Atommüll Endlager Suche – Wolfram König: “Es geht aber nicht darum, einen Konsens zu schaffen”

Atommüll Endlager Suche – Wolfram König: “Es geht aber nicht darum, einen Konsens zu schaffen”

Neustart bei der Endlager-Suche für hochradioaktive Abfälle? Die müsse, als Konsequenz aus den Erfahrungen in Gorleben, in einem gesellschaftlichen Konsens erfolgen, hieß es nach Fukushima und bei Verabschiedung des Standortauswahlgesetzes, mit dem eine ergebnisoffene und vergleichende Suche nach einem “Endlager” für hochradioaktiven Atommüll neu gestartet werden sollte. Jahrzehntelang war einseitig versucht worden, Gorleben mit aller Staatsgewalt durchzusetzen. Jetzt sagt Wolfram König, Chef des neuen “Bundesamts für kerntechnische Entsorgungssicherheit”, der Osnabrücker Zeitung vor dem Hintergrund der laufenden Novellierung des Standortauswahlgesetzes: “Wir sind in einem Prozess und auf der Suche nach dem richtigen Weg. Es geht aber nicht darum, einen Konsens zu schaffen.”

Wolfram König ist seit fast zwei Jahrzehnten mit den Atommüllbergen befasst. Seinerzeit in Sachsen-Anhalt als Staatssekretär mit dem “Endlager” Morsleben, danach als Chef des Bundesamts für Strahlenschutz auch für Gorleben, den Schacht Konrad und die ASSE zuständig. In der Atombranche war er lange Zeit eine Art “rotes Tuch”, wurde massiv angegriffen, weil er angeblich beim Ausbau des Schacht Konrads für willkürliche Verzögerungen sorgte und auch bei anderen Atommüll-Projekten höhere Anforderungen stellte, als der Atomwirtschaft lieb war.

Als das einsturzgefährdete Atommülllager in der ASSE 2009 an das Bundesamt für Strahlenschutz übergeben und dem Atomrecht unterworfen wurde, waren viele AtomkritikerInnen auch aus der Region voller Hoffnung, dass sich die Vorgehensweisen zur dann auch per Gesetz geforderten Rückholung der ASSE-Abfälle deutlich verbessern würden. Inzwischen ist der installierte Begleitprozess in mächtiger Schräglage und Wolfram König und sein Bundesamt in der Kritik.

Der Osnabrücker Zeitung gab Wolfram König nun Ende Februar ein Interview zur Endlager-Suche. “Seine Themen sind die Asse oder Gorleben und Schacht Konrad: Seit März 1999 leitet Wolfram König das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter. Als neuer Chef des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) ist er bald für ein Jahrtausendprojekt zuständig: das Endlager für Atommüll”, steht zur Einleitung.

In dem Interview geht es zunächst um eine Skizze, vor welchen Problemen wir mit dem Atommüll nach der beschlossenen schrittweisen Stilllegung der Atomkraftwerke stehen und welche geologisch-technischen Anforderungen an eine unterirdische Atommülllagerung zu stellen sind, da es um die höchst mögliche Sicherheit gehen muss. Dann kommt die OZ auf die Frage zu sprechen, wie Betroffene und die Öffentlichkeit reagieren könnten.

König stellt fest: “Das Verfahren muss nachvollziehbar und transparent sein, damit die Region, die am Ende in den Fokus genommen wird, Sicherheit hat: Da wurde alles abgewogen. Wir werden nach einem klaren, vorgegebenen System schrittweise vorgehen, Kriterien offenlegen, bevor wir unter Tage suchen. Das ist Voraussetzung dafür, dass man am Ende ein Endlager durchsetzen kann.”

Für ihn ist klar, dass Bürgerbeteiligung in diesem Verfahren großgeschrieben werden muss, aber man müsse “aufpassen, dass staatliche Aufgaben beim Staat bleiben. Die Verantwortung für die Sicherheit kann und darf nicht delegiert werden.”

Auf die Frage: “Sobald der Name einer Region fällt, werden die Menschen dort nicht nur kommunizieren, sondern auch beeinflussen wollen …” sagt König dann: “Wir sind in einem Prozess und auf der Suche nach dem richtigen Weg. Es geht aber nicht darum, einen Konsens zu schaffen” und erklärt auf Nachfrage zum Konsens weiter: “Es ist nicht das primäre Ziel. Mit dem Standortauswahlgesetz wollen wir einen Standort finden, der nach wissenschaftlichen Kriterien die bestmöglichen Bedingungen bietet. Am Ende wird es aber kaum eine Zustimmung aller gesellschaftlichen Gruppen geben.”

Für König ist klar: “Es wird vermutlich in der Bundesrepublik keine Region geben, in der die Betroffenen sich nicht wehren. Entscheidend ist, dass sie sich nicht über den Tisch gezogen fühlen. Wenn die Suche transparent, offen und nachvollziehbar ist, wird das hoffentlich zu mehr Bereitschaft zur Übernahme von Lasten führen, die wir nicht anders aus der Welt schaffen können.”

Und auf die Frage, was denn wäre, wenn es diese Bereitschaft nicht gäbe, stellt er fest: “Es wäre blauäugig zu glauben, man könne bei dieser jahrzehntelang hochumstrittenen Technologie hundertprozentige Übereinstimmung herstellen. Aber es geht um Verantwortung auch mit Blick auf alle folgenden Generationen. Wir können das Problem nicht lösen, indem wir die Augen zumachen.”

Dirk Seifert

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