Gewinn fürs Gemeinwohl und die Energiewende: Rekommunalisiertes „Stromnetz Hamburg“ investiert.
Kommunal, Öffentlich und Gemeinwohl statt Konzern und Privat. Zehn Jahre nach der Rekommunalisierung per Volksentscheid hat „Stromnetz Hamburg“ einen Gewinn von fast 90 Millionen Euro in die Gemeinschafts-Kasse der Hansestadt Hamburg eingezahlt und mit fast 500 Millionen Euro ein hohen Betrag zum Ausbau des Stromnetzes investiert. Damit trägt das kommunale Stromnetz-Unternehmen – früher im Besitz von Vattenfall – nicht nur zur Energiewende bei, sondern deutlich auch zur regionalen Wertschöpfung. Angebunden an Senat und Bürgerschaft hat Hamburg nach der Rekommunalisierung sowohl beim Stromnetz als auch in den weiteren Unternehmen für das Gasnetz und die zuletzt von der Stadt übernommenen Hamburger Energie Werke – vor allem mit der Fernwärme und den dazu gehördenden Kraftwerken samt Strom – erheblichen Gestaltungsraum in der Energie- und Klimapolitik zurückgewonnen. Damals gegen Mehrheiten in der Bürgerschaft (SPD, CDU, FDP) sowie der Handelskammer.
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Selbst die Tagesthemen berichten über das Thema Stromnetz Hamburg: „Die Stadt hatte das Stromnetz nach einem Volksentscheid rückwirkend zum 1. Januar 2014 wieder komplett von dem Versorger Vattenfall übernommen und dafür mehr als 610 Millionen Euro gezahlt. Seither seien insgesamt gut 434 Millionen Euro an Gewinnen an die Stadt geflossen.“ Weiter berichtet das ARD-Format: „Die Stadt Hamburg investiert Rekordsummen, um das Stromnetz in der Hansestadt fit für die Energiewende zu machen. Für 2022 weist der am Freitag veröffentlichte Geschäftsbericht Investitionen von fast 320 Millionen Euro aus. Das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahr und 171 Prozent mehr als noch 2016. Unter dem Strich blieb im vorigen Jahr ein Gewinn von 89,8 Millionen Euro, der an die Hansestadt abgeführt wird.“ Hamburg strebe an, die Leitungskapazität zu verdoppeln, um den notwendigen Hochlauf für die Erneuerbare Energiewende zu bewerkstelligen.
- Geschäftsbericht und andere Informationen zur Pressekonferenz sind bei Hamburg Stromnetz direkt hier online. Hier sind die Berichte auch direkt als PDF zum download: Geschäftsbericht 2022, Nachhaltigkeitsbericht 2022, Präsentation PK 2022 Geschäftsbericht. Hinweis: a.) Die Berichte sind in 2023 verfasst, betrachten aber das Geschäftsjahr 2022 – bitte bei der Beschriftung der PDF beachten! b.) Die rekommunalisierten Energienetz-Unternehmen sind eingeglieder in die Hamburger Gesellschaft für Vermögensverwaltung – HGV. Das ist sowas wie die Gesamtholding der öffentlichen Unternehmen der Hansestadt Hamburg. Dort wird die Ver- und Entsorgung der Hansestadt in Jahresberichten veröffentlicht. Hier z.B. eine Zusammenschau aus 2015: Ökonomie der Energienetze – Rekommunalisierung lohnt sich: Mehr Investitionen, sichere Arbeitsplätze und wirtschaftliche Gewinne
Nicht nur wirtschaftliche Impulse sind nach der Rekommunalisierung der Energienetze in Hamburg zu verzeichnen, nachdem Vattenfall und E.on 2013 nach den Volksentscheid „Unser Hamburger Unser Netz“ verloren hatten. Mit der Rekommunalisierung haben Senat und Parlament bei der Energiepolitik auch wichtig Instrumente zur Steuerung und Gestaltung zuückgewonnen, die allein mit gesetzgeberischen Möglichkeiten auf Landesebene nicht machbar wären. Vor allem wird damit die Energie- und Klimapolitik in Hamburg auch wieder einer demokratischen Gestaltung und Mitsprache unterzogen, die nach der Privatisierung von Strom- und Gas-Geschäft mit den damaligen HEW und HeinGAS abhanden gekommen waren.
