Uranfabrik Gronau: Immer mehr Uran unter freiem Himmel
Ende Juli lagern 18.510 Tonnen hochgiftiges Uranhexafluorid unter freiem Himmel bei der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau (NRW). Das ergibt sich aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel, Sprecher für den Atomausstieg der Fraktion DIE LINKE (18/02253). Die eigentlich für dieses Jahr geplante Inbetriebnahme einer Lagerhalle wurde verzögert.
Lagerung und Transport von Uranhexafluorid sind riskant. Hubertus Zdebel: „Uranhexafluorid ist ein hochgefährlicher ätzender und radioaktiver Stoff. Die Behälter halten einem Feuer von 800 Grad nur maximal eine halbe Stunde stand. Nach einer Freisetzung entsteht Flusssäure, die Lungen verätzt und sogar Glas zerfrisst. Todesfälle in vielen hundert Metern Entfernung sind nicht ausgeschlossen.“
Ohne Begründung teilte die Bundesregierung mit, dass die neue Lagerhalle für 60.000 Tonnen Uran nun erst 2015 in Betrieb gehen soll. Außerdem werden künftig Atomtransporte von Gronau nach Großbritannien im Pendelverkehr stattfinden – möglicherweise über die Häfen in Bremen. Um das in großen Mengen in Gronau anfallende abgereicherte Uranhexafluorid (UF6) längerfristig lagerfähig zu machen, muss es zu Uranoxid (U3O8) umgewandelt werden. Dass soll künftig in Capenhurst, Großbritannien stattfinden. Dort geht 2016 eine entsprechende Konversionsanlage in Betrieb.
Der Betrieb der Urananreicherungsanlage in Gronau ist vom Atomausstieg ausgenommen. Sie verfügt über eine unbefristete Dauergenehmigung. Damit sind zahlreiche Atomtransporte von und nach Gronau verbunden: „Die Uranfabrik in Gronau ist wie eine Spinne im Netz der Atomtransporte. Der Atomausstieg muss auch für Gronau kommen“, fordert Zdebel.
Auch die neue Lagerhalle, deren Inbetriebnahme sich verzögert, verfügt über eine völlig unbefristete Genehmigung. Im Rahmen der Diskussionen um eine dauerhaft sichere Lagerung des anfallenden Atommülls in der sogenannten Endlagersuchkommission in Berlin spielt dieser Uranmüll aus Gronau bislang keine Rolle. Bürgerinitiativen in der Region befürchten daher, dass in Gronau ein „Endlager durch die Hintertür“ entstehen könnte.
Die Mengen an Uranhexafluorid, die in Gronau immer noch unter freiem Himmel lagern, wachsen an: Während Ende 2012 lediglich 6.700 Tonnen UF6 dort aufbewahrt wurden, sind es inzwischen 18.510 Tonnen. Weitere rund 13.000 Tonnen abgereichertes Uran lagern außerdem derzeit noch in Frankreich. Mit der Inbetriebnahme der neuen Lagerhalle wird auch dieses radioaktive Material als Uranoxid nach Gronau zurücktransportiert.
Die Antworten der Bundesregierung auf meine Schriftliche Kleine Anfrage finden sie hier (PDF)