Urananreicherung: Made in Germany – URENCO verdoppelt in USA spaltbare Uran-Menge im AKW-Brennstoff

Urananreicherung: Made in Germany – URENCO verdoppelt in USA spaltbare Uran-Menge im AKW-Brennstoff

Der zu einem Drittel deutsche Urankonzern URENCO, der im westfälischen Gronau eine anspruchsvolle und weltweit bedeutsame High-Tech-Anlage zur Zentrifugen-Anreicherung von spaltbarem Uran 235 betreibt, steht mit seiner Niederlassung in New Mexico (USA) kurz vor der Genehmigung einer bedeutsamen Schwelle in der vermeintlich zivilen Nutzung der Atomenergie. Noch in diesem Jahr soll der Anreicherungsgrad auf zehn Prozent genehmigt und damit fast verdoppelt werden. Darüber berichten jetzt Protokolle und Unterlagen aus der US-Regierung bzw. dem Bereich des Departement of Energie (DOE).  Bereits im Mai 2021 hatte die Bundesregierung dies auf eine Frage eines linken Bundestagsabgeordneten eingeräumt. Auch in Deutschland laufen bei der URENCO massive Modernisierungen und Investitionen.

Obwohl die Bundesrepublik aus der Atomenergie zur Stromerzeugung aussteigt, sollen ausgerechnet die Uranfabriken unbefristet in Betrieb bleiben. Dabei ist besonders die Urananreicherung ein riskantes Geschäft: Hier kommt die Technik zum Einsatz, die den Weg zur Atombombe öffnet und nach der viele Staaten streben. Nur internationale Kontrollen stellen sicher, dass in solchen Zentrifugen-Anlagen kein waffenfähiges Uran hergestellt werden kann. Wie schnell sich solche Verabredungen in Luft auflösen können, zeigt der Krieg in der Ukraine.

Eine Stilllegung der Uranfabrik der URENCO in Gronau streben die Grünen offenbar derzeit nicht mehr an. Im Koalitionsvertrag ist dazu nichts zu finden (siehe unten). Im Gegenteil: „Gronau (ist) wesentlicher Teil einer völkerrechtlich vereinbarten Unternehmenskonstruktion, die durch trinationale Inhaberschaft, Verteilung auf Standorte in drei Ländern und mehrfach verschränkte Kontrollmechanismen ein internationales Vorbild im Hinblick auf nukleare Nichtverbreitung darstellt“, heisst es auf der Homepage des BMU.

Auf der Homepage des Bundesumweltministeriums heißt es:

Warum umfasst der Atomausstieg nicht auch die Anlagen der Urananreicherung in Gronau und der Brennelementfertigung in Lingen?

FAQ

Die Anlagen in Gronau und in Lingen verfügen über gültige, unbefristete Genehmigungen nach dem Atomgesetz. Sie stehen unter der kontinuierlichen Aufsicht durch die zuständigen Landesbehörden auf der Grundlage der Anforderungen nach dem Atomgesetz.

Die genannten Anlagen unterscheiden sich grundlegend von Kernkraftwerken. In den genannten Anlagen wird mit schwachradioaktivem abgereichertem und/oder schwach angereichertem Uran umgegangen. Kernspaltungen werden in diesen Anlagen nicht durchgeführt. Eine Beendigung der Urananreicherung und der Brennelementefertigung ist deshalb auch nicht in den Beschlüssen zum beschleunigten Kernenergieausstieg enthalten.

Darüber hinaus ist die Anlage in Gronau wesentlicher Teil einer völkerrechtlich vereinbarten Unternehmenskonstruktion, die durch trinationale Inhaberschaft, Verteilung auf Standorte in drei Ländern und mehrfach verschränkte Kontrollmechanismen ein internationales Vorbild im Hinblick auf nukleare Nichtverbreitung darstellt.

Enthalten in Fragen und Antworten zu
Urteil zum Atomausstieg

Dokumentation zur obigen Darstellung über die Anfrage im Bundestag:

Diese Meldung ist schon Mai 2021 im Deutschen Bundestag auf eine Frage des damaligen Linken Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel an die Bundesregierung öffentlich. Die Antwort der Bundesregierung auf die Frage ist unter diesem Link in der Drucksache 19/29449 zu finden, Seite 43.

Frage „60. Abgeordneter
Hubertus Zdebel,  (DIE LINKE.)
Wie ist nach Kenntnis der Bundesregierung beim
teilweise deutschen Urananreicherer URENCO
der aktuelle Stand bei der vom Unternehmen be-
reits im Frühjahr 2019 angekündigten Absicht zur
Herstellung des sogenannten Kernbrennstoffes
„High-assay low-enriched uranium“ (HALEU)
mit einer Anreicherung von bis zu 19,75 Pro-
zent des spaltbaren Uran-235 (wie beispielsweise
Genehmigung, Aufstellung oder Einrichtung der
Zentrifugen; siehe auch Antwort auf meine
Mündliche Frage 33, Plenarprotokoll 19/151),
und wann werden nach Kenntnis der Bundesre-
gierung bei URENCO die ersten Anreicherungen
von über 5 Prozent spaltbarem Uran-235 für die
Herstellung von HALEU in den USA erfolgen?

Antwort des Staatssekretärs Andreas Feicht vom 3. Mai 2021

Die Urananreicherungsanlage von Urenco in den USA hat eine Geneh-
migung für die Anreicherung von Uran mit bis zu 5,5 Prozent des Iso-
tops Uran-235. Für diese Anlage beantragt das Unternehmen derzeit
eine Genehmigung für einen Anreicherungsgrad von bis zu 10 Prozent.
Nach Kenntnis der Bundesregierung ist absehbar keine Herstellung von
HALEU vorgesehen.

Dirk Seifert

Ein Gedanke zu “Urananreicherung: Made in Germany – URENCO verdoppelt in USA spaltbare Uran-Menge im AKW-Brennstoff

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert