Atommülllager Schacht Konrad verspätet sich weiter – Abbruch und Neustart gefordert
Erneut wird es mit der bereits mehrfach verschobenen Inbetriebnahme des geplanten Atommülllagers im Schacht Konrad in Salzgitter nichts werden. Die Bundesregierung hat heute bekannt gegeben, dass wohl erst 2027 mit einer Fertigstellung zu rechnen sei. Das hat ein Gutachten im Auftrag der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) ergeben. Schon jetzt werden an nahezu allen AKW-Standorten neue Zwischenlager für leicht- und mittelradioaktiven Atommüll geplant oder errichtet.
In einer Reuters-Meldung heißt es: “Das Atommüll-Lager Schacht Konrad wird erst 2027 und damit fast fünf Jahre später als geplant fertig. Bei Genehmigungen und teils auch den Bauverträgen für das Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Salzgitter gebe es Verzögerungen, sagte Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth am Donnerstag in Berlin. Dies habe ein Gutachten der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) ergeben. Es gebe aber auch noch Potenzial, schneller als 2027 fertigzuwerden. Dies sei jedoch noch nicht belastbar.”
Die AG Schacht Konrad reagiert auf diese Meldungen: “Gutem Geld schlechtes hinterher werfen … sagt man, wenn versucht wird kostspielig etwas zu regeln, das nicht zu regeln ist. Gemeint sein können aber auch Prozesse oder Projekte, die so aussichtslos oder wacklig sind, dass sie nicht zu retten sind und man lieber die Finger davon lassen sollte. 1988, 1996, 2013, 2019, 2022 und jetzt also 2027; das die Jahreszahlen die vom jeweiligen Betreiber für die Inbetriebnahme des Atommülllagers Schacht KONRAD genannt wurden. Es dauert länger, es wird teurer, die Diskrepanz zwischen Plan und Realität wird immer größer und bei alldem geraten Sicherheitsaspekte immer weiter in den Hintergrund. Zusätzlich wird das Projekt augenfällig immer sinnloser: fehlende Rückholbarkeit, ungeklärte Transportfragen, und für große Mengen schwach- und mittelradioaktiven Mülls wird ein weiteres Lager notwendig werden.
„Es wird immer absurder, dass an einem falschen und offensichtlich nicht umsetzbaren Projekt festgehalten wird, nur weil es dafür eine Genehmigung gibt. Das Projekt KONRAD muss endlich aufgeben werden. Schacht KONRAD bleibt ein Irrweg, der nur immer weiter weg von tatsächlichen Lösungen führt.“ so Ludwig Wasmus von der Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD.”
Auch der Linken-Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel fordert nun endlich das “Atommüll-Abenteuer Schacht Konrad” zu beenden. „Das Atommülllager Schacht Konrad ist auf der ganzen Linie gescheitert. Statt weiter zu versuchen, das Bergwerk zu flicken, sollte das Abenteuer Konrad jetzt beendet werden. Wir brauchen einen kompletten Neustart inklusive Standortsuche“, heißt es in einer PM. Weiter stellt der MdB fest: „DIE LINKE hat immer wieder auf das Problem hingewiesen, in einem bereits genutzten Bergwerk und obendrein ohne jede Prüfung alternativer Standorte Atommüll zu versenken. ASSE II und Morsleben hätten für alle Beteiligten eine Warnung sein müssen. Jetzt nach dem Motto ‚Augen zu und durch‘ vorzugehen und außerdem noch ein neues Eingangslager zu bauen, ist absurd.” Außerdem verweist Zdebel darauf, dass die weiter steigenden Kosten für das Projekt Schacht Konrad den BürgerInnen teuer zu stehen kommen wird: “Durch die angekündigte Verzögerung wird das Projekt zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger wesentlich teurer werden. Es ist skandalös, dass diese zusätzlichen Kosten nicht mehr von den Atomkonzernen bezahlt werden müssen, nachdem diese im Dezember 2016 mit Zustimmung von Grünen, CDU/CSU und SPD von der weiteren Haftung befreit wurden.“
Das Fachportal atommuellreport.de gibt einen Überblick, seit 1975 das Eisenerzbergwerk für die Lagerung von Atommüll ins Gespräch gebracht wurde: Schacht KONRAD – eine unendliche Geschichte.
