Im Schatten nuklearer Bedrohungslagen: “Verantwortliches Personal” berät Anti-Terror-Schutz bei Atomanlagen in Hamburg

Im Schatten nuklearer Bedrohungslagen: “Verantwortliches Personal” berät Anti-Terror-Schutz bei Atomanlagen in Hamburg

In der Ukraine zeigt sich in aller Öffentlichkeit der Irrsinn der Atomenergienutzung: Während die Weltmächte Russland und USA mit zahlreichen Atomraketen aufeinander zielen – werden Atomkraftwerke und Atommülllager zu hochradioaktiven Angriffszielen und nehmen große Teile eines ganzen Kontinents, wenn nicht der Welt als nukleare Geisel. Es braucht keine Atomwaffen, für eine nuklearen Krieg. Zu jeder Atomanlage gehört immer und überall der Anti-Terror-Schutz. Sicherheitsdienste, politisch Verantwortliche, die Atomverwaltung der Bundesregierung und zahlreiche Fachleute und Ingenieure und sicher auch militärische Einrichtungen müssen tagtäglich zusammenarbeiten, um Angriffe auf Atomanlagen abzuwehren.

Im behördendeutsch wird das geregelt in Richtlinien für den Schutz gegen Störmaßnahmen und sonstige Einwirkungen Dritter (SEWD). Erfasst werden sowohl die hochradioaktiven Bereiche, als auch diejenigen, die mit leicht- und mittelaktiven Abfällen zu tun haben.

Der TÜV-Norddeutschland ist eine der Organisationen, die im technischen Handlungsfeld diesen Anti-Terror-Schutz “anleitet”. Seit vielen Jahr und wieder im Oktober 2022 wird in Hamburg eine so harmlos als “Symposium Anlagensicherung” bezeichnete Tagung stattfinden.

Da kommt aber nicht jeder rein: “Für die Teilnahme an diesem Symposium ist der Umgang mit Informationen des Geheimhaltungsgrades VS-NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH mit der Anmeldung nach zuweisen. (Anlage 04 VS-NfD-Merkblatt) Merkblatt über die Behandlung von Verschlusssachen des Geheimhaltungsgrades “VS – NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH” (Anlage 4 des Handbuches für den Geheimschutz in der Wirtschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie) Link: https://bmwi-sicherheitsforum.de/handbuch/anlagen/”

Bereits die Ereignisse um die Terror-Anschläge von 09/11 in den USA in Jahre 2001 haben der Öffentlichkeit vor Augen geführt, welche Dimension Terroranschläge inzwischen annehmen können. In der Folge gab es auch eine Debatte um die Sicherung der Atomanlagen. Auch ein Grund: Die Terror-Kommandos von 09/11 hatten in der Planung der Angriffsziele zunächst auch ein Atomkraftwerk im Visir. Seitdem ist auch in der Bundesrepublik einiges zum dem Theme nuklearer Terrorschutz geschehen. Unter strikter Geheimhaltung und mit entsprechenden Atomgesetzänderungen wurden im Angesicht offenbar verschärfter Sicherheitslagen die nuklearen Vorschriften und Regelungen zur Terror-Abwehr erhöht. Vor allem bei den Anlagen, die mit hochradioaktivem Material zu tun arbeiten, wurden und werden aufgrund der Entwicklungen seit 09/11 die Schutzmaßnahmen erhöht. Ob diese Nachrüstungen ausreichend im Bereich Terror-Schutz sind, ist aufgrund der Geheimhaltung nicht nachvollziehbar. Selbst Gerichte wurden aufgrund von Atomgesetz-Änderungen von einer Überprüfung dieser geheimen Schutzmaßnahmen ausgeschlossen. Nur staatliche Einrichtungen ohne jede gerichtliche Überprüfbarkeit entscheiden damit über die Sicherheit und den Schutz der Bevölkerung – die demokratische Kontrolle und Mitbestimmung ist hier fast vollständig abgeschafft. Über die 17. Atomgesetznovelle, die diese Dinge rechtlich neu regelt, hatte umweltFAIRaendern ausführlich berichtet.

