Trouble in Tansania – Erkundung für Uranabbau in der Region Bahi bei Dodomo.
Die Internationale Urankonferenz über Uranabbau hat am Dienstag begonnen. Organisiert vom ostafrikanischen Büro der Rosa Luxemburg Stiftung, der IPPNW in der Schweiz und Deutschland, dem Uranium-Network sowie Organisationen wie CESOPE und NaCUM aus Tansania, sind die TeilnehmerInnen aus aller Welt in Dar Es Salaam am Montag eingetroffen. VertreterInnen aus Canada, Australien, USA, Südafrika, Tschad, Mali, Niger, Camerun, der Schweiz und Deutschland sowie der Mongolei machten sich in aller Frühe am Dienstag auf den Weg in die Bahi-Region, in der Nähe der Hauptstadt Dodoma. Dort, in einem Überschwemmungsgebiet, sind Uranvorkommen entdeckt worden, die derzeit vor allem unter Führung australischer Unternehmen auf ihre Ausbeutbarkeit untersucht werden. Die Bevölkerung ist davon weitgehend ausgeschlossen und hat kaum Informationen, was die Firmen dort genau machen.
In the Fields: Wo der Uranabbau erkundet wird – bedrohte Landwirtschaft in Bahi
Gleich nach der Ankunft machten sich die über 40 TeilnehmerInnen mit Jeeps auf den Weg ins Urangebiet. Stundenlang über staubige Pisten mit Vierradantrieb in die weite Landschaft der Bahiregion, eine savannenartige Senke, die alljährlich während der Regenzeit zu einem riesigen Feuchtgebiet wird, weil sich hier aus allen Richtungen das Wasser aus den Bergen großflächig sammelt. Ideal, um rund um Bahi auch Reisanbau zu betreiben und damit einen wichtigen Beitrag für die Ernährung der Menschen zu leisten. Industrielle Strukturen gibt es weit und breit nicht. Neben der Landwirtschaft ist vor allem die Viehzucht eine wichtige Grundlage für die Versorgung.
Die Befürchtung der Bevölkerung: Wenn erst der Uranabbau in Bahi durchgeführt wird, könnten die Wassermengen der Region künftig radioaktiv belastet werden und damit die Landwirtschaft unmöglich machen. Hinzu kommt: Nach der Überschwemmungszeit fällt die Region nach und nach trocken und nimmt wüstenartige Züge an. Wasser wird in dieser Zeit rar, viele der Dörfer müssen es dann über viele Kilometer, meist in Fässern und Behältern zu Fuß von den Quellen holen. Der massive Wasserbedarf, der mit Uranabbau verbunden ist, könnte die Wasserversorgung daher langfristig weiter verschlechtern.
Daher auch die Forderung der AktivistInnen von CESOPE, der Organisation, die versucht, die einheimische Bevölkerung über die Risiken des Uranabbaus zu informieren und den Widerstand zu entwickeln: „Bahi without Uranium – We can- Peddy is enough“ (Reis ist genug).
Die Rundreise per Jeep in der Region ging zu unterschiedlichen landwirtschaftlichen Orten. Das Land ist Eigentum des Staates Tansania, es wird für die Nutzung verpachtet, meist an die Kommunen. Vor Ort berichtete Anthony Lyamuda, einer der Aktivisten von CESOPE, über die Bedingungen der Landwirtschaft und die Befürchtungen, über die Folgen des Uranabbau. Auch berichtete er, dass die Bauern auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen nur begrenzte Möglichkeiten haben, den Konzernen den Zugang für die Erkundungsbohrungen zu verweigern. Da das Land im staatlichen Besitz ist, entscheiden Behörden, was auf dem Boden gemacht wird. Alles, was tiefer als zwei Meter unter der Oberfläche liegt, so Anthony L., ist Eigentum der Kommunen, die bislang mit den bei der Erkundung beteiligten Unternehmen kooperieren.
Erste gesundheitliche Probleme durch die Uran-Erkundung?
In der zweiten Jahreshälfte 2012 fanden laut den Berichten von CESOPE an mehreren Stellen Erkundungsbohrungen statt. Einige Zeit später gab es an einigen dieser Bohrlöcher, die entgegen internationalen Gepflogenheiten offenbar nicht verschlossen wurden, Erkrankungsfälle. Hautveränderungen und -Entzüngungen traten bei vielen Menschen und auch Kindern auf, die mit dem Wasser beim Reisabbau in Kontakt gekommen waren. Erkrankungen, die es vorher nicht gab, die aber von den örtlichen Behörden trotz der Forderung von CESOPE nicht weiter untersucht wurden.
