Atommüll-Desaster in Jülich: Neue Studie zum weiteren Umgang
152 Castor-Behälter mit hochradioaktiven Brennelementen aus den Atomreaktor AVR lagern in Jülich. Was mit ihnen geschehen soll, ist Anlass zu vielen Debatten, denn das Lager in Jülich ist derzeit nicht ausreichend gegen Erdbeben ausgelegt. Jahrelange Schlampereien in der ehemaligen Atomforschungsanlage könnten dafür verantwortlich sein. Drei Varianten werden im Moment geprüft: a. ob eine Nachrüstung oder ein Neubau in Jülich die Sicherheitslage verbessern kann, b. ein Abtransport in das Zwischenlager Ahaus oder sogar c. ein Export in die USA, den Umweltverbände für rechtswidrig halten. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Nordrhein-Westfalen hat eine Studie beim Öko-Institut beauftragt, die Möglichkeiten zum weiteren Vorgehen auslotet.
Die Studie steht hier als PDF zum Download bereit.
Dass auch Experten angesichts des Wahnsinns in Jülich machmal ratlos sind, zeigt eine Aussage zur aktuellen Lage: “Um eine unter allen Gesichtspunkten optimierte Lösung der Entsorgung der Brennelemente des AVR zu erreichen, sollte das Prüfungsergebnis des Detailkonzepts (vorliegend voraussichtlich Anfang Februar 2015) kritisch analysiert werden.” Genau das steht derzeit auf dem Plan: Bis spätestens Ende März erwartet die Landesregierung in NRW eine weitere gutachterliche Bewertung der vom Betreiber vorgelegten Stellungnahme zu den möglichen Vorgehensweisen. Diese soll dann die Grundlage für die Entscheidung der Landesregierung sein.
Ein Bündnis von Anti-Atom-Initiativen und Umweltverbänden fordert, dass eine Lösung vor Ort in Jülich stattfinden muss. Nicht nur, weil die Gefahren durch die Atomtransporte groß sind. Auch im Atommüll-Zwischenlager Ahaus gibt es erhebliche Sicherheitsmängel. Mit Gutachten von Greenpeace und dem BUND NRW haben die Initiativen außerdem aufgezeigt, dass ein Export des Atommülls aus Jülich in die USA rechtswidrig wäre. Die Atommüll-Kommission im Bundestag diskutiert inzwischen über eine Verschärfung des Atommüll-Export-Verbots. Für den Fall, dass es doch zu Atomtransporten kommt, haben die Initiativen massive Proteste angekündigt.
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Im rot-grünen Koalitionsvertrag ist festgelegt, dass die Castoren in Jülich vor Ort gelagert werden sollen. Ein Transport – so heißt es im Vertrag – solle nur noch einmal stattfinden dürfen: In ein Endlager, das es auf absehbare Zeit nicht gibt.
Der Betreiber, das staatliche Forschungszentrum, ist seit Jahren für zahlreiche Schlampereien bekannt. Trotz massiver Probleme im Betrieb (der Versuchsreaktor AVR ist eine besondere Reaktorentwicklung (Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor (THTR))), haben die Verantwortlichen diese jahrelang vertuscht. In den Brennelementen ist ein Gemisch aus Thorium und hochangereichertem, also atomwaffenfähigem Uran eingesetzt worden.
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Nicht nur die hochradioaktiven Brennelemente sind in Jülich ein Problem: Eine weitere hochgradig strahlende Erblast ist der Reaktordruckbehälter des AVR. Nach zahlreichen Störfällen ist der stark verstrahlt und musste mit Beton verfüllt werden. Derzeit wird er in einem extrem riskanten Verfahren verlagert, um den darunter verseuchten Boden sanieren zu können. 2.100 Tonnen wiegt der Koloss, in dessen Inneren radioaktive Gase entstehen, die auf Jahrzehnte abgesaugt und behandelt werden müssen.
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