Nach dem Volksentscheid, der massiv bekämpft worden war, hatte der Senat schrittweise zunächst das Stromnetz von Vattenfall und das Gasnetz von E.on wieder übernommen. Erst 2019 folgte dann die Übernahme der Fernwärme von Vattenfall. Zuvor hatte SPD-Finanzsenator Andreas Dressel (früherer Fraktionsvorsitzender unter dem damaligen Bürgermeister Olaf Scholz) noch mal für massive Konflikte gesorgt, weil es unmittelbar vor dem Rückkauf auf vermeintliche Haushalts-Probleme hingewiesen hatte, die sich aber als vollkommen Haltlos erwiesen. Schon in der Auseinandersetzung über die Rekommunalisierung hatte die damalige SPD-Spitze und Scholz und Dressel immer wieder Kostenargumente ins Feld geführt, um die Netze bei Vattenfall und E.on zu belassen.
Dokumentation: 26.05.2023 – Stromnetz Hamburg präsentiert positives Ergebnis für 2022
Das ambitionierte Investitionsprogramm setzt sich auch in den kommenden Jahren fort. Veränderte Kundenanforderungen verbunden mit einem zukünftig erhöhten Strombedarf durch neue Verbraucher, zeigt die Dringlichkeit zukünftiger Infrastrukturprojekte in Hamburg
- 89,8 Millionen Euro Geschäftsergebnis
- 496,9 Millionen Euro in Erhalt und Ausbau der Netzinfrastruktur und Messeinrichtungen
- Neuer Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht 2022
Gutes Geschäftsergebnis für 2022
Das letzte Geschäftsjahr war aufgrund bekannter Rahmenbedingungen, wie Pandemie, Ukraine-Krieg und der damit verbundenen Energiekrise herausfordernd, verlief aber wirtschaftlich für Stromnetz Hamburg positiv. Das Unternehmen führt seinen Gewinn von 89,8 Millionen Euro in vollem Umfang an die Hamburg Energienetze GmbH und somit an die Stadt Hamburg ab. Ein besonderes Augenmerk liegt weiterhin auf dem Mittel- und Hochspannungsnetz. 496,9 Millionen Euro flossen im letzten Jahr in den Erhalt und den Ausbau der Netzinfrastruktur sowie deren Digitalisierungsgrad. Der neue Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht spiegeln hierzu bedeutende Aktivitäten aus dem Jahr 2022 wider und zeigen die Veränderungen im Verteilungsnetz und damit im Energiesektor allgemein auf.
Netzseitige Umsetzung der Energie- und Wärmewende
Als kommunales Unternehmen unterstützt Stromnetz Hamburg die energie- und umweltpolitischen Ziele der Stadt Hamburg. Dazu gehört auch die städtische Klimaschutz-Strategie, die weiterhin eine Anpassung der gegenwärtigen Stromnetzstruktur erfordert. Um der energiepolitischen Entwicklung gerecht zu werden, treibt das Unternehmen, als wesentlicher Akteur der urbanen Energiewende, den Aus- und Umbau auf allen Spannungsebenen voran. Die Prognosen für die nächsten Jahren zeigen einen deutlichen Lastanstieg über alle Kundengruppen hinweg. Die Laststeigerungen werden einerseits getrieben durch die Umsetzung einer nachhaltigen Mobilitäts- und Wärmewende, insbesondere durch den Anschluss von Ladesäulen sowie Wärmepumpen. Andererseits sieht das Unternehmen bereits heute im größeren Umfang Anfragebegehren von Großkunden für hohe Leistungen: Flottenbetreiber, Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Elektrolyseanlagen. Diesem enormen Lastanstieg begegnet das Unternehmen weiterhin durch kontinuierlich steigende Investitionen in das Netz.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: “Auch in diesem Jahr kann die Stromnetz Hamburg erneut ein sehr gutes Jahresergebnis vorweisen.
