Russlands Atomgigant ROSATOM – Von der Uranmine über Reaktoren bis zur Atombombe
Egal, was im Atomgeschäft benötigt wird: Der russische Atomgigant ROSATOM hat es. Insgesamt 250 Unternehmen oder wissenschaftliche Einrichtungen sind unter dem Dach von ROSATOM zusammen gefasst und unterstehen zu 100 Prozent staatlicher Kontrolle. Dazu gehört das militärische Atomwaffenprogramm Russlands ebenso wie der Bau und Betrieb von Atomkraftwerken, der Uranbergbau über die Anreicherung bis hin zur Herstellung des Brennstoffs und die vermeintliche Entsorgung der radioaktiven Abfälle. Außerdem besitzt Rosatom die Flotte atomgetriebener Eisbrecher. Hinzu kommt eine Vielzahl von Forschungseinrichtungen in allen Bereichen für die Entwicklung der Atomtechnik bis hin zu neuen Reaktorkonzepten. Eine Übersicht über die Tätigkeitsfelder im Atombereich gibt ROSATOM hier auf der eigenen Homepage.
Die Atomkraftwerke von ROSATOM erzeugen über 40% des Strombedarfs im europäischen Teil von Russland. Der Konzern gehört in Kooperation mit den Uranminen in Kasachstan zu einem der weltweit größten Uranlieferanten und ist mit einem Anteil von rund 40 Prozent am weltweiten Markt für Urananreicherung einer der ganz Großen im Geschäft.
Seit Jahren ist ROSATOM in nahezu allen Geschäftsfeldern auf Expansionskurs. Darüber berichtet aktuell das schweizer Nuklearforum vom 25. Oktober 2013: Unter der Überschrift „Rosatom auf Expansionskurs“ heißt es einleitend: „Der russische Staatskonzern Rosatom verfolgt Neubaupläne auf der ganzen Welt“ und berichtet anschließend über ein Gespräch mit dem stellvertretenden Generaldirektor der Rosatom und Leiter des internationalen Geschäfts, Kirill Komarow. Der Konzern sagt über sich selbst: „Gegenwärtig stehen in zehn Ländern 54 Kernkraftwerkseinheiten russischer Bauart in Betrieb und 15 in Bau.“
2009 hatte der deutsche Siemens-Konzern seine Kooperation mit dem französischen Atomriesen AREVA eingestellt und eine neue Beteiligung mit ROSATOM verabredet. „Atompakt mit dem Großreich“ hieß es dazu seinerzeit im Spiegel. Der Deal wurde nach einer weiteren Neuorientierung von Siemens später aber nicht umgesetzt. Auch in der Versorgung mit Uranbrennstoff für deutsche Atomkraftwerke ist ROSATOM im Spiel. Der Stromkonzern EnBW steht derzeit wegen Atomgeschäften mit Russland erheblich unter Druck, weil wohl im großen Stil auch mit Bestechungsgeldern gearbeitet wurde. Aktuell im Focus dazu: „Schmiergeld in Russland – EnBW gerät massiv unter Bestechungs-Verdacht„.
ROSATOM ist aber auch für deutschen Atommüll zuständig, der seit Jahren in Russland lagert. Absender ist der URENCO-Konzern bzw. die Uranfabrik in Gronau. Deren abgereichertes Uran wurde jahrelang als vermeintlicher Wertstoff nach Russland transportiert, um nach offiziellen Beteuerungen erneut angereichert zu werden. Bis heute lagert dieses brisante Material immer noch zum Teil unter freiem Himmel in rostigen Behältern, wie Greenpeace vor einiger Zeit berichtete.