Immer noch Ostern bei Vattenfall? Statt Eiern werden verrostete Atommüllfässer gesucht
Ach, die Kommunikationsabteilung bei Vattenfall hat es wahrlich nicht leicht. Da gesteht sie vor wenigen Tagen ein, dass sie dringend Hilfe braucht und bei der taz um „Input zur Verbesserung unserer Öffentlichkeitsarbeit“ nachfragt, da kommt schon die nächste Panne: „Vattenfall sucht im Akw Brunsbüttel nach weiteren Rostfässern“, lautet die Überschrift im Hamburger Abendblatt und zahlreichen anderen Medien. Na, wenn man sonst nichts zu tun hat.
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Na gut, eigentlich absolut kein Spaß: Vor rund zwei Jahren hat man im Vattenfall-AKW Brunsbüttel mal in die unterirdischen Kavernen geschaut. Da der Reaktor nach der Atomkatastrophe von Fukushima endgültig abgeschaltet wurde, hat man nun auch Zeit dafür. In den 70er Jahren hatte man damals in mehreren Kavernen Atommüllfässer abgelegt – und irgendwie vergessen – jedenfalls nicht mehr nachgeschaut, wie es denen so geht. Dann, vor rund zwei Jahren, machte Vattenfall mal die Deckel der Kellerkammern auf und wollte das leicht- und mittelaktive Zeug mal kontrollieren und in Behälter für ein Atommülllager im Schacht Konrad (das nicht vor Mitte 2020 in Betrieb sein wird) zurechtmachen. Doch – oh je – da gab’s ein Problem: Gleich zu Beginn des Umpackens löste sich ein kleines Atommüllfass irgendwie rostzerfressen auf. Opps. Wie konnte denn das passieren?
Vattenfall war so erschüttert, dass man erstmal nicht darauf kam, die Öffentlichkeit zu informieren. Erst der TÜV teilte das der zuständigen Atomaufsicht ein paar Tage – oder Wochen? – später mit, die wiederum nachholte, was Vattenfall vor Schreck nicht eingefallen war. Kann ja mal vorkommen… Wie so oft, bei Vattenfall – ist halt ein etwas schreckhaftes Unternehmen!
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Die Sache ging so seinen Lauf und es brauchte fast zwei Jahre, bis ziemlich komplizierte Technik entwickelt war, wie man in den tiefen, tiefen Kavernen, die vollgepackt mit diesem dummen, dummen Atommüll waren, die blöde blöde so hoch strahlen, dass man da besser keine Mitarbeiter reinschickt – einen ROBOTER entwickelt hat, mit dem geschaut werden kann, wie rostig es da im Keller sonst noch aussieht. In der nächsten Stufe empfehlen wir das hier:
Ach ja, und die aktuelle Meldung besagt laut Abendblatt: „Im stillgelegten Atomkraftwerk Brunsbüttel geht die Suche nach rostigen Fässern mit radioaktivem Abfall weiter. Betreiber Vattenfall kündigte am Mittwoch an, die Inspektionen in den unterirdischen Depots mit Hilfe einer eigens dafür entwickelten Spezialkamera würden am Donnerstag fortgesetzt. Dort lagern insgesamt 631 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Material. Die Inspektion der Kaverne 4 hatte Anfang des Jahres ergeben, dass 18 von 70 Fässern von Rost befallen sind, einige davon stark. Ein 1,10 Meter starker Betondeckel verhindere, dass Strahlung nach außen dringt.
Die Inspektionen gehen nun in Kaverne 5 weiter. Dafür sind zwei bis drei Wochen angesetzt. Dort lagern 27 Fässer. Die Kavernen waren zur Inbetriebnahme des Kraftwerks 1977 nicht für längerfristige Aufbewahrungen vorgesehen. Die Fässer sollten in ein bundesweites Endlager nach Schacht Konrad in Niedersachsen, das bis Ende der 90er Jahre fertig sein sollte. Das Bundesumweltministerium rechnet nun mit einer Inbetriebnahme zwischen 2021 und 2025. Die Inspektion aller Kavernen in Brunsbüttel soll in einigen Monaten beendet werden. Es ist vorgesehen, den Inhalt der Fässer in Spezialbehälter umzufüllen, die zur Endlagerung zugelassen sind. Bis sie in Schacht Konrad aufgenommen werden können, sollen sie in Brunsbüttel bleiben.“
Wie Vattenfall sich das ganze Problem mit der Bergung dieser Fässer denkt, hat der NDR neulich berichtet (Fotos). Vattenfall hat – ganz schlau – eine Umpack-Technik entwickelt. Die rostigen Fässer kommen in eine Plastiktüte und von da bringt man sie dann in neue Fässer. Toll. Weil dieser dumme Schacht Konrad aber immer noch nicht in Betrieb ist, hilft alles nichts. Der Rost-Fässer-Atommüll bleibt dann für einige Zeit in nicht-mehr-rostigen Fässern in Brunsbüttel stehen. Hoffentlich setzen die nicht wieder Rost an, bis es irgendwann mal ein Endlager gibt. Mal sehen, wie es weitergeht.