Hochradioaktiver Atommüll ungelöst: Endlagerstandort bis 2031 „nicht mehr realistisch“, sagt oberster Atommüll-Aufseher. Keine atomare Laufzeitverlängerung!
Während in der Bundesrepublik eine nahezu fanatische Debatte über eine Atomlaufzeitverlängerung von Medien und Interessengruppen im Sommerloch vorangetrieben wird, bleibt der Umgang mit den radioaktiven Abfällen ein Desaster. Der Chef des für die Atommüll-Endlagersuche zuständigen „Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung“ (BaSE), Wolfram König, hat jetzt mit Blick auf das gegenwärtige Standort-Suchverfahren eingeräumt: „Heute muss ich konstatieren, dass ich das Ziel 2031 für nicht mehr realistisch halte.“ Bis zu diesem Zeitpunkt – so steht es im Gesetz – solle endlich ein Standort für ein Endlager für die hochradioktiven Abfälle gefunden sein. 50 Jahre nach dem Einstieg in die Atomstromerzeugung ist der dauerhaft sichere Umgang mit der radioaktiven Erblasst immer noch ungelöst. Nach der Standortauswahl wird mit einer Bauzeit von rund 20 Jahren gerechnet, bis der erste Atommüll in das unterirdische Lager gefahren werden könnte. Zahlreiche Experten hatten diesen Zeit-Plan schon vor Jahren als unrealistisch eingestuft. Eine Inbetriebnahme nicht um 2050, sondern möglicherweise erst 2080 hatten Fachleute als realistisch bezeichnet. Hochradioaktiver Atommüll wird also noch für viele Jahrzehnte in 15 oberirdischen Zwischenlagern bleiben. Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der wachsenden Terrorgefahren ein enormes Risiko. Auch vor diesem Hintergrund warnt Wolfram König vor einer Laufzeitverlängerung bei den Atomkraftwerken.
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Fakten zum Ablauf der Endlagersuche müssen jetzt auf den Tisch
In verschiedenen Medien wird König folgendermaßen zitiert: „König hat zudem erhebliche Zweifel am Zeitplan für die Suche nach einem Standort für ein Atommüllendlager in Deutschland. Bis zum Jahr 2031 soll laut Gesetz die Entscheidung für einen Endlager-Standort gefallen sein, damit ab 2050 die Lagerung beginnen kann. „Mein Bundesamt hat gegenüber dem mit der Standortsuche beauftragten Unternehmen immer wieder den Fortschritt im Verfahren angemahnt, damit der gesetzlich festgelegte Zeitplan eingehalten wird.““ (Tagesschau)
- Das Bundesamt informiert auf seiner Homepage über die Debatte und die Risiken einer nuklearen Laufzeitverlängerung.
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Die Ansage von König stellt massive Fragen an das laufende Suchverfahren und die Arbeit sowohl seines Bundesamts als auch der mit der Umsetzung beauftragten Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Denn nun sind Behörde und Unternehmen gefordert, sich endlich öffentlich und transparent zum Verfahrenstand zu äußern. Transparenz und Öffentlichkeitsbeteiligung sind im Standortauswahlgesetz mit großer Bedeutung festgeschrieben, damit skandalöse Abläufe wie beim damals politisch beeinflussten Gorleben-Verfahren sich nicht wiederholen können.
Auch das Nationale Begleitgremium (NBG) ist nun gefordert. Das Gremium überwacht mit gesetzlichem Auftrag das Verfahren. Nach der Ansage von König ist es nun Zeit für einen echten Faktencheck, wo das Verfahren tatsächlich steht. Vor allem die Behörde von König ist in den letzten Jahren immer wieder massiv in der Kritik, die Öffentlichkeitsbeteiligung eher zu hintertreiben. Aber auch die BGE steht immer wieder in der Kritik, die tatsächlich laufenden Dinge nicht transparent zu machen.
Deutlich längere oberirdische Zwischenlagerung
Nicht nur das Suchverfahren selbst ist jetzt zu beleuchten. Klar wird, dass die Zwischenlagerung der hochradiaktiven Abfälle sich also um viele Jahre verlängern wird und damit deren Sicherheit auf den Prüfstand muss. Die zuständige Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung hat bereits ein Forschungsprogramm entwickelt und veröffentlicht. Aber das wird massiv von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen als unzureichend kritisiert. Im September will die BGZ darüber auf einer Veranstaltung in Essen diskutieren.
Gleich anschließend ist das NBG auf einer zweitägigen Veranstaltung am Zwischenlager in Ahaus unterwegs, wo hochradioaktiver Atommüll lagert. Bereits Mitte der 2030er Jahre läuft die Genehmigung der alten Lagerhalle der ersten Generation aus. Hier wie in Gorleben und anderen Zwischenlagern ist die Frage: Was braucht es in Sachen Sicherheit und Terrorschutz, wenn diese oberirdische Lagerung nicht wie ehemals 40 sondern gar 100 Jahre dauern könnte. Die BI Lüchow-Dannenberg fordert z.B. angesichts der wachsenden Kriegs- und Terrorgefahren, verbunkerte Lagerhallen. Der BUND hat einen Teil seiner Kritik am Forschungsprogramm auch in die Einwendung bzw. Stellungnahme zum Neubau eines Zwischenlagers in Lubmin geschrieben. Von Medien wenig beachtet wird in Lubmin wegen der fehlenden Terrorsicherheit der bestehenden Lagerhalle ein Neubau erforderlich. Mit dem Erörterungstermin wird nach dem Sommer gerechnet. Siehe dazu die folgenden Links:
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