Atomwaffen abschaffen – Atomanlagen abschalten: Neue Eskalationen – Ostermarsch an der Uranfabrik in Gronau

Atomwaffen abschaffen – Atomanlagen abschalten: Neue Eskalationen – Ostermarsch an der Uranfabrik in Gronau

Kriegsfahren? 1. Uran- und Plutoniumfabriken abschalten, damit 2. keine Atomwaffen gebaut werden können. Jede Form der zivilen Anwendung der nuklearen Kettenreaktion bringt auch die Risiken, dass Atomwaffen hergestellt werden könnten. Die Risiken einer nuklearen Eskalation sind so groß, wie seit den 60er und 70er Jahren nicht mehr.  Alle Atomwaffenstaaten sind dabei, ihre Atomwaffen-Arsenale zu modernisieren.  In Deutschland ist insbesondere die Urananreicherungsanlage der URENCO in Gronau relevant. Die dort installierte Technik ist grundsätzlich in der Lage, atomwaffenfähiges Uran herzustellen. Nur internationale Kontrolle und Verträge stellen sicher, dass dies (bislang) nicht erfolgt. Daher wird zum friedenspolitischen Ostermarsch in NRW auch am 18. April am Uran-Standort in Gronau (NRW) demonstriert. Sowohl in Deutschland, als auch an den Standorten in den Niederlanden, in Großbritannien und vor allem in den USA ist URENCO dabei, die atomaren Risiken gefährlich weiter anzuheizen.

  • Der Aufruf zum Gronauer Ostermarsch am Karfreitag, 18.04.2025, ist hier auf der Homepage zu finden. Der Aufruf, den u.a. der AKU Gronau mit Udo Buchholz (BBU (dessen früherer Sprecher derzeit NBG-Mitglied bei der Endlagersuche ist und ehemals auch saarländischer Umweltminister Jo Leinen (SPD) war) seit Jahren aktiv beteiligt ist, ist hier als PDF zu finden.
  • Zum Koalitionsvertrag der vermutlich neuen Bundesregierung von CDU/SPD/CSU hier der Entwurf zum Koalitionsvertrag, der bei der SPD als demokratisches Prinzip von Gemeinsamkeit und Beteiligung per Mitgliederbescheid abgestimmt wird. Da ist der unmittelbare Versuch, stillgelegte Reaktoren wieder in Betrieb zu setzen, komplett gescheitert. Weil absoluter Irrsinn und unbezahlbar. Aber von Stilllegung der für den Welt-Uran-Brennstoffmarkt enorm bedeutsamen Uranfabriken in Gronau und Lingen ist keine Rede. Auch ein Hinweis, dass die Atomenergie für Deutschland noch lange nicht Geschichte ist. Und die Fusionsforschung soll ausgeweitet werden. Und sie soll außerhalb eines Atomgesetzes geregelt werden. So geht das!!

Schon vor dem Krieg in der Ukraine waren die Atomwaffenstaaten allesamt dabei, ihr Atomwaffen-Arsenal zu modernisieren und aufzurüsten. Seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine wird immer intensiver sogar über die Atomrüstung der EU und einer deutschen Beteiligung diskutiert. Gegen den nuklearen Wahnsinn hat die UN und mit ihr viele Staaten den Vertrag für ein Atomwaffenverbot auf den Weg gebracht. Bislang haben 94 Staaten den UN-Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) unterzeichnet, 73 Staaten haben ihn inzwischen ratifiziert. Wie eng Atomwaffen und Atomkraftwerke zusammen gehören, zeigt sich nicht nur in der Ukraine, wo AKWs immer wieder zum Kriegsziel werden. Die enormen Kosten der Atomwaffenprogramme werden oftmals vor allem über Atomstrom „sozialisiert“. Vor allem die Atomprogramme von Frankreich und England sind hier immer wieder von Bedeutung. Aber auch technisch lässt sich das eine nicht vom anderen trennen. So hat zuletzt auch Frankreich nach dem Vorbild der USA angekündigt, das für Atomwaffen bedeutsame Tritium in zivilen Atommeiler herzustellen.

Zivilgesellschaftlich spielen Organisationen wie die Internationalen Ärzt:innen gegen Atomkrieg (IPPNW) und die internationale Kampagne für ein Atomwaffenverbot (siehe ICAN Deutschland)  eine große Rolle gegen die atomare Aufrüstung. Beide Organisationen haben wir hier Engagement sogar jeweils einen Friedensnobelpreis erhalten. Aber auch andere Organisationen wie OHNE RÜSTUNG LEBEN tragen viel zur Aufklärung und zum Protest gegen Krieg und Atomwaffen bei. Zarte Ansätze von bündnispolitischen Verbindungen zwischen Umweltverbänden der Friedensbewegung gibt es zum Beispiel in der Form, dass der BUND oder die Naturfreunde Partner der internationalen ICAN sind. Erst vor wenigen Wochen hatte auch die Atommüllkonferenz der Anti-Atom-Initiativen sich für ein Atomwaffenverbot ausgesprochen.

Die nuklearen Risiken wachsen derzeit allerdings mit einer neuen Qualität massiv an. Bislang war die zivile Atomenergie (mit Ausnahme der Forschungsreaktoren) über Jahrzehnte mit einer Anreicherung des spaltbaren Uran235 von drei bis fünf Prozent am Start. Neuerdings laufen die neuen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für neuere Reaktormodelle immer öfter im Bereich von deutlich über fünf bis zu 20 Prozent Uran235 im Brennstoff. Damit wird das Uran immer gefährlicher und gerät auch in offizieller Lesart in den Bereich der Atomwaffenfähigkeit. Die Festlegung für die Grenze von zivilen zu atomwaffenfähigen Uran ist in den 1950er/60er Jahren mal bei der Grenze von 20 Prozent definiert worden. Heute warnen vieler Forscher:innen, dass inzwischen vorhandene technische Möglichkeiten auch unterhalb von 20 Prozent für nukleare Explosionen taugen. Mindestens sogenannte schmutzigen Bomben wären möglich.

Hintergrund dieser Entwicklungen sind die Initiativen von Tech-Milliardären wie Bill Gates. Aber auch von anderen Akteuren, darunter das US-Department of Energy (DOE) in Verbindung mit dem Verteidigungsministerium der USA. Vorbild ist auch Russland. Stichwort: SMR-Reaktoren (Small-Modular-Reactors). Hier gibt es zwar auch viele Entwicklungen, die im Bereich herkömmlicher Atomstrom-Reaktoren angesiedelt sind. Besonderes Augenmerk haben aber möglichst kleine und kompakte Reaktorkonzepte, die möglichst über mehrere Jahre „wartungsfrei“ betrieben werden können. Und die möglichst sogar auf einem LKW oder per Schiff zum geplanten Einsatzort gebracht werden können. Klar: Da sind in erster Linie Militärbasen im Focus bzw., interessiert. Und die Rohstoff-Industrie, die in entlegenen Gegenden statt Kohle und Diesel von Nuklearbatterien träumt.

Dirk Seifert

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