Nicht nur Kino – DAS DING AM DEICH startet – der Widerstand geht weiter
Heute startet der Film über den Widerstand gegen das Atomkraftwerk in Brokdorf in den Kinos. Doch es geht nicht nur um Geschichte. Bürgerinitiativen rund um Brokdorf und andere Organisationen rufen zum weiteren Widerstand auf. Anfang November soll es eine Aktionswoche geben. Auch in Brokdorf ist und bleibt ein Super-Gau jederzeit möglich.
Wie kaum ein anderer Konflikt bestimmte der Widerstand gegen das AKW Brokdorf und die Atomenergie die politischen Auseinandersetzungen in der zweiten Hälfte der 70er Jahre (mit Ausnahme der RAF und der Bewegung 2. Juni). Bis heute prägen diese Auseinandersetzungen nicht nur die politische Kultur, sondern auch eine ganze politische Generation. Was in Whyl seinen Anfang nahm, setzte sich in Brokdorf fort: Immer mehr Menschen begehrten gegen einen Obrigkeits-Staat auf, wehrten sich gegen großindustrielle und staatliche Allmacht – und gegen einen Forschrittswahn, der selbst vor dem atomaren Holocaust nicht halt machen wollte!
Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Zum politischen Begriff des Widerstands siehe hier) Das war eine der entscheidenden Parolen des Widerstands gegen den Atomstaat, wie Robert Jungk ihn 1977 titulierte. Die Nutzung der Atomenergie und die ihr innewohnenden Gefahren (Atombombe, Unfallrisiken, Terrorangriffe etc.) führen automatisch zum Überwachungsstaat, zum Abbau demokratischer Grundrechte und stellt eine offene, demokratische Gesellschaft grundsätzlich in Frage – das ist der Atomstaat.
Die lange Geschichte vom Brokdorf-Widerstand von seinen Anfängen bis zur Entscheidung der Bundesregierung für die Laufzeitverlängerung Ende 2010 finden Sie hier auch zum Nachlesen. Und hier gibt es einen lesenswerten historischen Überblick über die Ursprünge der Anti-Atom-Bewegung.
In dem Film „Das Ding am Deich“ kommen vor allem diejenigen zu Wort, die in der Region rund um Brokdorf – in der Wilster Marsch – die Kämpfe um den Bau des AKW Brokdorf miterlebt haben und noch heute dort leben. Das Neue Deutschland schreibt dazu hier. Wo der Film überall zu sehen sein wird, erfahren Sie hier.
In der Pressemitteilung zum Film heißt es:
„Anfang der 1970er Jahre versetzten die Pläne zum Bau eines Atomkraftwerks die Bewohner der kleinen Elbgemeinde Brokdorf in Aufruhr. Es folgten große Proteste, die den Ort spalteten und die Republik 13 Jahre lang in Atem hielten. 1986, kurz nach dem Super-GAU von Tschernobyl, ging das AKW ans Netz. Es wurde ruhig in der Marsch, und nur noch wenige Dorfbewohner hielten an ihrem Widerspruch fest.
Mit Neugier auf diese Menschen und ihren Alltag mit einem AKW vor der Haustür macht sich der Film auf in den abgelegenen Landstrich. Ein Jahr lang umkreist er das „Ding“ und taucht mit den Erinnerungen der widerständigen Anwohner und altem Filmmaterial ein in eine bewegende Vergangenheit. Doch dann wird die Geschichte von der Gegenwart auf eine Weise eingeholt, die niemand erwartet hätte: Zuerst beschließt die Bundesregierung längere Laufzeiten für alle AKW, und nur wenig später bebt in Japan die Erde …
„Die Regisseurin begleitet die engagierten, liebenswerten Protagonisten in ihren Erinnerungen und aktuellen Protestaktionen. Damit zeichnet sie sensibel und hoch emotional ein Stück Lebensweg, der durch den beharrlichen Kampf um Demokratie und Mitbestimmung geprägt ist.
Die kontinuierliche Dokumentation über diesen langen Zeitraum sowie die Fülle an Archivmaterial und Zeitzeugengesprächen machen den Film zu einem in dieser Art einmaligem Zeitzeugendokument der jüngeren deutschen Geschichte.“ (Jury Begründung, Förderpreis der DEFA-Stiftung beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2012)“