Passend zum zehnjährigen Jubiläum des Volksentscheides zum Rückkauf der Netze unterstreicht dieses Ergebnis die damalige Entscheidung zum Rückkauf der Energieinfrastrukturen. Mit dem kommunalen Unternehmen Stromnetz Hamburg haben wir einen zuverlässigen Partner an unserer Seite, der die Bedeutung und Dringlichkeit der Energiewende in unternehmerisches Handeln umsetzt und bereit ist, sich den energiepolitischen Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Stromnetz Hamburg ist mehr denn je ein unverzichtbarer Partner für unsere Stadt und sichert nachhaltig das Wachstum und den Wohlstand Hamburgs. Im vergangenen Jahr haben wir erhebliche Investitionen in den Erhalt und Ausbau unserer Netzinfrastruktur getätigt – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2021. Dieses Klima- bzw. Energiewendenetz der Zukunft muss in der Lage sein, den zunehmend dezentral erzeugten Strom aufzunehmen und zu transportieren. Es muss außerdem in der Lage sein, Lastspitzen, die beispielsweise durch E-Mobilität, Wärmepumpen oder die Wasserstoffwirtschaft entstehen, intelligent zu steuern. Der andauernde Konflikt in der Ukraine mahnt uns, weiterhin Energie zu sparen und uns durch die Nutzung erneuerbarer Energien unabhängiger von Energieimporten zu machen. Die Begrenzung des Klimawandels und die Bewältigung seiner Folgen sind unsere zentralen Herausforderungen für die Zukunft.“
Dr. Andreas Cerbe, Geschäftsführer und Sprecher der Stromnetz Hamburg GmbH: „Auch in diesem Jahr können wir uns über solide Bilanzzahlen freuen. Unser Ergebnis zeigt, dass wir auf einem robusten Fundament stehen und für eine erfolgreiche Zukunft gerüstet sind. Dabei sind die getätigten Investitionen ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass wir den Anforderungen an die zukünftige Energieversorgung gerecht werden können. Die Energielandschaft befindet sich auf allen Ebenen im Umbruch und hat mit der Energie- und Wärmewende noch einmal einen deutlichen Schub erfahren. Das bedeutet für uns als netzverantwortliches Unternehmen eine enorme Herausforderung und ein Kraftakt für unsere Belegschaft und Dienstleistungspartner. Wir benötigen für den Transformationsprozess die Unterstützung sämtlicher Akteure, die notwendig ist, um die richtige Balance zwischen Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit zu finden. Die jetzigen ambitionierten Aufgaben können aber nur gemeinschaftlich gestemmt werden. Noch vorhandene Hürden und Hemmnisse müssen wir gemeinsam aus dem Weg räumen. Planungs- und Umsetzungsprozesse müssen flexibilisiert werden. Nur mit einem breiten gesellschaftlichen Konsens wird der Umbau der Stromnetze gelingen.“
Handlungsschwerpunkte
Die wesentlichen Erfolgsfaktoren für die Transformation einer übergreifenden Energieversorgung sind ein intelligentes, leistungsfähiges und sicheres Netz. Dazu gehört seit einigen Jahren auch die genaue Betrachtung von Folgen des Klimawandels und die Auswirkungen von Extremwetterereignissen auf das Stromnetz. Hierzu sind bereits Strategien und Maßnahmen entwickelt worden, um das Netz resilient aufzustellen. Damit rückt eine noch vorausschauendere Netzausbaustrategie ins Zentrum der künftigen Ausrichtung. Demzufolge müssen proaktive Erweiterungsinvestitionen, insbesondere im Hoch-spannungsnetz, vorgenommen werden, damit ein höherer Energietransport aus dem Übertragungs- ins Verteilungsnetz möglich wird. Als Schlüsselkomponenten sind die zahlreichen Umspannwerke zu benennen. Sie ermöglichen mit ihrer Funktion, auf den dynamisch wachsenden Energiebedarf in der Mittel- und Niederspannungsebene ausreichend zu reagieren. Darüber hinaus erfordert das neue Energiesystem deutlich mehr intelligente Steuerungsmöglichkeiten im Netz als bisher. Stromnetz Hamburg hat das vor vielen Jahren erkannt und arbeitet sehr erfolgreich an entsprechenden Lösungsansätzen, wie z. B. automatisierte und intelligente Netzstationen.
