Uranfabrik Gronau: Uran-Lager verzögert sich – mehr Atomtransporte künftig nach England.

Zdebel-URENCO-Aug2014
Hat einiges vor. Zdebel will die Urananreicherungsanlage Gronau stilllegen.

Mehrere Tageszeitungen berichten heute über den Atommüll in der Urananreicherungsanlage in Gronau. Anlaß  ist die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des Linken-Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel. Demnach lagern in Gronau Ende Juli insgesamt 18.510 Tonnen hochgiftiges Uranhexafluorid (abgereichert und als Natururan) unter freiem Himmel. Eine neue Lagerhalle, die eigentlich schon in diesem Jahr in Betrieb gehen sollte, soll demnach nun erst 2015 eingeweiht werden. Dieses neue Uran-Lager ist ohne zeitliche Befristung genehmigt. Anti-Atom-Initiativen befürchten, auf diese Weise ein „Endlager durch die Hintertür“ entstehen könnte.  Zdebel verweist außerdem darauf, dass künftig auch Uran-Transporte im Pendelverkehr über den Ärmelkanal zwischen einer neuen Konversions-Anlage in Capenhurst (Großbritannien) und der Anlage in Gronau vermehrt stattfinden werden. 2016 soll diese neue Anlage in Betrieb gehen. Denkbar ist, dass diese Atomtransporte dann auch über die Häfen in Bremen stattfinden könnten.

Die Antworten der Bundesregierung auf die Schriftliche Kleine Anfrage stehen hier (PDF). Der Betrieb der Urananreicherung in Gronau ist vom Atomausstieg ausgeklammert. Die Anlage verfügt über eine unbefristete Dauergenehmigung und erzeugt damit noch auf lange Jahre noch mehr Uran-Abfälle.

Bereits gestern hatte die Rheinische Post berichtet. Darauf Bezug nehmend, ziehen heute u.a. die taz und das Neue Deutschland.

Die Westfälischen Nachrichten stellen fest: „Urenco nutzt fertige Halle nicht“. Stefan Werding schreibt dazu: „Die neue Lagerhalle für Uranhexafluorid in Gronau steht. Aber genutzt wird sie nicht. Burkhard Kleibömer, Leiter Überwachung bei Urenco, sagt nicht, warum das Unternehmen einen Einlagerungsantrag erst 2015 stellen will. Dafür gebe es „interne Gründe“, sagt er unserer Zeitung. Neue Auflagen von Behörden habe es nicht gegeben. Eine „Bauzustandsbesichtigung“ im Juni sei „ohne jeden Mangel abgelaufen“.“

Dabei lagert immer mehr von dem hochgefährlichen Uranhexafluorid (UF6), mit dem die Anreicherung bei URENCO betrieben wird, unter freiem Himmel. Lagerung und Transport von UF6 sind riskant, weiß Hubertus Zdebel: „Uranhexafluorid ist ein hochgefährlicher ätzender und radioaktiver Stoff. Die Behälter halten einem Feuer von 800 Grad nur maximal eine halbe Stunde stand. Nach einer Freisetzung entsteht Flusssäure, die Lungen verätzt und sogar Glas zerfrisst. Todesfälle in vielen hundert Metern Entfernung sind nicht ausgeschlossen.“

So „erhellend“ wie die Aussagen zur Nicht-Inbetriebnahme der Uran-Lagerhalle sind nach Angaben der WN  die URENCO Aussagen auch mit Blick auf das UF6: „Auf dem Gelände der Urananreicherungsanlage lagern zurzeit 12.856 Tonnen des ätzenden und radioaktiven Stoffs. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor. Das ist fast doppelt so viel wie Ende 2012. Den Anstieg begründet Kleibömer mit „logistischen Gründen“. Er sagte: „Das hängt davon ab, wann wir das abgereicherte Uranhexafluorid, das permanent bei uns entsteht, zurückgeben“.“

Atomtransporte künftig im Pendelverkehr über den Ärmelkanal zwischen Gronau und Capenhurst (GB)

Um das Uran in die neue Uran-Halle in Gronau einlagern zu können, muss das UF6 zu Uranoxid (U3o8) umgewandelt werden. Das kann nicht vor Ort in Gronau erfolgen, weil eine solche Konversionsanlage dort nicht vorhanden ist.

Aus diesem Grund das abgereicherte Uranhexaflurorid (sogenannte „Tails“) mit zahlreichen Atomtransporten zunächst zu einer Konversionsanlage gebracht werden. Z.Zt. ist das noch eine Anlage in Pierrelatte, Frankreich (an der Rhone in der Nähe von Avignon). Derzeit liegen dort bereits 12.700 Tonnen. Sobald die Umwandlung zu Uranoxid erfolgt ist und das neue Uran-Lager in Betrieb geht, rollt diese strahlende Fracht wieder zurück nach Gronau – jeweils rund 1.000 Kilometer einfache Fahrt!

Die Zahl der Atomtransporte von und nach Gronau wird in den nächsten Jahren also noch ansteigen. Außerdem werden sich die Routen ändern. Denn in Capenhurst baut die URENCO – zu der auch die Anlage in Gronau gehört – derzeit eine eigene Konversionsanlage, die laut Bundesregierung 2016 in Betrieb gehen wird. Dann werden die Atomtransporte im Pendelverkehr aus Gronau in die konzerneigene Anlage nach Nordengland gehen. Möglicherweise über die Häfen in Bremen und per Schiff und Bahn oder LKW dann weiter nach Capenhurst. Die Bundesregierung jedenfalls versichert in der Antwort auf die Fragen von Hubertus Zdebel, dass das Gronauer Uran nach der Umwandlung nicht in England bleiben soll, sondern zurück genommen wird (Antwort zu Frage 10).

Grundsätzlich wäre der Weg über die Bremer Häfen für das abgereicherte Uranhexafluorid und das umgewandelte Uranoxid frei. Das in Bremen bestehende Verbot für den Umschlag radioaktiver Stoffe gilt nur für sogenannten Kernbrennstoffe, die vom Bundesamt für Strahlenschutz zu genehmigen sind und die angereichertes Uran enthalten. Bei dem UF6/U3O8 handelt es sich jedoch um abgereichertes Uran.

Dirk Seifert

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