Die Uranfabrik des französischen Atomkonzerns Framatome in Lingen arbeitet nicht mal auf halber Leistung. Das ergibt sich aus Daten, die der Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel (Fraktion DIE LINKE) als Antworten auf seine Nachfragen von der Bundesregierung erhalten hat. Sowohl die Herstellung von Uran-Brennelementen und Brennstäben als auch die Fertigung von Uranoxidpulver liegen den Angaben zufolge teils deutlich unter 50 Prozent im Vergleich zur Genehmigungsmenge. Offenbar soll mit der geplanten Beteiligung des russischen Atomkonzerns TVEL der wirtschaftlich angeschlagene Uran-Standort Lingen abgesichert werden.
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Für den aus Münster stammenden Bundestagsabgeordneten Zdebel zeigen die Zahlen über die fehlende Auslastung der Produktion bei der Uranfabrik in Lingen, dass die Atomgeschäfte offenbar schlecht laufen und von einer vielzitierten Renaissance der Atomenergie nicht die Rede sein kann. Zdebel und seine Fraktion fordern seit Jahren, dass die in Lingen und Gronau befindlichen beiden Uranfabriken, die vom Atomausstieg ausgenommen sind, endlich abgeschaltet werden müssen. Vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass der russische Atomkonzern TVEL in Lingen mit 25 Prozent einsteigen soll.
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Hubertus Zdebel: „Es ist jetzt höchste Eisenbahn, dass die Bundesregierung handelt und die Uranfabrik in Lingen stilllegt. Das Unternehmen ist offenbar erheblich angeschlagen, das würde die Abschaltung erleichtern. Uran aus Lingen wird auch in maroden Atomkraftwerken wie den Uralt-Reaktoren in Belgien und der Schweiz eingesetzt. Ein schwerer Unfall mit Brennstoff „Made in Germany“ hätte auch für unsere Bürgerinnen und Bürger katastrophale Folgen. Da muss die Bundesregierung endlich aktiv werden.“
Im Wortlaut die Fragen des MdB Hubertus Zdebel und die Antworten aus dem Bundesumweltministerium, Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter.
8. Juni 2021: Ihre Schriftliche Frage mit der Arbeitsnummer 5/457 vom 31. Mai 2021 (Eingang im Bundeskanzleramt am 1. Juni 2021) beantworte ich wie folgt: Frage 5/457
„Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung die Auslastung der Uran-Brennelementefabrik der Advanced Nuclear Fuels (ANF) Lingen jeweils in den Jahren 2014 bis 2020 gemessen an der Kapazität der Anlage und bezogen auf das Jahr 2010 und an welche Atomkraftwerke sind in 2020 von Lingen aus frische Brennelemente geliefert worden?“
Antwort:
Die Angaben zur Auslastung der Brennelementefertigung der Brennelementefertigungsanlage Lingen der atomrechtlichen Aufsichts- und Genehmigungsbehörde des Landes Niedersachsen, des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, können für den angefragten Zeitraum der nachfolgenden Tabelle entnommen werden:
Neben Brennelementen werden auch noch weitere Produkte wie Uranoxidpulver und Brennstäbe ausgeliefert, die Fertigungskapazitäten binden. Im Jahr 2020 wurden folgende Anlagen mit frischen Brennelementen beliefert:
• KKW Leibstadt, Schweiz
• KKW Emsland, Deutschland
• KKW Dampierre 2, Frankreich
• KKW Neckarwestheim 2, Deutschland
• KKW Forsmark 3, Schweden
• KKW Sizewell, Großbritannien
• KKW Gösgen-Däniken, Schweiz.
Zweite Frage zu dem Thema mit Blick auf Uranoxidpuler und Brennstäben
Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter, 21. Juni 2021.
Ihre Schriftliche Frage mit der Arbeitsnummer 6/178 vom 11. Juni 2021 (Eingang im Bundeskanzleramt am 14. Juni 2021) beantworte ich wie folgt:
Frage 6/178
„Welche Mengen an Uranoxidpulver (Masse Uran) und wie viele Brennstäbe (Masse Uran/Anzahl Brennstäbe) hat die Uran-Brennelementefabrik der Advanced Nuclear Fuels (ANF) Lingen jeweils in den Jahren 2014 bis 2020 gemessen an der Kapazität der Anlage und bezogen auf das Jahr 2010 hergestellt bzw. ausgeliefert, und an welche Kunden sind diese jeweils gegangen (Vgl. Antwort der Bundesregierung auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Hubertus Zdebel mit der Arbeitsnummer 5/457 vom 31. Mai 2021)?“
Antwort:
Die Angaben zur Auslastung der Brennelementfertigungsanlage Lingen (BFL) der atomrechtlichen Aufsichts- und Genehmigungsbehörde des Landes Niedersachsen, des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, können für den angefragten Zeitraum der nachfolgenden Tabelle entnommen werden:
Die größeren Massen der Brennelementfertigung im Vergleich zu der Brennstabfertigung in den Jahren 2010, 2015, 2016 und 2017 resultieren aus Stichtagsbetrachtungen und Variationen in den Lagerbeständen.
Neben den in der Antwort zur Schriftlichen Frage mit der Arbeitsnummer 5/457 vom 8. Juni 2021 genannten Kraftwerkskunden für die Brennelementlieferungen (KKW Leibstadt, Schweiz, KKW Emsland, KKW Dampierre 2, Frankreich, KKW Neckarwestheim 2, KKW Forsmark 3, Schweden, KKW Sizewell, Großbritannien sowie KKW Gösgen-Däniken, Schweiz) wurden die Brennelementfertigungsanlagen der AREVA, ab Ende 2017 die Framatome-Tochter FBFC in Frankreich und die Indústrias Nucleares do Brasil (INB) in Brasilien mit in der BFL hergestellten Brennstäben beliefert.
Das nicht innerhalb der BFL benötigte Uranoxidpulver wurde bis Ende 2017 für den AREVA-Konzern, danach wegen der Umstrukturierung des AREVA-Konzerns für die französische Framatome SAS, zum Weitervertrieb an die französische Orano hergestellt.
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