Der frühere Bundesumweltminister und CDU-Politiker Klaus Töpfer ist tot. Er starb am Samstag nach kurzer, schwerer Krankheit. Töpfer wurde 85 Jahre alt.
Am 7. Mai 1987 erfolgte seine Ernennung zum Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unter Bundeskanzler Helmut Kohl. Töpfer war nicht der erste Umweltminister der Bundesrepublik, „aber der erste, der das Amt geprägt hat“, schreibt der Tagesspiegel in Würdigung seiner Arbeit. Sein Vorgänger Walter Wallmann blieb nicht mal ein Jahr Chef des 1986 gegründeten Ressorts. 1987 folgte ihm Töpfer – bis 1994 sollte er bleiben.
Dass dieses Ressort neu eingeführt wurde, war die Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Klaus Töpfer ging früh auf Distanz zur Atomkraft, sein Verhältnis zu Helmut Kohl wird entsprechend als eher distanziert beschrieben.
Im August 1987 besuchte Klaus Töpfer als Bundesumweltminister das „Erkundungsbergwerk“ Gorleben. Dort hatte es am 12. Mai einen schwerwiegenden Unglücksfall gegeben: Am Morgen des 12. Mai sprengte starker Druck des umliegenden Gesteins den Stahlring Nummer 20 bei Tiefenmeter 234 im Schacht 1 des Gorlebener Bergwerks. 34 der je 30 Zentimeter starken Stahlringe waren eingezogen worden, weil der Außendruck zunahm, obwohl die Ingenieure mit Hilfe von tiefreichenden Kühlrohren das umgebende Gestein auf minus 26 Grad Celsius eingefroren hatten. Bei dem Unfall löste sich der anderthalb Tonnen schwere Stahlring aus dem Verbund und stürzt auf die an der Schachtwand arbeitenden Bergleute. Zwei Bergleute wurden schwer verletzt, ein dritter starb.
Schon vor Beginn der Arbeiten hatte der Kieler Geologe Professor Klaus Duphorn auf die Gefahren des „schwer beherrschbaren“ Deck-Gebirges über dem Gorlebener Salzstock hingewiesen und die Erkundung anderer Standorte empfohlen. Durch eine Strafanzeige der Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) Lüchow-Dannenberg und der daraus resultierenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen kam es für eineinhalb Jahre zum Baustopp .
In der „Alten Burg“ in Gorleben stellte er sich nach seinem Besuch auf der Bau- und Unglücksstelle der Diskussion. BI-Sprecher Wolfgang Ehmke erinnert sich: „Klaus Töpfer war sehr um Sachlichkeit bemüht. Am Ende der Veranstaltung stellt er zufrieden fest, er habe jede Frage beantwortet.“ Doch die Frage nach einer möglichen Alternative zum geplanten Atommüllendlager im Salzstock Gorleben, so Töpfer, „stellte sich derzeit nicht“.
Töpfers Tätigkeiten verlagerten sich danach ins Ausland, er gilt als einer der Väter der 1992 bei einem „Umweltgipfel“ in Rio de Janeiro beschlossenen Klimakonvention und wurde bei der UN-Generalversammlung einstimmig in das Amt des Exekutivdirektors des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) in Nairobi gewählt.
2011, nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, kehrte er zurück nach Deutschland: Gemeinsam mit dem Physiker Matthias Kleiner übernahm er zur Vorbereitung des Atomausstiegs den Vorsitz der Ethikkommission für sichere Energieversorgung der Bundesregierung. Bis 2020 war er einer der Vorsitzenden des Nationalen Begleitgremiums (NBG), das die Suche nach einem Standort für Endlager für hochradioaktive Abfallstoffe moderieren soll.
Das Atom-Thema mit all seinen Facetten bewegte ihn bis zum Schluss: Ganz zum Missfallen der Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sorgte Töpfer mit dafür, dass das NBG nicht nur die Endlagersuche, sondern auch die Zwischenlagerdebatte mit ins Arbeitsprogramm aufnahm. „Sind Sie zufrieden?“, fragte er in die Runde nach einer ersten Tagung 2018 in Karlsruhe zu dieser Thematik. „Ja, danke – sehr!“ so unsere Antwort.
Wolfgang Ehmke, Pressesprecher, 0170 510 56 06
„Professor Umwelt“ im Interview
https://www.bi-luechow-dannenberg.de/wp-content/uploads/2018/02/GR_2018_03_bis_04_Web.pdf
https://www.bi-luechow-dannenberg.de/2019/01/22/vergangenheit-holt-gegenwart-ein/