In Zusammenarbeit mit der IPPNW in der Schweiz wurden einige Proben in Deutschland untersucht. Dabei wurden zwar hohe Werte von Uran und Aluminium ermittelt, einen Zusammenhang mit Chemikalien von den Probebohrungen oder dabei eingesetzten Schmiermitteln konnten aber nicht ermittelt werden. Allerdings: Die Analysen sind sehr aufwendig und teuer und ohne Referenzproben nur äußerst begrenzt aussagekräftig. Insofern wäre es möglich, dass die Uranerkundung und die Erkrankungen nicht im Zusammenhang stehen. Denkbar ist aber auch, dass die Messmethoden einfach nicht ausreichen.
Behördliche und polizeiliche Schikanen gegen die Uran-Abbau-GegnerInnen
Dass der Widerstand von CESOPE, der von vielen Menschen in der Region getragen wird, bei den Behörden nicht sonderlich gut gelitten ist, wurde bereits im Vorfeld der Konferenz deutlich. Nur wenige Tage bevor die internationalen TeilnehmerInnen in Dodoma/Bahi eintrafen, sorgten die örtlichen Behörden für gravierende Veränderungen des Programms der Konferenz. Mit vagen Hinweisen, die Sicherheit der TeilnehmerInnen sei möglicherweise nicht gewährleistet, machten sie Druck, um eine geplante Info-Veranstaltung von Bahi nach Dodoma zu verlegen. Die Motive dafür sich recht offenkundig: Um aus der sehr ländlichen Region Bahi nach Dodoma zu kommen, braucht es schon zwei und mehr Stunden nur für die Anreise. Der Aufwand, damit sich die Bevölkerung informieren konnte, sollte deutlich erhöht werden.
Mit weiteren Maßnahmen versuchten Verantwortliche aus der Regionalverwaltung und die Polizei für Abschreckung zu sorgen. In einem der Dörfer, die die internationalen TeilnehmerInnen am Dienstag nachmittag besuchten, um dort mit dem Bürgermeister zu sprechen und für die Teilnahme an der Veranstaltung in Dodoma zu werben, war zu hören, dass einige Behördenvertreter dazu aufgerufen hatten, die Veranstaltung nicht zu besuchen. Auf der Weiterfahrt stoppte schließlich ein Polizeifahrzeug die Kolonne der KonferenzteilnehmerInnen und forderte dazu auf, auf der örtlichen Polizeistelle vorzusprechen.
Gegenüber den Konferenz-Teilnehmern sagte der aus Dodoma herbeigeholte Rechtsanwalt und Parlamentsabgeordneter Tundu Lissu, nachdem er mit Anthony L. die Polizeistation verlassen konnte: Es täte ihm Leid, dass in Tansania demokratische Grundrechte noch immer nicht überall verstanden werden und entschuldigte sich für das Verhalten der Bezirksvertreter und der Polizei. Bereits seit einiger Zeit, so Anthony L. später, würde er zunehmenden Druck durch die örtlichen Behörden zu spüren bekommen.
Ohne Kultur geht nichts: Region trifft Welt.
Nach dem langen, informativen und nicht ganz einfachen Fieldtrip kehrten die internationalen TeilnehmerInnen erst am späten Abend wieder nach Dodoma zurück. Und wurden herzlich und mit einem großen Event begrüßt: Live-Musik, Tanzgruppen, Feuertänzer und auch der Chief, einer der Dorfältesten, dessen Rat und Weisheit noch immer für viele der Menschen große Bedeutung hat, empfingen die Gäste, bedankten sich dafür, dass diese den weiten Weg auf sich genommen hätten, um ihnen beim Kampf gegen den Uranabbau zu helfen. Natürlich gab es dazu eine üppige Auswahl ursprünglicher Speisen, die offenbar viele Stunden lang vorbereitet und gekocht worden sind. Zwischen vielen Gesprächen auf englisch, französisch, kisuaelisch und enorm vielen Körperteilen ging ein Tag zu Ende, der für alle TeilnehmerInnen nicht nur interessant und erlebnisreich war, sondern auch deutlich machte, dass Uranabbau für die ganze Welt von Bedeutung ist.
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