Vattenfall-Chef spricht von „existenzieller Krise“ – Deutschland-Geschäft nur noch 3-4 Jahre?
„You never know“, antwortete Tuomo Hatakka auf die Frage, ob ein Rückzug von Vattenfall aus Berlin und Deutschland denkbar sei. Und er spricht von einer „existenziellen Krise“, die der Konzern mit „Konsolidierung“ zu überstehen versuche: Kosten runter, Abbau von 1500 Arbeitsplätzen in Deutschland, weniger Investitionen und Verkauf von Randbereichen. So zitiert der Berliner Tagesspiegel den Vattenfall-Chef. Und weiter: “ „Auf absehbare Zeit“, und damit meint er drei oder vier Jahre, werde der schwedische Staatskonzern hierzulande wohl noch präsent sein. Trotz bedrohlicher Bedingungen.“
Das alles sagt der Deutschland-Chef von Vattenfall vor der Presse und das sagt er, um zu retten, was noch zu retten ist und um die bevorstehenden Verkäufe von Konzernteilen in Deutschland noch halbwegs vernünftig abwickeln zu können. Die Äußerungen machen klar: Bei Vattenfall „brennt die Hütte“.
Die eher als industriefreundlich geltende Gewerkschaft IG BCE geht schon seit Monaten davon aus, dass Vattenfall noch im Laufe des Jahres 2014 den mehr oder weniger vollständigen Rückzug aus dem Braunkohlegeschäft in der ostdeutschen Lausitz verkünden wird. Siehe: Vattenfall Deutschland zerfällt: Verkauf der Braunkohle-Sparte bis Ende 2014
Schon im Frühjahr hat Vattenfall angekündigt, ein Braunkohlekraftwerk bei Lippstadt verkaufen zu wollen – für Viele in der Branche ein Pilotprojekt, mit dem Vattenfall den kompletten Ausstieg vorbereitet. Siehe: Keine “Mördergrube”: Vattenfall irritiert die gesamte Lausitz. Möglicherweise orientiert sich Vattenfall am E.on-Konzern.
Der Konkurrent E.on ist derzeit dabei, seine Braunkohlesparte abzustoßen und will seine Anteile am Kraftwerk Buschhaus und dem dazugehörigen Braunkohlegebiet an einen tschechischen Konzern verkaufen.
Während Vattenfall also einerseits auf Ausstiegskurs ist, erklärt Hatakka andererseits, dass der Konzern in Berlin weiter daran festhält, dass Stromnetz betreiben zu wollen und wendet sich damit entschieden gegen den dort laufenden Volksentscheid für die vollständige Rekommunalisierung. Und auch in Hamburg agiert der Konzern mit aller Macht gegen einen Volksentscheid von „Unser Hamburg – Unser Netz“.
Die Hamburger SPD erklärt den auseinander brechenden Konzern Vattenfall ausdrücklich sogar als Partner für die Energiewende und hat sich mit einem Minderheitsanteil von 25,1 Prozent – auf Gedeih und Verderb – an den Fernwärme- und Stromnetzen von Vattenfall beteiligt.
Was Vattenfall von der Energiewende hält, die den Konzern in eine schwere wirtschaftliche Krise gebracht hat, sagt Hatakka dem Berliner Tagesspiegel zufolge auch:
„Nach der Bundestagswahl müsse schleunigst der Ausbau der Erneuerbaren gestoppt werden, denn mit dem jetzigen Ausbautempo wären sonst im Jahr 2020 Erzeugungskapazitäten von 220 000 Megawatt installiert – rund zweieinhalbmal so viel, wie tatsächlich gebraucht werde. Kürzlich hatte Hatakka im Zusammenhang mit den Erneuerbaren von einem „Monster“ gesprochen.“ Siehe dazu: Vattenfall-Chef über Solarenergie-Ausbau: “Wir haben ein Monster auf die Beine gebracht”
Gute Idee von der Hamburger SPD, mit so einen Unternehmen die Energiewende zu machen. Irgendwie echt überzeugend.