Leó Szilárd, ein paar noble Freunde, die Atombombe und noch viel mehr

Leó Szilárd, ein paar noble Freunde, die Atombombe und noch viel mehr

Leó Szilárd, ein Ungar, der von Judenhassern erst von dort nach Berlin, und von den Nazis dann weiter über England in die USA vertrieben wurde. In Berlin zwischen Einstein und anderen Nobelpreisträgern in Sachen Physik war er ganz sicher eine schillernde Figur. Mit Enrico Fermi bastelte er in Chicago den ersten Atomreaktor aus Uran zusammen und erzeugte die erste Kettenreaktion aus Uran. Der Anfang der Atombombe, vor der er dann massiv warnte, als klar war, dass Nazi Deutschland mit Heisenberg und Diebner mit der Hitler-Bombe gescheitert waren. Arne Molfenster hat jetzt eine kleine kompakte Biografie über Leó Szilárd vorgelegt, in der er Leben und Etappen des Atomphysiker, Biologen und Friedensaktivisten vor der Kulisse damaliger – mehr als nur grausamer und dramatischer – Weltlagen erzählt.

Man bleibt schon mal am Satzbau hängen, hier und da fällt auch schwer nachzuvollziehen, was Szilárd denn da nun genau an genialen Dingen auf dem Weg zur Kernspaltung hinbekommen hat. Aber vielleicht ist es auch gut, in heutiger Zeit, die Dinge zwischen Person und Weltlage ein wenig gradliniger zu bündeln. Wer neugierig wird, hat viele Möglichkeiten, sich über den Ursprung von nuklearer Kettenreaktion, Atomreaktor und Bombe weiter zu informieren. (Auf umweltFAIRaendern gibt es auch vieles unter dem Stichwort „Spurensuche“ dazu).

Klaus Taschwer hat im österreichischen Standard eine schöne Besprechung des Buches verfasst: „Wissenschaftsgeschichte – Der „Marsianer“, der die Bombe miterfand und sie dann bereute – Eine neue Biografie rekonstruiert das schillernde Leben Leó Szilárd, der entscheidenden Anteil am Bau der Atombombe hatte – und zu ihrem schärfsten Kritiker wurde“ titelt der Standard in dem Bericht.

Szilárd war es, der Einstein den Brief unterschrieben lies, in dem der damalige US-Präsident vor einer möglichen Nazi-Atombombe gewarnt wurde und damit quasi der Startschuss für das Manhattan Project gelegt wurde. Er war es, der wiederum mit Einstein versuchte zu verhindern, dass die USA die beiden Atomwaffen aus Uran und Plutonium nach der deutschen Kapitulation über Japan zum Einsatz bringen wollten.

EPD informiert auch über diese Stelle im Buch: „Trotz des Altersunterschieds freundet er sich mit Albert Einstein an und versucht sich bereits als Student an einigen Erfindungen – auch an solch wilden wie einen „Friseurstuhl, der eine elektrische Spannung nutzt, damit Haare nach oben stehen, und einfacher geschnitten werden können“. Insgesamt kommen Szilárd und Einstein in sieben Jahren Zusammenarbeit auf 45 Patente in sechs Ländern, darunter auch ein Patent für einen Kühlschrank. „Alle Anstrengungen eint etwas: Leó Szilárd will die Welt verbessern – womit und wie auch immer“ schreibt Arne Molfenter, der in seinem Buch aus vielen Originalquellen wie Briefen, Telegrammen, Interviews und Büchern zitiert. Bereits mit 23 Jahren erhält Szilárd seinen Doktortitel in Physik, seine Doktorarbeit schreibt er in drei Wochen.“

Und Szilárd sorgte nach dem Krieg für den Austausch von Atomphysikern aus aller Welt, um die Bedrohungen der Welt mit immer mehr Atomwaffen und schließlich auch der thermonuklearen Wasserstoffbombe unter Kontrolle zu bringen. Szilárd erfand quasi den „heißen Draht“ zwischen Moskau und Washington, berichtet Arne Molfenster in seinem Buch.

Arne Molfenter, „Leó Szilárd. Der Mann hinter der Bombe“. € 25,50 / 221 Seiten. S. Hirzel, Stuttgart 2025.

Siehe auch:

Auf der oben bereits genannten Verlagsseite ist dieser Kurztext zu finden:

Von der roten Ampel bis zur ersten Atombombe

Leó Szilárd ist ein brillanter Physiker – dabei hat er sein Studium in Berlin ursprünglich begonnen, ohne überhaupt immatrikuliert zu sein. Mit seinem Professor und Nachbarn Albert Einstein diskutiert er auf langen Spaziergängen von der Universität nach Hause über wissenschaftliche Fragen aller Art. Szilárd, der jüdischer Abstammung ist, flieht 1933 aufgrund der Machtergreifung Hitlers nach London. Mit der Entdeckung des Neutrons entwickelt er eine neue Obsession: Wie kann es gelingen, die unglaubliche Energie, die in einem Atomkern steckt, freizusetzen und nutzbar zu machen? Ausgerechnet an einer roten Ampel kommt ihm die entscheidende Idee.

  • Von der Entdeckung der atomaren Kettenreaktion bis zur Zündung der ersten Atombombe
  • Die spannende Biografie des berühmten Physikers als erzählendes Sachbuch
  • Ein tolles Geschenk für alle, die an Wissenschaft und Geschichte interessiert sind
  • Die Entwicklung der Atombombe als ein Akt des Pazifismus? Szilárds Reaktion auf den Trinity-Test
  • Ein bedeutendes Stück Geschichte des 20. Jahrhunderts, erzählt anhand der Lebensgeschichte des bekannten Wissenschaftlers Szilárd

Der Wettlauf um die Entwicklung der Atombombe

Leó Szilárds Ziel ist es, zu verhindern, dass die Deutschen als erste über Atomwaffen verfügen. Zusammen mit Albert Einstein und anderen Wissenschaftlern stellt er sich in den Dienst der amerikanischen Regierung, um die Entwicklung einer Atombombe zu Verteidigungszwecken voranzutreiben.

Als er begreift, dass es beim Manhattan-Projekt nicht um die Verteidigung, sondern um einen Angriff auf Japan geht, ist er entsetzt. Der Autor und Journalist Arne Molfenter zeichnet den Lebensweg des genialen Mannes nach, dessen Erfindung völlig gegen seine Intention verwendet wurde. Ein spannendes Buch über einen Wissenschaftler, dessen Forschungen den Lauf der Geschichte beeinflussten.

 

Dirk Seifert

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