Der Krieg in der Ukraine unterstreicht diese grundsätzliche Problematik beim Betrieb von Atomanlagen um ein vielfaches: Ein Krieg, der Zusammenbruch gesellschaftlich friedlicher Verhältnisse ist der Super-GAU der Atomenergienutzung sozusagen von Außen. Inzwischen ist die dritte hochradioaktive Atomanlage in der Ukraine von den Kriegshandlungen bedroht. Koventionelle Waffen sind jederzeit in der Lage, eine nukleare Katastrophe auszulösen, deren radioaktiven Folgen – je nach Wetterlage – große Teile von Europa und die Menschen treffen kann.

Das Zwischenlager für hochradioaktive Atomabfälle in Lubmin/Greifswald – Nähe Nordstream 1 und 2 – hält den Anforderungen an den Terrorschutz nicht stand. Nur temporäre Maßnahmen sorgen dafür, dass Terrorangriffe abgewehrt werden können. Was das genau sein soll, erklärt die Bundesregierung bzw. die verantwortlichen Stellen nicht. Klar. Geheim. Klar? Daher soll ein Neubau mit verbessertem Terrorschutz her. Das Genehmigungsverfahren läuft seit vielen Jahren. Der BUND hat im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung, die im Frühjahr begann, eine Einwendung vorgelegt. Das Erörterungsverfahren für das weitere Genehmigungsverfahren in Sachen Anti-Terrorschutz könnte noch im Herbst erfolgen, so hatte die Behörde mal angekündigt.

  • Zum Thema Lubmin auf umweltFAIRaendern.
Dokumentation von der Seite des TÜV NORD:

Seminar-Nr.: 30407201

Symposium Anlagensicherung

  • Nutzen

    Mit dem Symposium Anlagensicherung trägt TÜV NORD zur Weiterentwicklung des hohen Niveaus der Anlagensicherung der kerntechnischen Einrichtungen in Deutschland bei. Ausgehend von den erfolgreichen Veranstaltungen in den letzten Jahren haben wir das Themenspektrum erweitert. Aufgrund des großen Interesses an der Veranstaltung sind wir erneut an einem Veranstaltungsort im Herzen Hamburgs. Für das Symposium 2022 haben wir wieder praxisrelevante Themen für Sie zusammengestellt. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich während unseres zweitägigen Symposiums vom 11. – 12. Oktober 2022 über aktuelle Entwicklungen zu informieren, sich mit Branchenkollegen, Behördenvertretern sowie den TÜV NORD-Sachverständigen auszutauschen, bestehende Kontakte zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen. Freuen Sie sich auch auf eine tolle Abendveranstaltung. Am Ende der Veranstaltung erhalten Sie eine Teilnahmebescheinigung als Nachweis Ihrer persönlichen Qualifikation.

    Inhalt

    Programmablauf 11.10.2022

    12.30 Uhr Imbiss & Registration im Foyer

    TÜV NORD Akademie

    13.30 Uhr Begrüßung und Einleitung in das Thema

    Dr. Jörg Aign, TÜV NORD EnSys GmbH & Co. KG

    Block 1:

    „Neues vom SEWD-Regelwerk“

    Moderation: Holger Lucassen, MELUND

    13.45 Uhr Die neue Regelung der nuklearen Sicherung

    Dr. Edgar Mergel, BMU

    14.15 Uhr Die Atomgesetznovelle zur Anlagensicherung – Aktueller Überblick und Rechtsfragen

    Prof. Dr. Tobias Leidinger, Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

    14.45 Uhr Radikalisierung im digitalem Zeitalter

    Prof. Dr. Stefan Harrendorf, Uni Greifswald

    15.15 Uhr Gefahrenlagen sicher managen – Anonyme Drohbriefe und Erpresserschreiben

    Leo Martin und Patrick Rottler, Institut für forensische Textanalyse

    15.45 Uhr Kaffeepause im Foyer

    Block 2:

    „IT-Security“

    Moderation: Holger Lucassen, MELUND

    16.15 Uhr WLN 2021/01 „IT-Angriffe auf kritische Infrastrukturen im Zusammenhang mit der Schadsoftware Triton/TriSIS“

    Dr. Claudia Quester, GRS

    16.45 Uhr Von der zentralen Netzleittechnik bis zur Schaltanlage: Ein ganzheitliches System zur Angriffserkennung in Zeiten zunehmender Digitalisierung