Fachkräftesicherung
Für einen sicheren Betrieb des Stromverteilungsnetzes bedarf es ausreichend qualifizierten technischen Personals. Derzeit ist der Personalbestand weiterhin steigend, obwohl sich die Besetzung freiwerdender Stellen zunehmend schwierig darstellt. Um dem Fachkräftemangel begegnen zu können, haben wir unsere Ausbildungsplätze pro Jahr von 35 auf 43 Plätze aufgestockt. Dazu sind neue Berufsbilder entstanden, wie der Industrieelektriker*in mit Qualifikation zur Fachkraft für Solartechnik. Das heißt, dringend benötigtes Personal für das Solarhandwerk und den deutlich höheren Bedarf im Bereich der erneuerbaren Energien.
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2019 Fernwärme wieder kommunal – Dokumentation:
Wärme Hamburg als städtische Fernwärmegesellschaft gestartet
Hamburg, 03.09.2019
Bild: Vor dem Rathaus: Andreas Dressel, Isabella Niklas, Jens Kerstan, Michael Beckereit, Christian Heine vor Elektrofahrzeugen aus dem Fuhrpark der Wärme Hamburg
Die Wärme Hamburg ist am 3. September offiziell als Fernwärmegesellschaft der Stadt Hamburg gestartet. Zuvor hatte die HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH (HGV) am 2. September den notariellen Kaufvertrag über den Erwerb der restlichen 74,9 Prozent der Anteile an der Vattenfall Wärme Hamburg GmbH unterzeichnet. Damit ist der Fernwärmekauf vollzogen – mit wirtschaftlicher Rückwirkung zum 1. Januar 2019. Mit den Unterschriften unter den Kaufvertrag ist die Umsetzung des Volksentscheids von 2013 abgeschlossen. Alle drei Netzgesellschaften für Strom, Gas und Wärme sind damit in den Konzernverbund der HGV integriert.
Pressekonferenz im Rathaus – Stadt Hamburg, Vattenfall und Arbeitnehmerseite ziehen positive Bilanz
In einer Landespressekonferenz gaben die Senatoren Andreas Dressel und Jens Kerstan von Seiten der Stadt Hamburg die Unterzeichnung und den Vollzug des Kaufvertrags bekannt. Finanzsenator Dressel betonte, dass mit der Unterschrift unter den Kaufvertrag der Volksentscheid von 2013 nun vollständig umgesetzt sei. Er dankte den Verantwortlichen bei Vattenfall – die er als harte und faire Verhandlungspartner im Prozess einer insgesamt anspruchsvollen Übernahme kennengelernt habe. An die Adresse der „sehr engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ richtete er herzliches Willkommen im Konzern Hamburg. Für die Weiterentwicklung der Fernwärmeversorgung gebe es zwar noch eine Menge Arbeit, das Haus sei aber gut aufgestellt.
Umweltsenator Jens Kerstan fasste die Entwicklung der letzten Jahre so zusammen: Nach vielen Wendungen in der Geschichte der Umsetzung des Volksentscheids gebe es nun ein Happy End. Das Engagement vieler Menschen für den Rückkauf habe diesen wichtigen Erfolg möglich gemacht und ermögliche nun zugleich auch die Chance, mit dem Strom- und Gasnetz zusammen eine kommunale Energiepolitik aus einem Guss zu gestalten.
Die Umstellung auf eine erneuerbare und CO2-ärmere Wärmeerzeugung hätte das Unternehmen gern weiterhin gemeinsam mit der Stadt Hamburg gestaltet, betonte Tuomo Hatakka, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vattenfall GmbH. Zwar sei das jetzt nicht mehr möglich – Hamburg bleibe aber Kernmarkt für Vattenfall. Neben der dezentralen Wärmeerzeugung werde das Wind- und das Handelsgeschäft weiter von Hamburg aus gesteuert und die Hamburger Kunden mit Strom und Gas versorgt. Das Unternehmen werde weiter Partner der Metropolregion bleiben.
In einer Informationsveranstaltung wurden am Morgen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Tiefstack, Wedel und der CityNord über den Start der neuen städtischen Gesellschaft informiert.
Bild: Landespressekonferenz im Rathaus in Hamburg (von links nach rechts): Isabella Niklas, HGV, Michael Beckereit und Christian Heine, Wärme Hamburg, Tuomo Hatakka, Vattenfall, Jens Kerstan, BUE , Andreas Dressel, Finanzbehörde