbringen und Europas Autonomie in diesem für Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit wichtigen Bereich stärken.

2024 genehmigte die Bank Rekordfinanzierungen von 31 Milliarden Euro für die europäische Energiesicherheit und stieß damit Investitionen von mehr als 100 Milliarden Euro in erneuerbare Energien, Netze, Verbunde sowie Energieeffizienz und -speicherung an.

EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle: „Der hohe EIB-Kredit bringt Europa auf seinem Weg zur Energieunabhängigkeit voran. Dekarbonisierte Energie trägt entscheidend dazu bei, dass die Europäische Union ihre ehrgeizigen Klimaziele erreichen kann.“

Orano-CEO Nicolas Maes: „Wir sind sehr stolz auf diese Zusammenarbeit. Die EIB erkennt damit den strategischen Wert unseres Investitionsprogramms für das Klima und die Produktion nachhaltiger, dekarbonisierter Energie an. Der Kredit der EIB für den Ausbau unserer Anreicherungsanlage Georges Besse 2 entspricht diesem Ziel, weil dadurch insgesamt 120 Millionen Haushalte mit CO2-armer Energie versorgt werden können. Außerdem können wir dank der EIB in der aktuellen geopolitischen Lage die Energiesicherheit der Europäischen Union stärken.“

Hintergrundinformationen  

EIB

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten. Ausgehend von acht Kernprioritäten finanzieren wir Investitionen, die zu den strategischen Zielen der EU beitragen. So fördern wir die Bereiche Klima und Umwelt, Digitalisierung und technologische Innovation, Sicherheit und Verteidigung, Kohäsion, Landwirtschaft und Bioökonomie, soziale Infrastruktur, Kapitalmarktunion und ein stärkeres Europa in einer stabileren und friedlichen Welt.

Die EIB-Gruppe, zu der neben der EIB auch der Europäische Investitionsfonds (EIF) gehört, unterzeichnete 2024 knapp 89 Milliarden Euro an neuen Finanzierungen für mehr als 900 wirkungsstarke Projekte und machte Europa damit noch wettbewerbsfähiger und sicherer.

Alle von der EIB-Gruppe finanzierten Projekte entsprechen dem Pariser Klimaabkommen – so wie in unserem Klimabank-Fahrplan zugesagt. Fast 60 Prozent der jährlichen Finanzierungen der EIB-Gruppe fließen in Projekte, die direkt zu Klimaschutz, Klimaanpassung und einer gesünderen Umwelt beitragen.

Die Gruppe setzt sich für eine stärkere Integration der Märkte ein und mobilisiert mit ihrem Engagement zusätzliche Investitionen. 2024 stieß sie Rekordinvestitionen von mehr als 100 Milliarden Euro in Europas Energiesicherheit an und mobilisierte 110 Milliarden Euro an Wachstumskapital für Start-ups, Scale-ups und europäische Pioniere. Rund die Hälfte der EIB-Finanzierungen innerhalb der EU fließt in Kohäsionsregionen, wo das Pro-Kopf-Einkommen unter dem EU-Durchschnitt liegt.

Auf unserer Website finden Sie hochwertige, aktuelle Fotos vom Sitz der EIB.

Orano

Als anerkannter internationaler Betreiber auf dem Gebiet der Kernmaterialien liefert Orano Lösungen zur Bewältigung gegenwärtiger und künftiger globaler Energie- und Gesundheitsherausforderungen. Das Know-how und die Beherrschung modernster Technologien ermöglichen es Orano, seinen Kunden Produkte und Dienstleistungen mit hohem Mehrwert während des gesamten Brennstoffkreislaufs anzubieten. Die 17 500 Beschäftigten der Orano-Gruppe setzen jeden Tag ihre Fähigkeiten, ihr unerschütterliches Engagement für Sicherheit und ihr ständiges Streben nach Innovation ein, um Know-how in der Transformation und Kontrolle von Kernmaterial zu entwickeln – für das Klima und für eine gesunde und ressourceneffiziente Welt, jetzt und in der Zukunft.

Orano hilft der Kernenergie, ihr volles Potenzial zu entfalten.

Dirk Seifert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert