BUND Hamburg aktiv: Bankrotterklärung für den Klimaschutz – SPD-Bürgermeister Scholz nimmt mit Vattenfall Kohlekraftwerk Moorburg in Betrieb

BUND-Hamburg-gegen Moorburg und Klimakatastrophe
BUND Hamburg aktiv: Vor den Toren des Klima-Killer-Kohle-Kraftwerks von Vattenfall protestierte die Umweltorganisation kurz vor dem Weltklimagipfel in Paris gegen die offizielle Inbetriebnahme durch SPD-Bürgermeister Olaf Scholz. Peinliche Vattenfall-Panne: Ein Block war wegen Reparaturen nicht am Netz. Über eine Milliarde Verluste musste Vattenfall für diese Fehlinvestition mit maximalem Klimaschaden bereits abschreiben. Foto: BUND

Mit einer Aktion vor den Toren des Vattenfall-Kohlekraftwerks Moorburg kritisierte heute der BUND in Hamburg die offizielle Inbetriebnahme des Klimakillers durch den SPD-Bürgermeister Olaf Scholz. In einer PM teilte der Umweltverband mit: „BUND kritisiert falsches Signal zur UN-Klimakonferenz / Senat für Fehlinvestition verantwortlich / Kraftwerk würde in den USA nicht genehmigt“

Weiter heißt es vom BUND: „Anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme des Kohlekraftwerks Moorburg demonstrierte der BUND Hamburg heute vor dem Kraftwerk gegen die verfehlte Energiepolitik des Hamburger Senats und des Unternehmens Vattenfall. Die Umweltschützer zeigten symbolisch Bürgermeister Olaf Scholz und Unternehmenschef Tuomo Hattaka, wie diese gemeinsam ein Kohlefeuer an die Erdkugel legen und damit den Klimawandel „befeuern“.

„Diese Feier zehn Tage vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Paris ist eine Bankrotterklärung an den Klimaschutz“, empört sich Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Das Kraftwerk konterkariere alle Bemühungen zum Klimaschutz, es verteile einen giftigen Schadstoffcocktail über Hamburg und die Umgebung, und es sei aus wirtschaftlicher Sicht eine beispiellose Fehlinvestition. Vattenfall hätte wegen des Kohlekraftwerks bereits über eine Milliarde Euro Verluste abgeschrieben, die für Investitionen in eine klimaschonende Energieerzeugung nicht mehr zur Verfügung stehen würden.

Für den BUND ist das Steinkohlekraftwerk Moorburg nicht nur unter Klimaaspekten eine enorme Umweltbelastung für Hamburg und sein Umland, die jegliche andere Industrie in den Schatten stellt. Nach den Planunterlagen stößt der Meiler pro Tag bis zu 1,1 Tonnen Feinstaub, 7,7 Tonnen Stickoxide und 11 Tonnen Schwefeldioxid aus. Auch große Mengen des Nervengiftes Quecksilber werden freigesetzt – bis zu drei Tonnen pro Jahr! In den USA dürfte eine solche Anlage kaum genehmigt werden, da die Grenzwerte für Quecksilberemissionen dort etwa um den Faktor 7 schärfer festgelegt sind (Bundestagsdrucksache 18/993, 2.4.2014).

Gleichzeitig kritisiert der BUND den Verbrauch von rund 11.500 Tonnen Steinkohle pro Tag, die in den Herkunftsländern unter oft extrem umweltzerstörerischen und menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen wird, sowie den Verbrauch von
5,5 Millionen Kubikmetern (m3) Kühlwasser aus der Süderelbe. Trotz des Verwaltungsgerichtsurteils aus dem Jahr 2013 will Vattenfall an dieser Praxis festhalten, obwohl der Wasserverbrauch mit dem vorhandenen Hybridkühlturm auf ein Minimum reduziert werden könnte. Dazu kommt, dass die EU-Kommission die Bundesrepublik Deutschland wegen Missachtung europäischer Naturschutzvorgaben bei der Genehmigung des Kohlekraftwerks beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) angeklagt hat (http://europa.eu/rapid/press-release_IP-15-4669_en.htm).

„Es gehört schon eine Menge Zynismus dazu, kurz vor der UN-Klimakonferenz auf ein Kraftwerk anzustoßen, das mit über 23.000 Tonnen des Klimagases Kohlendioxid pro Tag doppelt so viel CO2 ausstößt wie der gesamte Hamburger Straßenverkehr“, so die Botschaft des BUND-Landesgeschäftsführers an die Gäste der Einweihungsveranstaltung.
„Derartige Anlagen sind nicht nur ein klimapolitisches Armutszeugnis für Hamburg. Sie gefährden auch das Klimaziel der Bundesrepublik Deutschland, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 um mindestens 40 Prozent und bis 2050 um über 80 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken“, so Braasch.“

Dirk Seifert

3 Gedanken zu “BUND Hamburg aktiv: Bankrotterklärung für den Klimaschutz – SPD-Bürgermeister Scholz nimmt mit Vattenfall Kohlekraftwerk Moorburg in Betrieb

  1. Ich kann mich dem BUND nur anschließen.
    Die Eröffnung des Kohlenmeilers durch Bürgermeister Scholz ist eine Verbeugung vor dem Geld, vor einer riesigen Investition, die die größte Fehlinvestition aller Zeiten in ein einzelnes Projekt in Hamburg ist (rd. 3 Mrd. EUR).
    Diese Fabrik ist von Menschen ausgedacht, die die Zeichen der Zeit überhaupt nicht wahrnehmen und die unter Verweis auf den zu sichernden Wohlstand Hamburg sich nicht zu schade sind, diesen Planeten ohne Rücksicht auf die von anderen zu tragenden Kosten abzufackeln.
    Es ist ein Skandal, dass der Bürgermeister die Emission großer Mengen von CO2 (und anderer Umweltgifte) unterstützt und das wenige Tage vor dem Klimagipfel in Paris. Es wäre viel eher die Aufgabe des Bürgermeisters, die landeseigenen Betriebe (z.B. Hamburg Energie) in die Lage zu versetzen, wenn nicht in Hamburg dann im Hamburger Umland erneuerbare Energieerzeugungsanlagen bauen zu lassen, damit der Wohlstand der Stadt nicht durch Raubbau sondern auf verantwortungsvolle Weise geschaffen wird.

  2. Erneuerbare Energieerzeugungsanlagen übernehme ich als Stichwort aus dem obigen Kommentar. Diversität ist damit gleichzeitig gemeint.

    Eine komplette Umstellung auf Biomasse ist nicht innerhalb eines Jahres zu erreichen. Der Bau von kleinen Anlagen sowie die Erschließung von Erzeugungs- und Versorgungswegen müssen aufgebaut werden.
    Jedenfalls soll es keine Großindustrie werden; nicht zuletzt, weil die zu anfällig für technische Neuentwicklungen wie für geldwirtschaftliche Störungen sind.

    Um diese Zeit der Umstellung auf Biomasse zu puffern, ist es denkbar, Wasserstoff einzusetzen. Wobei zunächst Solar- und Windenergie den Vorrang haben soll und bei Überschuss an diesen beiden Energieformen kann z.B. Wasserstoff gewonnen werden, welches sich speichern läßt und Versorgungslücken der vorrangigen Energiesammelformen puffert.

    Fossiles Gas sollte nur noch für Versorgungslücken eingesetzt werden, welche in den notwendigen Entwicklungsjahren zur CO2-freien Energieversorgung auftreten können.

    Kleine, dezentrale Erzeugung ist angesagt, weil damit auch die Verteilernetze entlastet werden.

    Peter Windmüller – Dabei fällt mir (erstmalig) auf, dass mein Familienname belegt, dass ´ich mich um Energieversorgung kümmern soll 🙂

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