Plutonium-Fabrik USA: Auch Trump will aussteigen

Plutonium-Fabrik USA: Auch Trump will aussteigen

Der in den USA laufende Neubau einer Plutonium-Fabrik zur Herstellung sogenannter Uran-Plutonium-Mischoxid-Brennelemente (MOX) wird wohl nicht fertiggestellt. Nachdem die Kosten explodierten und sich die Fertigstellung um Jahre verzögert hat, will nun auch die Trump-Administration nicht noch mehr Geld verbrennen. Bereits die Obama-Regierung hatte den Ausstieg auf dem Weiterbau der MOX-Fabrik eingeleitet. Die Anlage sollte das aus Atomwaffen stammende Plutonium in Form von MOX zu Brennelementen für den Einsatz in kommerziellen AKWs verarbeiten. Nun soll dieses Waffenplutonium künftig mit flüssigen hochradioaktiven Abfällen in Glas verpackt und in New Mexico gelagert werden. Dort befindet sich die Waste Isolation Pilot Plant, in der es auch immer wieder zu Störfällen kommt (siehe hier). (Foto: The heart of the MOX boondoggle cover-up: $12 billion MOX plant under construction at Savannah River Site (SRS), October 25, 2014. “©High Flyer, special to SRS Watch” – photo can be used with this credit – photos not posted by DOE at www.srs.gov or www.energy.gov)

Über die Entscheidung der Trump-Regierung berichtet aktuell z.B. der Chronicle Augusta. Berichte über die MOX-Anlage und viele andere Atomanlagen am Standort sind auch bei Savannah River Site Watch zu finden. Von Gesamtkosten von bis zu 51 Mrd. Dollar ist die Rede. Seit Jahren ziehen sich die Auseinandersetzungen um den Bau dieser MOX-Fabrik hin und noch immer gibt es massiven Widerstand gegen eine definitive Entscheidung, das Projekt endlich komplett einzustellen.

Beteiligt an der Anlage ist auch der französische Atomkonzern AREVA, der ähnliche Anlagen in Frankreich betreibt. Die Anlage wurde im Rahmen damaliger Atomwaffen-Abrüstungs-Verhandlungen zwischen Russland und den USA geplant. Die Zahl der Atomsprengköpfe wurde in diesen Verhandlungen deutlich reduziert, das dabei anfallende Waffen-Plutonium sollte aber nicht einfach in Lagerhallen aufbewahrt werden, sondern für künftige Atomwaffen-Ambitionen “unschädlich” gemacht werden. Daher zunächst der Plan, dieses Plutonium mit Uran zu vermischen und es als Brennelemente in kommerziellen Reaktoren zu “verbrennen”. Nach dem Reaktoreinsatz wäre das Gemisch dann hochradioaktiv und das Plutonium fest eingebunden und nur noch unter hohem technischen und finanziellen Aufwand wieder separierbar (in einer Wiederaufarbeitungsanlage). Klingt absurd, ist absurd, aber tatsächlich kann man dieses Zeug nicht einfach rumliegen lassen.

Die jetzt in den USA favorisierte Alternative ist, das Plutonium mit anderen hochradioaktiven (flüssigen) Abfällen zu vermischen und in Glas einzuschmelzen. Derartige Glaskokillen kennt man in Deutschland aus den Rücktransporten von Wiederaufarbeitungsabfällen aus Frankreich per Castor nach Gorleben. Auch in diesen Behältern befinden sich derartige hochradioaktive Glaskokillen. Das Plutonium, das aus deutschen Uranbrennelementen in den Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und England erzeugt worden ist, wurde hierzulande über die Herstellung und den Einsatz von MOX-Brennelementen in den AKWs “verbrannt”. In Hanau betrieb Siemens einst eine kleinere – und störanfällige – MOX-Anlage. Eine größere war bereits im Bau, als Anfang der 90er Jahre dann das endgültige Aus für diese riskante Technik kam. MOX-Brennelemente wurden danach vor allem in Frankreich und in geringen Mengen in England für die deutschen Reaktoren hergestellt.

Der MOX-Einsatz war heftig umstritten und in Verbindung mit der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente aus den hiesigen Reaktoren extrem teuer. Immer stand diese Technik auch unter dem Verdacht, dass militärische Interessen eine Rolle spielen könnten, da das Plutonium nicht nur für Brennelemente, sondern auch zum Bau einer Bombe hätte eingesetzt werden können. Grund für diesen Plutoniumpfad der Atomenergienutzung war aber vorrangig, dass die AKW-Betreiber angesichts eines (bis heute) fehlenden Endlagers Zeit gewinnen wollten. So galt die Wiederaufarbeitung absurderweise über Jahrzehnte als Nachweis der Entsorgung der radioaktiven Abfälle und wurde sogar als “Verwertung” eingeordnet. Erst 2005 wurde die Wiederaufarbeitung verboten, die bis dahin angefallenen Plutoniummengen sind zu MOX verarbeitet und an die AKWs ausgeliefert.

Doch bereits in den 90er Jahren wurde auch in Deutschland auf eine Alternative hingewiesen, wie man das abgetrennte Plutonium für militärische Zwecke hätte unbrauchbar machen können: Verglasen mit hochradioaktivem Abfall – also das, was jetzt in den USA auf dem Plan steht.

Dirk Seifert

Ein Gedanke zu “Plutonium-Fabrik USA: Auch Trump will aussteigen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert