Atomreaktor Jülich: Bloß nicht umkippen

Hier im AVR in Jülich ist der Atommüll erzeugt worden, dessen Lagerung heute nicht gesichert ist. Foto: Betreiber
Atomruine – total verstrahlt: Das Atomkraftwerk AVR in Jülich. Foto: Betreiber

Anti Atom Initiativen aus NRW warnen vor einem weiteren Experiment in der ehemaligen Atomforschungsanlage Jülich. Dort lagern nicht nur 152 Castorbehälter mit hochradioaktivem Atommüll in einer nicht ausreichend sicheren Lagerhalle. Nun soll auch noch der „mit 2100 Tonnen extrem schwere und hochgradig u.a. mit Strontium-90, Cäsium-137 und Kohlenstoff-14 radioaktiv belastete AVR-Atomreaktorbehälter neben dem Forschungszentrum Jülich (soll) ab Ende September/ Anfang Oktober in einem riskanten und weltweit einzigartigen Verladeverfahren gekippt und 300 m weiter in eine unsichere Billig-Lagerhalle transportiert werden und dort 60 Jahre oder länger bleiben.“ So heißt es in einer Pressemitteilung vom gestrigen Donnerstag. Die Initiativen fordern, das waghalsige Experiment zu stoppen und zunächst Alternativen zu prüfen.

„Nach einem jahrelang vertuschten schweren Störfall im Jahr 1978 ist nämlich nicht nur der Reaktordruckbehälter (RDB) bis heute stark verstrahlt, sondern auch der Boden darunter. Der RDB kann wegen der Verstrahlung nicht zerlegt werden. Das enorme Gewicht des RDB und seine extrem hohes strahlendes Inventar stellen ein großes Sicherheitsrisiko bei dem geplanten Manöver dar. Andere Möglichkeiten, die radioaktive Bodenbelastung z. B. durch chemische Reinigung des Bodens zu beseitigen, sind vom Betreiber nie ausreichend geprüft worden. Bis heute ist die Bevölkerung über die konkreten Zeitpläne, Kosten und Maßnahmen der Verladung und Sanierung nicht hinreichend informiert.

In dieser Woche wurden uns weitere Neuigkeiten zu diesem Debakel zugespielt. Offenbar ist der Reaktorbehälter nicht ausreichend dicht und wird bei der Lagerung ständig radioaktiven Kohlenstoff-14 emittieren, sodass jetzt heimlich eine zusätzliche Genehmigung dafür beantragt werden musste. Weiterhin deuten sich Zusatzkosten bei der geplanten Bodensanierung in dreistelliger Millionenhöhe an. Wir fordern weitere Informationen.

Außerdem fragen wir, warum das vorgesehene Lager für den Reaktorbehälter den Sicherheitsanforderungen genügen soll, wenn andererseits nach Aussagen der Landesregierung ein Castorenlager in Jülich wegen Erdbebengefahr und Bodenverflüssigung nicht möglich sein soll.

Wir fordern Bundesregierung, NRW-Landesregierung, Forschungszentrum Jülich und AVR/EWN auf, zunächst eine umfassende Prüfung von Alternativen zur riskanten Verlagerung des stark verstrahlten Druckbehälters durchzuführen. Dazu muss die Verlagerung ausgesetzt werden. An dieser Alternativen-Prüfung muss die Bevölkerung intensiv beteiligt werden.

Wir weisen sie auf den Sonntagsspaziergang am 21.09.14 um 14:00 ab der Haltestelle „Forschungszentrum“ zum Tor des FZJ hin zu dem Anti Atomgruppen aus der ganzen BRD aufrufen. Zeitgleich findet ein Sonntagsspaziergang am Atommüllzwischenlager Ahaus statt.“

Unterzeichner:

AKW Nee Gruppe Aachen

Anti-Atom Bonn www.antiatombonn.de

Anti-Atom Euskirchen www.antiatomeuskirchen.blogsport.de

AAPK, Anti_Atom_Plenum Köln

Dirk Seifert

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