Fast 1000 geheime Atomtransporte seit 2012
Atomrisiken auf Straßen, Schienen und Wasser. Hohe Zahl von gefährlichen Atomtransporten im Zusammenhang mit der Uranfabrik in Gronau (NRW)
988 Atomtransporte mit angereichertem Uran haben seit Anfang 2012 bis Ende Mai 2014 über Straße, Schienen und die deutschen Häfen stattgefunden. Die Routen, auf denen dieses radioaktiven Frachten transportiert werden, hält die Bundesregierung geheim Ein hoher Anteil dieser Atomtransporte steht in Zusammenhang mit der Urananreicherungsanlage in Gronau (NRW): Allein 186 Atomtransporte von und zur Uranfabrik der URENCO haben in dem genannten Zeitraum stattgefunden. Antwort als PDF herunterladen
Die große Zahl umfasst lediglich die genehmigungspflichtigen Transporte mit so genannten Kernbrennstoffen. Hinzukommen viele hunderte weiterer Transporte mit radioaktiven Materialien, wie z.B. Uranerzkonzentrat z.B. aus den Uranminen in Namibia oder abgereichertes Uran, die keine Genehmigung vom Bundesamt für Strahlenschutz benötigen. Das ergibt sich aus der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Kleine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel, Fraktion DIE LINKE.
„Auf geheim gehaltenen Routen durchfahren teilweise hochgefährliche Atomtransporte über tausende von Kilometern täglich die Bundesrepublik. Mit ihnen geht das Risiko auf die Reise: Ein Unfall vor allem mit den Transporten von Uranhexaflurorid (UF6) könnte verheerende Folgen bis zum Tod vom Menschen haben. Eine extrem hohe Zahl von Atomtransporten mit diesem gefährlichen UF6 steht in Zusammenhang mit der Urananreicherungsanlage in Gronau.“ Zdebel weiter: „Skandalöserweise ist die Uranfabrik in Gronau vom Atomausstieg ausgenommen und darf ohne jede Befristung weiter Uranbrennstoff für den Weltmarkt herstellen. Fast jedes zehnte Atomkraftwerk auf der Welt bekommt seinen Brennstoff von der URENCO aus Gronau.“
In Gronau fallen durch die Anreicherung große Mengen Uran-Abfälle an. Eine Lagerhalle für 60.000 Tonnen dieses radioaktiven Abfalls soll demnächst in Betrieb gehen. Auch diese Atommülllagerung erfolgt ohne jede zeitliche Befristung.
Bevor das abgereicherte Uran in Gronau eingelagert werden kann, muss es von UF6 zu Urantrioxid (U3O8) umgewandelt werden. Diese Umwandlung erfolgt derzeit in Frankreich. Dadurch entstehen über viele tausende Kilometer viele weitere Atomtransporte von und nach Gronau. (Eine Auswertung dazu ist noch in Arbeit.)
Im Zusammenhang mit den Risiken bei Atomtransporten erinnerte der Bundestagsabgeordnete: „Der Großbrand des Atomfrachters Atlantic Cartier Anfang Mai 2013 im Hamburger Hafen hat das Risiko deutlich gemacht. Der brennende Frachter hatte neben Munition auch Uranhexafluorid an Bord. Nur wenige hundert Meter von der Unglückstelle entfernt, fand damals eine Großveranstaltung des evangelischen Kirchentags mit hunderten von Gästen statt. Wochenlang hielten die Hamburger Behörden geheim, welch brisantes Material die Atlantic Cartier an Bord hatte.“
Eine erste Auswertung der Daten, die die Bundesregierung in der Antwort der Kleinen Anfrage des Bundestagsabgeordneten übermittelt hat, ergibt, dass insgesamt 365 Atomtransporte mit Uranhexafluorid seit Anfang 2012 bis Mai 2014 stattgefunden haben. Neben der Uranfabrik in Gronau kommen und gehen genehmigungspflichtige UF6-Transporte auch in die ebenfalls zur URENCO gehörende Uranfabrik in Almelo, Niederlande oder stehen im Zusammenhang mit der zum französischen AREVA-Konzern gehörenden Brennelementefabrik in Lingen. Auch diese Anlage ist vom Atomausstieg ausgenommen und darf unbefristet Brennelemente für Atommeiler in aller Welt herstellen. (Insgesamt 451 Mal wird die Atomanlage in Lingen in Zusammenhang mit Atomtransporte im genannten Zeitraum aufgelistet. Der überwiegende Teil der Atomtransporte im Zusammenhang mit der Anlage in Lingen umfasst Urandioxid und frische Uranbrennelemente.)