Von wegen Atomausstieg: Uranfabrik Gronau – Periodische Sicherheitsüberprüfung, Ausbau und Modernisierung

Von wegen Atomausstieg: Uranfabrik Gronau – Periodische Sicherheitsüberprüfung, Ausbau und Modernisierung

Die beiden bundesdeutschen Uranfabriken in Gronau und Lingen sind vom Atomausstieg ausgenommen. Sie werden nicht nur nicht stillgelegt. In beiden Uranfabriken stehen Neuerungen und Modernisierungen für die Herstellung von Uranbrennstoffen zum Einsatz in Atomkraftwerken an. Die Uranfabrik in Gronau durchläuft derzeit das atomrechtliche Verfahren einer periodischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ. Die Prüfung muss alle zehn Jahre erfolgen. Außerdem hat der Betreiber angekündigt, dass ein dreistelliger Millionenbetrag in den Umbau und die Modernisierung der Urananreicherungsanlage gesteckt werden soll. Neue Zentrifugen sollen nachgerüstet, die sogenannte Trennarbeit von Uran im Rahmen der zulässigen Gesamtmenge soll erhöht werden.

Die periorische Sicherheitsüberprüfung ist offenbar weit fortgeschritten, hat sich aber deutlich verzögert. Ein Hinweis auf die laufende PSÜ bzw. die Überprüfung und Bewertung der Untersuchungen ist hier beim Öko-Insititut online: Begutachtung und Bewertung der Sicherheitsüberprüfung 2021 der Urananreicherungsanlage Gronau der Urenco Deutschland GmbH. Demnach sollte die Überprüfung der Berichte durch das Öko-Institut bereits Ende 2022 abgeschlossen sein, dauert aber offenbar noch an.

  • Seitens der Landesregierung in NRW gibt es online offenbar keine Informationen zur periodischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ für die URENCO in Gronau. Hier informiert das zuständige, von den Grünen geführte Wirtschaftsministerium des Landes als Atomaufsicht über die Anlage in Gronau. Über die PSÜ ist dort nichts zu finden. (Informationen dazu gern an info@umweltFAIRaendern.de)

Nicht nur in Gronau, sondern auch an den anderen Standorten in den Niederlanden, Großbritannien und den USA will das drei-staatliche Unternehmen URENCO in den Ausbau der Urananreicherung investieren. Das hatten zuletzt verschiedene Medien berichtet, darunter die Westfälischen Nachrichten (siehe hier hinter einer Paywall). Außerdem soll offenbar demnächst ein seit Jahren fertiggestelltes Atommülllager in Gronau in Betrieb genommen werden.

Da bei der Anreicherung von Uran als Nebenprodukt abgereichertes Uran in großen Mengen anfällt, muss dies langfristig gelagert werden. Dazu muss es aus der chemisch gefährlichen Form Uranhexafluorid zu dem weniger brisanten Uranoxid U3O8 umgewandelt werden. In diesem Zustand soll das Uran nun offenbar demnächst in Gronau in der bestehenden Halle eingelagert werden. Es geht dabei um Zig-Tausend Tonnen Uran.

  • Das Atomgesetz überlässt es den Betreibern, ob es sich bei diesem abgereicherten Uran um Atommüll oder ein Wirtschaftsgut handelt. Der Bund rechnet in seinen Planungen mit rund 100.000 Tonen Uranmüll im Zusammenhang mit der URENCO, die möglicherweise in ein Endlager für leicht- und mittelradioaktive Abfälle müssten. Dafür müsste ein neues Endlager gefunden werden, denn im geplanten Endlager Schacht Konrad darf diese Art Atommüll nicht eingelagert werden.

Neben einem neuen Verwaltungsgebäude sollen auch die Zentrifugen, in denen die Anreicherung des Urans zum Kernbrennstoff für Atomkraftwerke erfolgt, ausgetauscht und modernisiert werden. Derzeit liegt die Produktion bei 3.700 Jahrestonnen. Zulässig wären im Rahmen der zuletzt 2005 erteilten Genehmigung bis zu 4.500 Tonnen. Die URENCO hat mit ihren vier Uranfabriken einen Weltmarktanteil von rund 30 Prozent, 7 Prozent stammen aus Gronau.

Die Urananreicherungsanlage der URENCO ist eine äußerst brisante Atomtechnik. Grundsätzlich könnte in den Zentrifugen auch atomwaffenfähiges Uran hergestellt werden. Damit das nicht geschieht, bestehen völkerrechtliche Verträge, die die Anreicheurng auf rund 6 Prozent Uran235 begrenzen und außerdem mit einem komplexens Kontrollsystem unter Beteiligung von EURATOM und der IAEO sicherstellt, dass es zu keinem Mißbrauch kommt.

Neben den Niederlanden und Großbritannien sind die deutschen Unternehmen RWE und E.on an der URENCO beteiligt. Die beiden Konzernen hatten schon vor Jahren angekündigt, die Anteile verkaufen zu wollen, weil für sie nach dem Atomausstieg die Uranfabrik in Gronau keinen Sinn mehr macht. Aber: Weil die Urananreicherung eben unter militärischen Gesichtspunkten überaus brisant ist (siehe die Debatten um die Urananreicherung im Iran), ist ein Verkauf ohne weiteres nicht möglich. Zuletzt hatten die Medien hier über die Problem beim Verkauf berichtet (z.B. WiWo). Faktisch können RWE und E.on ihre Anteile nicht verkaufen, ohne das die Bundesregierung und andere Staaten dem zustimmen.

Im Bundestag hatten nicht nur die Linken, sondern auch die Grünen immer wieder die Stilllegung der Uranfabriken in Gronau und Lingen gefordert. Im aktuellen Koalitionsvertrag ist dazu allerdings nichts mehr zu finden. Die FDP hatte das blockiert und SPD und Grüne haben das akzeptiert. Auch in den Bundesländern NRW (Gronau) und Niedersachsen (Lingen) sind die Grünen an den Landesregierungen beteiligt und für die Uranfabriken zuständig. In Sachen Stilllegung der Uranfabriken verweisen die Landes-Grünen auf die Bundes-Grünen.

 

Dirk Seifert

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