Die BGE erklärt die weiteren Verzögerungen in dieser Presseerklärung:
Pressemitteilung
Nr. 01/18 – Fertigstellung des Endlagers Konrad verzögert sich
BGE rechnet auf der Basis eines neuen externen Gutachtens mit einer Beendigung der Bauarbeiten im ersten Halbjahr 2027
8. März 2018
Die Fertigstellung des Endlagers Konrad für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Salzgitter (Niedersachsen) wird sich um viereinhalb Jahre verzögern. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) als neue Betreiberin hat auf Bitte des Bundesumweltministeriums im September 2017 ein Gutachten in Auftrag gegeben, um schon im Vorgriff auf die Verschmelzung mit der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE) am 20. Dezember 2017 Klarheit über den Stand des Bauprojektes zu bekommen. Bis zur Neuorganisation war das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Bauherr, die DBE Betriebsführerin in der Umsetzung. Beide waren durch einen 1984 zum Bau von Endlagern geschlossenen unkündbaren Kooperationsvertrag verbunden, über dessen Auslegung es vielfach verschiedene Auffassungen gab.
Im Gutachten des TÜV Rheinland sind nun erstmals alle Informationen über die bisherigen Organisationen hinweg auf ihre Terminrelevanz hin untersucht worden. Die TÜV-Gutachter haben die Ungewissheiten bei der Errichtung des Endlagers bewertet und zudem Optimierungsmöglichkeiten herausgearbeitet, die sich unter anderem durch die Neuorganisation ergeben. Demnach ist mit einem Fertigstellungstermin im ersten Halbjahr 2027 zu rechnen.
Bei der Schachtanlage Konrad handelt es sich um das erste nach dem Atomgesetz genehmigte Endlager in Deutschland. Daher ist die Dauer der atomrechtlichen Vorprüfverfahren in der Terminabschätzung konservativ berücksichtigt worden. Die Aufsichtsbehörde, das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), überprüft laufend die Planungsunterlagen für die Bereiche des Endlagers, in denen die Abfälle dann eingelagert werden sollen.
Weiterhin ist bei einer Reihe von Altverträgen, die teilweise noch vor 1990 abgeschlossen worden sind, inzwischen die Umsetzung zwischen Auftragnehmern und Auftraggebern umstritten. Teilweise lassen sich diese Konflikte nur durch eine Neuausschreibung lösen. Einige Bauverträge, die für das Gesamtprojekt zeitrelevant sind, sind noch nicht abgeschlossen. Auch diese Ungewissheit ist im neuen Zeitplan bewertet worden.
Andererseits sehen die Gutachter auch Möglichkeiten zur Optimierung, deren terminliche Auswirkungen noch nicht in die Abschätzung des Zeitplans einbezogen sind. Die in der Vergangenheit unklare Aufteilung von Aufgaben, Verantwortung und Befugnissen zwischen BfS und DBE ist durch die Zusammenführung der Kompetenz in der BGE beendet worden. „Wir sind überzeugt davon, dass wir die Ungewissheiten, die sich aus der schwierigen Konstellation in der Vergangenheit ergeben haben, in der BGE in den Griff bekommen“, sagt die Vorsitzende der BGE-Geschäftsführung Ursula Heinen-Esser.
Derzeit wird überprüft, ob die Errichtung durch eine Veränderung der Arbeitsorganisation, beispielsweise ein Mehrschicht-System auch über Tage, beschleunigt werden kann. Ein besseres Projektmanagement ermöglicht eine schnellere Reaktion auf eventuelle Probleme, die in Zukunft noch auftreten können. „Wir lernen aktuell schon viel voneinander und können Arbeitszeit, die in der Vergangenheit für die Überwachung des Kooperationsvertrags gebunden war, viel effizienter für die Errichtung des Endlagers nutzen“, sagt der Technische Geschäftsführer Dr. Thomas Lautsch.
Seit der Verschmelzung arbeiten mehrere Arbeitsgruppen in der BGE daran, die internen Arbeitsabläufe zu vereinfachen und zu verkürzen. Die BGE baut ein eigenes Prozessmonitoring auf. Auch das Projektrisikomanagement wird aktuell überprüft.
Im Koalitionsvertrag ist die Errichtung eines zentralen Bereitstellungslagers vorgesehen. Das kann den logistischen Ablauf der Einlagerung zudem verbessern. Darüber hinaus kann mit einem Zwei-Schicht-Betrieb bei der Einlagerung die Gesamtbetriebszeit verkürzt und ein Teil der Verzögerung so wieder ausgeglichen werden.
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) sucht einen Standort für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle und baut das Endlager Konrad für schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Die BGE hält das Endlager Morsleben bis zur Stilllegung offen und plant die Rückholung der radioaktiven Abfälle aus der Schachtanlage Asse II. Die BGE ist eine bundeseigene Gesellschaft im Geschäftsbereich des Bundesumweltministeriums. Geschäftsführer sind Ursula Heinen-Esser (Vorsitzende), Dr. Ewold Seeba (stellvertretender Vorsitzender), Prof. Dr. Hans-Albert Lennartz (kaufmännischer Geschäftsführer) und Dr. Thomas Lautsch (technischer Geschäftsführer).
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