Atomkatastrophe Fukushima: Japan will Unterstützung der G7-Staaten zur Einleitung von radioaktivem Tritium-Wasser in den Pazifik

Atomkatastrophe Fukushima: Japan will Unterstützung der G7-Staaten zur Einleitung von radioaktivem Tritium-Wasser in den Pazifik

Die japanische Regierung bekommt die Folgen der Fukushima-Katastrophe nicht wirklich in den Griff. Daher sollen große Mengen radioaktiven, mit Tritium belasteten Wassers in den Pazifik eingeleitet werden. Dazu strebt Japan nun in Rahmen des kommenden G7 Gipfels an, die Zustimmung der beteiligten Staaten einzuholen. Darunter auch die der Bundesrepublik. Dazu wird hinter den Kulissen gerungen. Es gibt Proteste. Derzeit ist die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke vor Ort.

Viele Staaten und Akteure haben erhebliche Bedenken gegen diese Planungen angemeldet. Dazu zählt die Nobelpreis-Organisation der Internationalen Ärzt:innen zur Verhütung eines Atomkrieges (IPPNW) und auch der BUND. Dessen Vorsitzender sagte jetzt auf Twitter: „Radioaktives Kühlwasser aus dem havarierten AKW Fukushima kostengünstig im Ozean verklappen zu wollen erweitert die Katastrophe. Ministerin Steffi Lemke muss beim G7 Umweltminister*innentreffen in Japan dieser Praxis klar eine Absage erteilen“, fordert Olaf Band. (Quelle: https://twitter.com/bund_net/status/1646773067157323781)

Angelika Claußen, Vorsitzende der IPPNW hatte jüngst in einer Stellungnahme im Rahmen einer Bundestagsanhörung gewarnt: „Nun hat die japanische Regierung vor, 1,3 Milliarden Tonnen radioaktiv verstrahltes Kühlwasser im Pazifik zu verklappen. Wir Ärztinnen und Ärzte von der IPPNW lehnen das strikt ab, denn die verbliebenen Radionuklide im Kühlwasser können in die Nahrungskette gelangen. Meeresbiologische Studien, die den Anreicherungsprozess von Radionukliden in Meerestieren abbilden, existieren nicht.“ Stellungnahme Dr. Angelika Claußen (Vorsitzende Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges – Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e. V. (IPPNW) ) A.-Drs. 20(16)143-B, oder auch hier direkt als download. IPNNW hatte sich bereits Anfang März deutlich gegen die geplanten radioaktiven Einleitungen ausgesprochen und die Kritik in einer PM veröffentlich, die gleich hier im Anschluss dokumentiert wird. 

Dokumentation: Die Presseerklärung von IPPNW zum Tritium-Wasser  vom 10. März 2023

Radioaktives Kühlwasser nicht im Pazifik verklappen!

Demonstration zum 12. Jahrestag der Atomkatastrophe von Fukushima

Zum 12. Jahrestag der Atomkatastrophe von Fukushima fordern die Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Sayonara Nukes Berlin, Green Planet Energy und die NaturFreunde Berlin ein definitives Ende der Atomkraft in Deutschland, eine Stilllegung der Atomanlagen in Lingen und Gronau und einen weltweiten Ausstieg aus der Atomenergie. Die Organisationen kritisieren die Einstufung der Atomenergie als nachhaltige Energieerzeugung in der EU-Taxonomie scharf und fordern den EURATOM-Vertrag zu kündigen. Sie rufen zur Demonstration am Samstag 11.03.2023 um 12:00 Uhr am Brandenburger Tor (Pariser Platz) in Berlin auf. Geschlossen warnen sie vor der Einleitung von radioaktiv verseuchtem Kühlwasser in die Meere und appellieren an die japanische Regierung, das Vorhaben zu stoppen.

„Trotz der katastrophalen Folgen des mehrfachen Super-GAUs von Fukushima droht er, in Vergessenheit zu geraten. Die japanische Regierung nutzt dies, um die bereits angefallenen 1,3 Milliarden Liter radioaktiv verseuchtes Kühlwasser kostengünstig im Pazifik zu verklappen. Die möglichen Folgen für das Ökosystem Meer und die Anreicherung in der Nahrungskette, bis zum Menschen, sind nicht absehbar“, mahnt Kinderarzt Dr. Alex Rosen von der IPPNW.

