Hochradioaktiver Atommüll in Jülich: Castor-Verladekran ist Sanierungsfall – Instandsetzung ohne Genehmigung begonnen

Wohin mit dem Atomerbe aus dem AVR Jülich? Hauptsache schnell weg. Foto: Betreiber
Eine unendliche Geschichte von Pannen und Mauscheleien. Der Atomreaktor AVR im Forschungszentrum Jülich. Foto: Betreiber

Weil selbst der Verladekran im Atommülllager des Forschungszentrum Jülich ein Sanierungsfall ist, wird es vor Ende 2016 keine Atomtransporte mit hochradioaktiven Brennelementen geben. Weder nach Ahaus, noch in die USA. Das geht aus einem jetzt bekannt gewordenen Detailkonzept (PDF) hervor, das die Betreiber der Atomaufsicht im rot-grünen NRW Ende Oktober vorgelegt haben. Demnach haben die Betreiber mit der Sanierung der Krananlage bereits begonnen, obwohl eine Genehmigung für die erforderlichen Umbauten und Sanierungen noch gar nicht vorliegt. 152 mit hochradioaktivem Atommüll beladene Castor-Behälter lagern in der staatlichen Forschungsanlage in Jülich.

Weil der Betreiber für das bestehende Atommülllager den Nachweis ausreichender Erdbebensicherheit bis heute nicht erbringen konnte, soll nach einer Weisung der Atomaufsicht in NRW nun die Räumung erfolgen. Dafür sollte das Forschungszentrum ein Konzept vorlegen.

Wie schlampig es in Jülich seit vielen Jahren zugeht, zeigt sich nun auch daran: Die Brückenkrananlage für eine Verladung der Castorbehälter ist ein Sanierungsfall und muss repariert werden.

Bevor es auch nur irgendeinen Atomtransport in Jülich geben kann, muss die „50-Tonnen-Brückenkrananlage in der Verladehalle der Abfallzellen abgeschlossen sein“, berichten die Betreiber. Dazu müssen neue Sicherheitsanforderungen zum Beispiel der Entsorgungskommission eingebaut werden, die die Anlage bis heute nicht erfüllt. Zwei Varianten zur Nachrüstung und Sanierung haben die Betreiber prüfen lassen und sich für diejenige entschieden, die schneller durchführbar ist.

Im Detail-Konzept schreibt das FZJ: „Mit der Umsetzung der Ertüchtigung wird bereits vor der Erteilung der Genehmigung begonnen, obwohl die Genehmigungsbehörde ausdrücklich darauf hinweist, dass die Anforderungen an die Nachrüstung erst nach der Erteilung rechtssicher vorliegen /13/. Zeitersparnis: etwa 1 Jahr, bereits durch das Forschungszentrum veranlasst.“

Durch diese Maßnahme könnten die Reparaturarbeiten um ein Jahr verkürzt werden.  Dennoch: Erst „Ende 2016 (ist) mit dem Beginn der Räumung zu rechnen“ schreiben die Betreiber im Detail-Konzept. Als Fazit heißt es: „Damit kann die für die Abfertigung von Behältern erforderliche Nachrüstung der Krananlage innerhalb von ca. 26 Monaten (ab 01.10.2014) abgeschlossen werden. Der zeitliche Ablauf ist im Rahmenterminplan (Abbildung 1) dargestellt. Der erste Behälter könnte danach Ende 2016 abgefertigt werden“ (S. 7)

Für die Räumung des Lagers hat das FZJ drei Varianten untersucht. Der Neubau einer Lagerhalle am Standort/Jülich, der Abtransport in das Zwischenlager nach Ahaus und der – offenbar favorisierte – Export in die USA. Bei vielen Beobachtern aber ist der Eindruck, dass vor allem die US-Option favorisiert wird. Im Bundeshaushalt sind dafür bereits rund 65 Mio. Euro in 2015 eingeplant. Bis 2018 ist ein Betrag von rund insgesamt 250 Mio. Euro vorgesehen. Für die andere Variante sind entsprechende Haushaltsmittel bislang nicht berücksichtigt.

ZeitbedarfRaeumungJuelich
Detailbericht der Betreiber FZJ: Zeitplan für die Räumung des maroden Atommülllagers.

Über weitere Planungen, die im Detail-Konzept an das Ministerium gereicht wurden, berichtet die Aachener Zeitung: Forschungszentrum Jülich: Atommüll-Transport in die USA bleibt Favorit. Dort heißt es mit Blick auf die im Bericht dargestellten Optionen zum weiteren Umgang mit dem Atommüll in der Forschungsanlage Jülich zusammenfassend: „Knapp 200 Kilometer beträgt die Entfernung zwischen dem Forschungszentrum Jülich (FZJ) und dem Zwischenlager in Ahaus. Bis zur Nuklear-Einrichtung „Savannah River Site“ (SRS) im US-Bundestaat South Carolina sind es 7100 Kilometer. Dennoch kann etwas von Jülich aus schneller in South Carolina als in Ahaus sein. Hoch radioaktiver Müll zum Beispiel.“

Dirk Seifert

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