    Richard Stüber, Rhebo GmbH

    17.15 Uhr Passwörter, Zwei-Faktor-Authentisierung und Biometrie: Sicherheit vs. Komfort!

    Prof. Dr. Rainer W. Gerling

    17.45 Uhr – 18.00 Uhr Diskussionsrunde und Zusammenfassung des Tages

    19.00 Uhr – 22.30 Uhr Abendveranstaltung

    Programmablauf 12.10.2022

    Block 3:

    „Schutzkonzepte“

    Moderation: Dr. Thomas Riekert, TÜV NORD EnSys GmbH & Co. KG

    9.00 Uhr SEWD-RL sonstige radioaktive Stoffe in kerntechnischen Anlagen – SisoraK

    Benjamin Brück, BMU

    9.30 Uhr Auswirkungen der SEWD-Richtlinie SisoraK auf Kernkraftwerke im Rückbau

    Dr. Heinrich Harke, PreussenElektra GmbH

    10.00 Uhr Übersicht über das Anlagensicherungskonzept des Zwischenlagers für sonstige radioaktive Stoffe am Standort Philippsburg

    Dr. Thomas Keuter, BGZ

    10.30 Uhr Security Performance Measurement

    Dr. Jürgen W. O. Harrer

    11.00 Uhr Kaffeepause im Foyer

    Block 4:

    „Innovative Schutzmaßnahmen“

    Moderation: Dr. Thomas Riekert, TÜV NORD EnSys GmbH & Co. KG

    11.30 Uhr Flexible Sensorlösungen für smarte Objektsicherung

    Mathias Bischoff, SICK Vertriebs-GmbH

    12.00 Uhr KI in der Bildauswertung

    angefragt

    12.30 Uhr Drohnen als Herausforderung für den Perimeterschutz und die Informationssicherheit

    Kurt Bratz und Kristin Klinner, Bosch Sicherheitssysteme GmbH,

    13.00 Uhr Abschlussdiskussion und Schlussrede

    Dr. Thomas Riekert, TÜV NORD EnSys GmbH & Co. KG

    13.15 Uhr Gemeinsames Mittagessen im Foyer

    Ca. 14.15 Uhr Ende der Veranstaltung

  • Zielgruppe

    Das Symposium richtet sich an Fach- und Führungskräfte, die als verantwortliches Personal für die Sicherung kerntechnischer und strahlenschutzrelevanter Anlagen tätig sind sowie an Mitarbeiter von Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden, Sachverständige, Hersteller von Sicherungstechnik und interessierte Personen aus diesem Kreis. Die Inhalte der Vorträge und Diskussionen auf dem Symposium Anlagensicherung unterliegen dem Geheimschutz. Für die Teilnahme an diesem Symposium ist der Umgang mit Informationen des Geheimhaltungsgrades VS-NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH mit der Anmeldung nach zuweisen. (Anlage 04 VS-NfD-Merkblatt) Merkblatt über die Behandlung von Verschlusssachen des Geheimhaltungsgrades “VS – NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH” (Anlage 4 des Handbuches für den Geheimschutz in der Wirtschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie) Link: https://bmwi-sicherheitsforum.de/handbuch/anlagen/
  • Abschluss

    Teilnahmebescheinigung der TÜV NORD Akademie
  • Hinweise

    Behördenvertreter erhalten einen Rabatt von 50 % auf die Teilnahmegebühr. Auf Grund der derzeitigen COVID-19 Pandemie behalten wir uns vor, eine zusätzliche Hygienepauschale von 50,00 € netto zu erheben, sofern die Veranstaltung nur unter eingeschränkten Bedingungen stattfinden kann. Die Hygienepauschale wird auf der Rechnung ausgewiesen sein.
  • Teilnahmegebühr

    Präsenz-Veranstaltung

    797,30 € (inkl. USt)
    670,00 € (zzgl. USt)

    Preis pro Person
    inkl. Seminarunterlagen und Verpflegung

Dirk Seifert

Ein Gedanke zu “Im Schatten nuklearer Bedrohungslagen: “Verantwortliches Personal” berät Anti-Terror-Schutz bei Atomanlagen in Hamburg

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