Vattenfall und der Atommüll: 30 Jahre nicht kontrolliert – Gutachter sollen aufklären

Atommüllfass by Vattenfall/AKW Brunsbüttel. Foto: Energieministerium SH
Atommüllfass by Vattenfall/AKW Brunsbüttel. Foto: Energieministerium SH

Der schleswig-holsteinische Energieminiser Robert Habeck hat bereits im Oktober externe Gutachter beauftragt, eine Analyse der Lagerpraxis von Atommüll in den vergangenen knapp 40 Jahren durchzuführen. Einen entsprechenden Auftrag haben das Öko-Institut und der TÜV Hannover erhalten. Eine erste Sitzung der Gutachter soll bereits am 9. Oktober stattgefunden haben. Anlass dafür sind die Funde von teilweise völlig verrosteten Atommüllfässern mit leicht- und mittelradioaktivem Abfall in unterirdischen Kavernen des Vattenfall-AKW Brunsbüttel, die 30 Jahre lang nicht kontrolliert worden waren.

Der NDR hatte vor zwei Tagen berichtet: „Eine Expertengruppe soll klären, warum der Zustand der Atommüllfässer 30 Jahre lang nicht kontrolliert wurde. „Ich weiß nicht, ob es jemand gewusst hat oder ob es einfach schlichtweg vergessen wurde“, sagte Habeck NDR aktuell. Die Kommission solle auch die „Geschichte des Vergessens“ oder „der Nicht-Information der Öffentlichkeit“ ans Licht befördern.“

Damit stellt sich grundsätzlich nicht nur die Frage, wieso Vattenfall über den gesamten Zeitraum nie im eigenen Keller mal nachgeschaut hat, wie es dem Atommüll „geht“. Offenbar ist auch die zuständige Atomaufsicht in dem langen Zeitraum nie auf den Gedanken gekommen, eine solche Überprüfung anzuordnen.

Wie das zuständige Ministerium auf Nachfrage von umweltFAIRaendern mitteilt, sollen dabei nicht nur die Atomanlagen in Schleswig-Holstein betrachtet werden, sondern auch Erfahrungen aus Anlagen in anderen Bundesländern. Außerdem habe Minister Habeck den Bund und die anderen Bundesländer gebeten, sich der Thematik ebenfalls anzunehmen.

Auf die Frage, wie denn die Unabhängigkeit der Gutachter mit Blick auf mögliche Mängel in der Atomaufsicht sichergestellt ist, verweist das Ministerium auf einen Passus in der Auftragsvergabe, in der es u.a. heißt: „Der Sachverständige hat sein Gutachten mit folgender Erklärung eigenhändig zu unterzeichnen: „Ich versichere hiermit, das Gutachten unparteiisch und nach bestem Wissen und Gewissen frei von Ergebnisweisungen erstellt zu haben.“

Zwischenzeitlich wurden die Untersuchungen zum Zustand der Atommüll-Fässer in Brunsbüttel abgebrochen. Weil sie zu eng gestellt sind, konnten 57 der insgesamt 573 Fässer nicht kontrolliert werden. Die Überprüfung musste mit ferngesteuerten Kameras erfolgen, weil die Strahlung in den Kavernen zu hoch ist, um Personen dort hineinzuschicken.

Der NDR berichtet dazu: „Am Montag hatte AKW-Betreiber Vattenfall mitgeteilt, dass 154 von 573 untersuchten Atommüllfässern in den unterirdischen Kavernen stark beschädigt sind. Das ist mehr als ein Viertel der Behälter mit schwach- und mittelradioaktivem Müll. Dies ist allerdings erst eine vorläufige Bilanz. Denn: „57 Fässer in der sechsten Kaverne konnte die Kamera wegen der engen Lagerung nicht vollständig einsehen“, sagte Vattenfall-Sprecherin Sandra Kühberger. Messungen hätten aber keine gefährliche Radioaktivität gezeigt.“

Was der letzte Satz soll, kann vermutlich nur Vattenfall erklären. Keine gefährliche Strahlung? Weswegen nochmal musste die Inspektion der Kavernen ferngesteuert erfolgen?

Dirk Seifert

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