„Zwölf Jahre nach der Havarie der vier Atomreaktoren in Fukushima herrscht in den radioaktiv verstrahlten Gebieten weiterhin keine Normalität. Die Fukushima-Katastrophe zeigt nachhaltig, dass Atomenergie eine Risikotechnologie ist“, betont Yu Kajikawa von Sayonara Nukes Berlin. Noch immer leben etwa 32.000 Menschen als Evakuierte außerhalb der von Radioaktivität betroffenen Gebiete um Fukushima. Aus gesundheitlichen Gründen verweigern viele Menschen die Rückkehr in ihre verstrahlte Heimat, da sich diese nicht dauerhaft dekontaminieren lässt. Die gesundheitlichen Gefahren für die Bevölkerung dauern an. So ist beispielsweise die Schilddrüsenkrebsrate bei Kindern und Jugendlichen in der Präfektur Fukushima seit dem Super-GAU um das 15-fache erhöht.

„Fukushima bleibt eine Mahnung. Die unsägliche Debatte um weitere AKW-Laufzeitverlängerungen in Deutschland muss endlich aufhören“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy – und ergänzt: „Studien zeigen, dass der Nutzen der Atomkraft für die Energieversorgung minimal ist, ihre Kosten und Risiken aber enorm hoch sind. Die aktuelle Energiemarktkrise ist eine Krise der konventionellen Energien. Der schnelle Ausbau der Erneuerbaren ist die einzige nachhaltige Lösung.“

Das Bündnis verweist besonders auf zwei Risiken, die derzeit unübersehbar sind: der Krieg in der Ukraine und der Klimawandel.

„Der Ukraine-Krieg hat deutlich gemacht, dass Atomkraftwerke im Fall eines Angriffs zu einer Art Nuklearwaffen werden könnten“, warnt Yu Kajikawa von Sayonara Nukes Berlin. Im Hinblick auf die Situation am größten AKW Europas in Saporischschja erläutert IPPNW-Mitglied Dr. Alex Rosen: „Kein AKW der Welt ist für den Betrieb unter derartigen Bedingungen ausgelegt. Eine Kernschmelze wie in Tschernobyl oder Fukushima ist auch hier jederzeit möglich, wobei zivile Hilfe für die Betroffenen eines Atomunfalls inmitten des Krieges nur schwer möglich wäre. Vom Fallout eines erneuten Super-GAUs in der Ukraine wären wie schon 1986 große Teile Nord- und Mitteleuropas betroffen“.

Uwe Hiksch von den Berliner NaturFreunden fügt hinzu: „Auch dem Klimawandel können Atomkraftwerke nicht standhalten. Besonders eindrücklich und besorgniserregend ist das derzeit in Frankreich. Hier steht ein Großteil aller Atomkraftwerke des Landes seit vielen Monaten still. Grund dafür sind Korrosionsschäden und zu niedrige Wasserpegel in den Flüssen. Eine Verschärfung des Wassermangels zeichnet sich derzeit bereits ab.“


Weitere Informationen:
https://www.ippnw.de/atomenergie.html 

IPPNW-Information „Atomenergie – der Treibstoff für die Bombe“:
https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomwaffen/IPPNW-Information_Zivil-militaerische-Nutzung_2019.pdf 

Dirk Seifert

3 Gedanken zu “Atomkatastrophe Fukushima: Japan will Unterstützung der G7-Staaten zur Einleitung von radioaktivem Tritium-Wasser in den Pazifik

  1. ! Ecocid ist auf dem Weg, strafbar zu werden! Strahlende Substanzen in von Lebewesen bewohnte Gewässer zu entleeren töten nicht nur Tiere + Pflanzen, sondern landen über Nahrung im Menschen. Japan als Staat mit vulkanischer Tätigkeit hat schon genug angerichtet im eignen Land, auch wenn es die strahlenbedingten Krebsfälle systematisch zu verschleiern sucht, und baut unbeirrt weiter Atomkraft aus. Japan darf nicht auch noch den Planten außerhalb seines Territoriums zusätzlich ruinieren!

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