Volksentscheid Energienetze: Gasnetz-Übernahme von E.on auf dem Weg
Die Umsetzung des Volksentscheids zur Rekommunalisierung der Hamburger Energienetze scheint auch beim Gasnetz voran zu kommen. In einem Antrag (siehe unten) der SPD-Fraktion heißt es eher in einem Nebensatz: „In Sachen Zuerwerb beim Gasnetz laufen die Gespräche mit E.ON noch – auch hier besteht begründete Hoffnung, dass eine Rekommunalisierung ohne lange Prozesse möglich ist.“ Man darf wohl getrost annehmen, dass die SPD-Fraktion diesen Satz so nicht schreiben würde, wäre sie nicht sicher, dass eine erfolgreiche Übernahme auch wirklich erfolgen wird. Damit wäre in Sachen Übernahme der Energienetze die Umsetzung des Volksentscheids auf einem guten Weg.
Problematisch ist lediglich der Bereich der Fernwärme. Dort hat der Senat mit Vattenfall lediglich eine Kaufoption vereinbart, die erst 2018 wirksam wird. Außerdem ist ein Mindestkaufpreis vereinbart, den viele Fachleute für zu hoch halten. Es könnte, so wird befürchtet, dazu kommen, dass eine Übernahme dann nicht möglich wäre, weil die Landeshaushaltsordnung verhindern würde, überteuerte Unternehmen zu übernehmen. Ein Problem, von dem die SPD-Fraktion sagt, dass es keines ist. Die Links-Fraktion hat einen Antrag gestellt, der ein Gesetz fordert, um Rechtssicherheit für die Übernahme herzustellen.
- Rekommunalisierung der Hamburger Fernwärme: Es gibt Erklärungs- und Handlungsbedarf
- Energienetze Hamburg: Gesetz zur Fernwärme-Übernahme von Vattenfall gefordert
Das Stromnetz von Vattenfall wird derzeit bereits rekommunalisiert. In einem ersten Schritt ist das bereits erfolgt, Ende des Jahres wird dann der gesamte Stromnetzbereich plus Metering etc. wieder 100 Prozent der Stadt gehören.
Auch in weiteren Forderungen des Volksentscheids Unser Hamburg – Unser Netz ist die SPD-Fraktion auf dem Weg, die Umsetzung zu betreiben. Gestern hatte sie einen Antrag in die Bürgerschaft eingebracht, in dem sie die Einrichtung von Beiräten bei den Netzgesellschaften fordert – mit Beteiligung der Volksenscheids-Initiativen, der Gewerkschaften und der Wirtschaft. Heute hat die SPD das mit einer Presseerklärung vorstellt (siehe vollständig gleich unten). Damit geht die Fraktion auch in den Punkten Transparenz und Mitbestimmung einen weiteren Schritt auf die Ziele des Volksentscheids zu.
- Siehe dazu ausführlich den Bericht von gestern: Hamburgs SPD für mehr Demokratie bei Energiewende – Beiräte mit Volksentscheids-Initiativen bei den Energienetz-Unternehmen
Eine solche Beteiligung ist auch bei dem Gutachten, mit dem die Alternativen für das alte Fernwärme-Heizkraftwerk geklärt werden sollen, vorgesehen. Hans Gabányi von der Umweltbehörde hat das jüngst auf einer Veranstaltung im Rahmen des Wärme-Dialogs (dort wird ausführlich über die Veranstaltung berichtet, siehe außerdem gleich unten) angekündigt. Inzwischen ist die Volksentscheids-Initiative auch schriftlich über die geplante Beteiligung informiert worden. Den Auftrag erhält demnach die Beratungsgesellschaft BET (Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH). Diese hatte schon die Volksentscheids-Initiative beraten, war bei den Anhörungen dazu in der Bürgerschaft beteiligt und ist vom Senat als Berater auch bei den Übernahme-Verhandlungen mit Vattenfall beteiligt gewesen.
Hier die SPD-Presseerklärung zum Antrag über die neuen Beiräte als Dokumentation. Der Antrag ist noch mal hier als PDF.
SPD-Bürgerschaftsfraktion Hamburg
Pressemitteilung
152 / 4. Juni 2014
Volksentscheid zu den Netzen vollständig umsetzen
SPD-Fraktion will auch Forderung nach mehr demokratischer Kontrolle nachkommen
Der Volksentscheid zu den Energienetzen enthielt unter anderem eine Forderung nach mehr demokratischer Kontrolle bei den Energienetzen. Auch diesen Aspekt will die SPD-Fraktion nun umsetzen und bringt dazu einen Antrag in die heutige Bürgerschaft ein (siehe Anlage). Neben einer intensiven Einbindung von Parlament und Öffentlichkeit in das zukünftige Wärmekonzept fordert die SPD-Fraktion auch Beteiligungsgremien bei den neuen städtischen Netzgesellschaften. Neben dem Kundenbeirat bei der städtischen Stromnetzgesellschaft soll es nun auch einen Netzbeirat zur Einbindung des Parlaments und der Beteiligten des Volksentscheids – das heißt Volksinitiative, Wirtschaft und Arbeitnehmerseite – geben.
SPD-Fraktionschef Andreas Dressel: „Wir setzen den Volksentscheid zu den Netzen Punkt für Punkt um – und sichern nun noch ein Plus an demokratischer Mitwirkung und Kontrolle. Das Wärmekonzept für die Stadt bildet den politischen Rahmen für die Rekommunalisierung der Fernwärme – es soll im engen Dialog mit der Stadt entwickelt werden. Neben dem Kundenbeirat bei der nun erfreulicherweise städtischen Stromnetz-Gesellschaft soll ein Netzbeirat auch die politisch-gesellschaftlich Rückkoppelung ermöglichen. Wenn die Rekommunalisierung aller Netze abgeschlossen ist, macht es Sinn, dass in einem Gremium zusammenzuführen. Wir wollen den Volksentscheid weiter im engen Dialog mit den Beteiligten umsetzen.“
Die Vorlage des ersten Teils des Wärmekonzepts, das auch Gegenstand der Bürgerschaftsdebatte ist, zeigt einmal mehr: Die Umsetzung des Volksentscheids zu den Energienetzen hat in kürzester Zeit bereits große Fortschritte gemacht. Das Stromnetz ist wieder in städtischer Hand. Für das Fernwärmenetz besteht eine feste Erwerbsoption, deren Ausübung der Senat bereits angekündigt und in der Vorlage zum Wärmekonzept nochmals bekräftigt hat. Hamburg ist damit im Bereich Fernwärme nicht auf den unsicheren Ausgang eines Gerichtsprozesses um die Endschaftsklausel angewiesen. In Sachen Zuerwerb beim Gasnetz laufen die Gespräch mit E.ON noch – auch hier besteht begründete Hoffnung, dass eine Rekommunalisierung ohne lange Prozesse möglich ist.
Monika Schaal, Fachsprecherin Umwelt der SPD-Fraktion: „Wenn der Volksentscheid umgesetzt ist, wäre Hamburg das erste Bundesland, das eine so umfassende Rekommunalisierung in kürzester Zeit streitfrei geschafft hätte sowie obendrein weitergehende Strukturfragen wie Ausbau und Modernisierung der Fernwärme in einem breiten gesellschaftlichen Dialog vorbereitet.“
Claas Ricker
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