AKW Brokdorf: Atomrisiken, Stromnetz-Verstopfer und noch mehr Atommüll – MdB Zdebel bei Veranstaltung am 10. April in Itzehoe
Am ersten April hat E.on/PreussenElektra das AKW Brokdorf zur jährlichen Revision vom Netz genommen. Erst Ende 2021 ist die endgültige Abschaltung vorgesehen. Die sofortige Stilllegung fordern am 22. April aus Anlass des Tschernobyl-Jahrestages die Initiatoren der „6. Protest- und Kulturmeile“ vor dem AKW. Auf Einladung der Initiative „Brokdorf akut“ und dem Kreisverband DIE LINKE Steinburg (PDF) ist der MdB Hubertus Zdebel (Fraktion DIE LINKE) am 10. April Gast auf einer Veranstaltung im „Cafe Schwarz“ in Itzehoe (ab 19 Uhr).
Grundsätzlich bleibt auch im AKW Brokdorf das Risiko schwerster Unfälle bis hin zum Super-Gau bestehen und obwohl die dauerhafte Lagerung radioaktiver Abfälle bis heute völlig ungeklärt ist, wird weiterhin hochradioaktiver Atommüll erzeugt.
Rostige Brennelemente
Im letzten Jahr wurden im Zuge des Brennelementewechsels und notwendiger Reparaturen im AKW Brokdorf stark verrostete Brennelemente gefunden, für deren Entstehung es bis heute keine abschließende Ursachenklärung gibt. Dennoch durfte der Reaktor mit einigen Auflagen wieder ans Netz. So wurde die Leistung geringfügig reduziert und dem AKW vorgeschrieben, Leistungsanpasungen langsamer zu vollziehen, als es bislang von E.on/PreussenElektra gemacht wurde.
Um die Rostbildung zu reduzieren, wurde außerdem die Einspeisung von Wasserstoff erhöht. Dadurch aber verspröden die Hüllrohre der Brennelemente schneller, was später bei der Zwischen- und Endlagerung Probleme verursachen könnte. Ob diese Maßnahmen die Rostbildung an den Brennelementen reduzieren wird, wird sich nun herausstellen müssen. Die Initiative „Brokdorf akut“ kritisiert die grün geführte Atomaufsicht, dass ihr wichtige Gutachten zur Rostbildung nicht zugänglich gemacht werden.
Weiterer Atommüll aus Sellafield
Außerdem laufen derzeit die Vorbereitungen, um bis zu sieben weitere Castor-Behälter mit Atommüll aus der Wiederaufarbeitung (WAA) im britischen Sellafield in das Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle am AKW Brokdorf zu transportieren. Einen entsprechenden Genehmigungsantrag hat der Betreiber beim Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) gestellt.
Trotz des Umstands, dass nun verglaster Atommüll und nicht wie bisher abgebrannte Brennelemente in das Zwischenlager sollen, ist davon auszugehen, dass das BfE keine atomrechtliche Öffentlichkeitsbeteiligung im Genehmigungsverfahren anordnen wird.
Dabei gehen von diesem speziellen Atommüll und den andersartigen Behältern, die zum Transport und zur Lagerung eingesetzt werden, andere Gefahren aus. Während die Castoren mit abgebrannten Brennelementen im Falle von Undichtigkeiten im benachbarten Reaktor repariert werden könnten, ist dies bei den verglasten Abfällen nicht möglich. Diese dürfen nicht mit Wasser in Kontakt kommen. Damit fehlt in Brokdorf für diese Abfälle eine Reparaturmöglichkeit im Falle defekter Deckel-Dichtungen. Die Nachrüstung einer dafür geeigneten Heißen Zelle ist im Zwischenlager Brokdorf nicht vorgesehen. Laut Angaben des AKW-Betreibers wird davon ausgegangen, dass der Transport der Sellafield-Castoren nicht vor dem Jahr 2020 stattfinden soll. Zu diesem Zeitpunkt dürfte die Lagerung aller Arten von Atommüll entsprechend den neuen Regelungen in staatliche Kontrolle übergegangen sein und PreussenElektra nicht mehr für die Sicherheit und Kosten der Lagerung haften.
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Erneut bedeutet die Einlagerung der Sellafield-Abfälle einen Wortbruch: Bei der Genehmigung Mitte der 2000er Jahre war zugesagt worden, dass nur radioaktive Abfälle, die vor Ort erzeugt würden, im Standort-Zwischenlager Brokdorf eingelagert werden dürften. Vattenfall ist mit 20 Prozent am AKW Brokdorf beteiligt.
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Neues Zwischenlager für leicht- und mittelradioaktiven Atommüll
Da sich die Inbetriebnahme des geplanten „Endlagers“ im Schacht Konrad in Salzgitter immer weiter verzögert, wird in Brokdorf wie an vielen anderen AKW-Standorten auch ein neues Zwischenlager für leicht- und mittelradioaktiven Atommüll entstehen.
Brokdorf ist Netz-Verstopfer für Erneuerbare
Das AKW Brokdorf liegt – wie auch das AKW Emsland in Lingen – in einem Netzausbaugebiet und blockiert mit seinem Atomstrom den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Norddeutschland. Im Falle von Netzengpässen werden Windanlagen verstärkt abgeschaltet, das AKW aber bleibt mit einer hohen Leistung online. Eine für die Energiewende sinnvolle frühere Abschaltung der AKW ist jedoch von der Bundesregierung nicht vorgesehen. Auch die Möglichkeit, erforderliche Strommengen-Übertragungen für das AKW Brokdorf zu verweigern, soll nicht eingesetzt werden, um eine frühere Stilllegung zu erreichen. Das zeigte jüngst die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von MdB Hubertus Zdebel.