Staatlicher Faktencheck: Nuklearer Super-GAU auch bei Reaktoren neuer Bauart denkbar!

Staatlicher Faktencheck: Nuklearer Super-GAU auch bei Reaktoren neuer Bauart denkbar!

Keine Entwarnung: Auch bei den neueren Atomreaktoren kann ein schwerer nuklearer Unfall, der Super-GAU, nicht ausgeschlossen werden. Das ergibt ein wissenschaftlicher Faktencheck, den das „Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung“ (BaSE) durchgeführt hat. „Ist ein Super-GAU wie in Tschernobyl oder Fukushima bei Reaktoren neuester Bauart denkbar?“ lautete die Frage und die auf Basis zahlreicher Studien begründete knappe Antwort lautet: „Ein auslegungsüberschreitender Störfall („Super-GAU“), also ein Unfall mit erheblicher Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt, ist auch bei Reaktoren neuester Bauart denkbar.“ Diese Aussage ist sowohl mit Blick auf die Alt-AKWs von Bedeutung, für die Staaten wie die Schweiz, Frankreich, Belgien und andere eine zum Teil erhebliche Laufzeitverlängerung anstreben. Auch für die neuen Reaktoren der „Generation 3+“ gilt: „Generell können eine Kernschmelze oder auch das Versagen von Sicherheitssystemen aber nicht vollständig ausgeschlossen werden.“ Erst jüngst warnte auch die Präsidentin vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).

“Wir müssen uns auf Unfälle in ausländischen Atomanlagen einstellen, auf Probleme beim Transport von radioaktivem Material und auf terroristische Anschläge. Zudem wird wieder offen mit dem Einsatz von nuklearen Waffen gedroht. Wir beobachten natürlich auch genau, was in den ukrainischen Atomanlagen passiert – etwa rund um das Kernkraftwerk in Saporischschja.” (Siehe Berliner Morgenpost)

Bei den meist noch im Stadium der Forschung befindlichen „alternativen“ Reaktormodellen der sogenannten „4. Generation“ ergeben sich aufgrund anderer Verfahren andere Risiken, stellt BaSE fest: „Für alternative Reaktorkonzepte können aber andere Phänomene, Fehlermechanismen oder Risiken existieren, die für leichtwassergekühlte Reaktoren nicht bestehen. Für alle Reaktortypen neuester Bauart sowie absehbar auch für zukünftige Reaktoren bestehen somit Unfallszenarien, die zu einer Freisetzung von Radioaktivität führen können.“

Das BaSE hat auf seiner Seite weitere Faktenchecks auf Basis von Gutachten veröffentlicht:

„Faktencheck: Ist ein Super-GAU wie in Tschernobyl oder Fukushima bei Reaktoren neuester Bauart denkbar?“ Ist hier beim BaSE online https://www.base.bund.de/SharedDocs/Faktencheck/BASE/DE/super-gau-neue-reaktoren.html und hier als Dokumentation:

Faktencheck: Ist ein Super-GAU wie in Tschernobyl oder Fukushima bei Reaktoren neuester Bauart denkbar?

Ein auslegungsüberschreitender Störfall („Super-GAU“), also ein Unfall mit erheblicher Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt, ist auch bei Reaktoren neuester Bauart denkbar.

Ereignisabläufe, die in der Vergangenheit zu Unfällen geführt haben wie in Tschernobyl oder Fukushima werden in der Regel durch die Fortentwicklung der Sicherheitstechnik bei neueren Reaktoren ausgeschlossen. Die neueste Generation von Leichtwasserreaktoren („Generation 3+“) verfügt beispielsweise über zusätzliche Sicherheitseinrichtungen um mit Kernschmelze-Ereignissen umzugehen und das Austreten von Radioaktivität auch im Fall einer Kernschmelze möglichst zu verhindern. Generell können eine Kernschmelze oder auch das Versagen von Sicherheitssystemen aber nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Bei alternativen Reaktorkonzepten der sogenannten „4. Generation“, die nicht auf der etablierten Leichtwassertechnologie beruhen, sollen bestimmte, für Leichtwasserreaktoren typische Ereignisabläufe aufgrund des Designs prinzipiell ausgeschlossen sein. So kann es beispielsweise in Hochtemperaturreaktoren nicht zu Kernschmelze-Ereignissen kommen. Für alternative Reaktorkonzepte können aber andere Phänomene, Fehlermechanismen oder Risiken existieren, die für leichtwassergekühlte Reaktoren nicht bestehen. Für alle Reaktortypen neuester Bauart sowie absehbar auch für zukünftige Reaktoren bestehen somit Unfallszenarien, die zu einer Freisetzung von Radioaktivität führen können.

Dirk Seifert

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